Nach Störungen bei Boxer-Film Kinos verschärfen Sicherheitsmaßnahmen bei "Creed III"

Nach Berichten über Unruhen bei den Vorführungen des "Rocky"-Nachfolgers "Creed III" beugen mehrere hessische Kinobetreiber vor. Nach einem Vorfall in Essen war von einem TikTok-Trend die Rede. Die Wahrheit ist wohl viel simpler.

Filmplakat des Hauptdarstellers des Films Creed 3, Michael B. Jordan, der in Boxershorts in einem Boxring sitzt
Der Rocky-Nachfolgerfilm "Creed III" zieht überraschend viel junges Publikum an. Bild © Imago Images
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Nach Zwischenfällen bei Vorführungen zu dem US-amerikanischen Boxer-Film "Creed III – Rocky’s Legacy" am vergangenen Wochenende haben mehrere hessische Kinos ihre Sicherheitsmaßnahmen verschärft. So hob unter anderem die Astor Film Lounge in Frankfurt das Eintrittsalter des eigentlich ab 12 Jahren freigegebenen Films auf 18 Jahre an. Für jüngere Besucher wird die Begleitung durch einen Erziehungsberechtigten erbeten.

Auch in Gelnhausen (Main-Kinzig) reagierte der Inhaber vorsorglich, nachdem zum Filmstart am vergangenen Wochenende jugendliche Kinobesucher in Hamburg, Essen und Bremen die Vorstellungen massiv gestört und unter anderem mit Cola, Nachos oder Popcorn auf die Leinwand und andere Menschen geworfen hatten. "Wir selbst hatten zwar keine Vorfälle, aber wir haben das Einlassalter vorsichtshalber auf 16 Jahre angehoben und sind während der Vorstellung mehr im Saal präsent", sagte Betreiber Stephan Schneevogl auf hr-Anfrage.

Kinokette führt verschmutzte Säle nicht auf Challenge zurück

Für das Darmstädter Kinopolis gelten nach Angaben einer Sprecherin der Kinokette nun ebenfalls "verschärfte Sicherheitskontrollen vor und in den Vorstellungen von Creed III". Diese seien erfolgt, nachdem dass das Programm an einigen wenigen Vorstellungen der bundesweit 16 Standorte "aufgrund von Unruhen" kurzzeitig unterbrochen worden war. Die Säle seien stark verschmutzt hinterlassen worden. Ein vergleichbares Verhalten des überwiegend jungen Publikums in diesem Ausmaß sei der Kette bisher nicht bekannt.

Durch einen Essener Polizeibericht entstandene Spekulationen, eine TikTok-Challenge könne Ursache für bewusst herbeigeführte Störungen während der Vorführungen sein, sieht Kinopolis trotzdem nicht. Es werde auf der Plattform nicht direkt dazu aufgerufen, die Kinosäle zu verschmutzen, so die Sprecherin. "Vielmehr scheint der Film eine Altersgruppe anzusprechen, für die TikTok ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens ist. Sie zeichnen alles auf, was ihnen gerade im Alltag wichtig erscheint."

Kinoverbandschefin Christine Berg hatte zuvor die Ausschreitungen bei "Creed III"-Vorführungen in Hamburg, Essen und Bremen als Einzelfälle bezeichnet. Es sei wichtig, das einzuordnen, sagte Berg. Die CineStar-Geschäftsführung, zu der unter anderem das CineStar Metropolis in Frankfurt gehört, berichtete auf hr-Anfrage von Störungen in zwei von bundesweit 598 Vorstellungen. Ob es sich bei dieser überschaubaren Zahl um eine ungewöhnlich hohe Anzahl handele, wollte sie nicht kommentieren. Die Kette kündigte ebenfalls verstärkte Sicherheitsmaßnahmen an.

Angebliche Ausschreitungen in Kassel gab es laut Betreiber gar nicht

Zu einem Medienbericht, wonach es in Offenbach vor dem Hintergrund einer Challenge zu Ausschreitungen gekommen sein soll, äußerte sich die Kette Cinemaxx auf Anfrage nicht. Sie bestätigte jedoch auf bundesweiter Ebene "vereinzelte Störungen" während der Filmvorführung von "Creed III".

Ein Polizeisprecher bestätigte zwar gegenüber dem hr einen Polizeieinsatz an dem Kino. Dieser habe aufgrund einer Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen stattgefunden, die ihre Anfänge in einer Rempelei offenbar während der Aufführung des Films gehabt habe. Allerdings sei kein Hinweis auf eine Challenge oder auf einen direkten Zusammenhang mit dem Film selbst zu erkennen gewesen. "So eine Auseinandersetzung kommt auch so ab und zu vor."

"Aus einer Mücke einen Elefanten gemacht"

Ein Bericht HNA-Homepage, nach dem es im Cineplex Capitol in Kassel angeblich zu Ausschreitungen gekommen war, wurde inzwischen wieder offline genommen. Nach Angaben des Kinobetreibers Wolfgang Schäfer hat es die gar nicht gegeben: "Als wir das gelesen haben, waren wir völlig entsetzt."

Obwohl es bei den "Creed"-Vorstellungen in Schäfers Kino keinerlei Auffälligkeiten gegeben habe, habe man aufgrund des internen Austauschs mit anderen Kinobetreibern vorsichtshalber reagiert. Zum Start jeder Vorstellung gebe es einen Hinweis auf der Kinoleinwand, sich angemessen zu verhalten, sagte Schäfer. Am Eingang sei "extrafreundliches Personal" postiert worden, das auch hin und wieder mal in den Saal schaue. "Im Nachhinein hätte man das aber auch sein lassen können: Bei uns ist alles ruhig. Hier wurde aus einer Mücke eine Elefant gemacht."

Viel besser besucht als erwartet

Zwei Auffälligkeiten hat Schäfer aber doch ausgemacht. Der Film sei stärker von jungem Publikum besucht als vermutet, und insgesamt auch viel stärker besucht als vorhergesagt: "Vielleicht kriegt er durch die Medienberichterstattung einen Schub."

In Hinblick auf die nächsten Tage freue er sich auf sein "Creed"-Publikum. Es kämen auch viele Väter, die schon mit den "Rocky"-Vorgängerfilmen aufgewachsen seien, und schauten sich den neuen Film nun mit ihren Söhnen an.

Auch der Gelnhäuser Kinobetreiber Schneevogl ist in Hinblick auf dieses Wochenende optimistisch. Er geht davon aus, dass die "Creed"-Vorstellungen am Wochenende voll werden - und es ruhig bleibt. Sollte es wider Erwarten doch zu einer TikTok-Challenge kommen, hat er einen Vorschlag: "Kauf' dem Kinobetreiber so viel Popcorn ab, dass er sich die Heizkosten leisten kann. Das wäre eine schöne Challenge."

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Quelle: hessenschau.de, Andreas Hieke, Kathrin Klatt, dpa/lhe