Neue Lebensräume Nachwuchs bei Wölfen in Hessen erwartet
2023 könnte sich die Wolfspopulation hierzulande deutlich erhöhen: Das hessische Wolfszentrum geht von Nachwuchs in allen Rudeln aus - und neuen Tieren, die aus benachbarten Bundesländern kommen könnten.
Die Wolfspopulation in Hessen wird in diesem Jahr voraussichtlich weiter anwachsen. Davon geht Annika Ploenes vom Wolfszentrum des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) in Wiesbaden aus.
Der Expertin zufolge werden in allen hessischen Wolfsterritorien mit einem Paar oder Rudel im neuen Jahr voraussichtlich Welpen zur Welt kommen. "Wir rechnen weiterhin mit durchziehenden Wölfen in Hessen sowie damit, dass weitere Wölfe in Hessen sesshaft werden", erklärte Ploenes auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa.
Andere Gebiete schon besetzt
In anderen Bundesländern sei der überwiegende Teil der Gebiete, die sich für Wölfe eignen, bereits durch Territorien besetzt. "Die Welpen aus diesen Gebieten suchen dementsprechend in anderen Bundesländern nach einem für sie geeigneten Lebensraum", sagte Ploenes.
Vermutlich auch in Hessen: Eine deutschlandweite Studie habe gezeigt, das die Region weitere potenzielle Lebensräume für Wölfe bietet.
Drei Rudel in Hessen
Mitte Dezember waren in Hessen drei Rudel bekannt: in Rüdesheim (Rheingau), im Stölzinger Gebirge in Nordhessen sowie in der Rhön im bayerisch-hessischen Grenzgebiet am Truppenübungsplatz Wildflecken (Bayern), der in nicht weit von Gersfeld (Fulda) entfernt liegt. In Nordhessen waren im Sommer junge Wolfswelpen in eine Kamerafalle getappt.
Darüber hinaus ist laut der Expertin im Bereich Butzbach (Wetterau) ein Einzelwolf sesshaft, der aus dem Rudel Leuscheid im nördlichen Rheinland-Pfalz stammt. "Im Vergleich zu östlichen Bundesländern leben in Hessen noch wenige sesshafte Wölfe", sagte Ploenes. Bedroht würden die Tiere durch Krankheiten oder Verkehrsunfälle.
Besserer Schutz von Nutztieren gefordert
Bis Mitte Dezember hat es im Jahr 2022 nach HLNUG-Angaben insgesamt zehn nachgewiesene Wolfsübergriffe auf Nutztiere gegeben, bei denen 17 Tiere getötet wurden. Ein Großteil der getöteten Tiere sei nicht sachgerecht geschützt und beispielsweise nicht oder nur teilweise eingezäunt gewesen, sagte Ploenes.
Da die Anzahl der Wölfe in Hessen steigen werde, bestehe die "dringliche Notwendigkeit", Weidetiere besser zu schützen. Inzwischen seien insgesamt 56 amtliche und 35 ehrenamtliche Wolfsberater und -beraterinnen in Hessen unterwegs, unter anderem um Wild- und Nutztierschäden zu dokumentieren.