Mord an Stewardess Wie die Polizei einem mutmaßlichen Mörder nach 16 Jahren auf die Spur gekommen ist
16 Jahre nach dem gewaltsamen Tod einer Stewardess hat die Polizei den vielleicht entscheidenden Hinweis gefunden. Ein Mann aus Hessen wurde festgenommen.
Seit Freitag sitzt ein 57-jähriger Mann aus Hessen in Haft. Er wird verdächtigt, vor fast 16 Jahren die Stewardess Claudia K. in Velbert bei Essen (Nordrhein-Westfalen) ermordet zu haben. Ein paar winzige Hautschuppen haben die Ermittler nun auf die Spur des Mannes aus dem Wetteraukreis gebracht, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag in Düsseldorf mitteilten.
Neue Technik im Einsatz
An der Kleidung der Toten waren demnach 2007 mehrere Hautschuppen des vermeintlichen Mörders sichergestellt worden. Mit Hilfe einer neuen Technik sei es nun gelungen, diese Schuppen auf den vielen Klebefolien aufzuspüren, mit denen die Leiche damals routinemäßig zur Sicherung von Faserspuren abgeklebt worden war.
Der Tatverdächtige war bereits wegen einer Serie von elf Überfällen auf Tankstellen zu acht Jahren Haft verurteilt worden und hat die Strafe mittlerweile verbüßt. Zu den neuen Vorwürfen schweigt er.
Sohn entdeckte tote Mutter
Die Leiche von Flugbegleiterin Claudia K. war am 1. Februar 2007 von ihrem damals 14-jährigen Sohn entdeckt worden, als der Jugendliche von der Schule nach Hause kam. Es fanden sich keine Einbruchspuren, auch wurde offenbar nichts entwendet. Die Frau war mit einem schweren Gegenstand erschlagen worden.
Einige Stunden zuvor hatte die 47-Jährige ein Telefonat mit ihrer Mutter beendet, weil es an der Tür geklingelt hatte. Zeugen hatten einen Mann an der Haustür beobachtet. Das auf der Basis ihrer Beschreibung angefertigte Phantombild ähnele dem nun Festgenommenen.
Sohn sichtlich bewegt
Der Sohn habe die Nachricht von der Festnahme des mutmaßlichen Mörders seiner Mutter sichtlich bewegt aufgenommen, berichteten die Ermittler am Montag. Der Verdächtige tauchte schon damals in den Akten auf, aber nur als Zeuge. Er kenne die Getötete nicht und sei auch nie in ihrer Wohnung gewesen, gab er damals zu Protokoll. Eine Aussage, die nun im Widerspruch zur Spurenlage steht.
Die Flugbegleiterin hatte sich einige Monate zuvor von ihrem Ehemann getrennt, der danach nach Hessen gezogen war. Zeugen aus dem direkten Umfeld hatten ausgesagt, der Ehemann habe damit gedroht, seine Frau umzubringen oder umbringen zu lassen. Als unmittelbarer Täter konnte er aber schnell ausgeschlossen werden, der jetzt festgenommene Verdächtige gilt aber als Bekannter des Ehemanns.
Rolle des Ehemanns bleibt ungeklärt
Und als mutmaßlicher Drahtzieher des Mordes wird sich der Ehemann nicht mehr verantworten müssen: Wenige Tage nach dem Mord an seiner Frau hatte er sich in Bensheim (Bergstraße) erschossen. In seinem Abschiedsbrief habe er kein Geständnis hinterlassen. Die Ermittler hatten damals betont, dass sie von seiner Unschuld ausgingen.
Gut zwei Monate nach dem Mord hatte die Polizei rund 700 Männer zum DNA-Massentest aufgerufen. Bei den Betroffenen handelte es sich um nahezu alle männlichen Mitglieder eines Velberter Fitness-Clubs. Die 47-Jährige war ebenfalls Mitglied dieses Clubs. Doch einen Treffer ergab der Test nicht.
Danach war der Fall als ungeklärt zu den Akten gekommen. Doch vor zwei Jahren hatten sich Mordermittler die ungeklärten Mordfälle, sogenannte "Cold Cases", noch einmal vorgenommen.
Sendung: hr3, 04.09.23, 16 Uhr
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