Neue Ermittlungen Ex-Bürgermeister von Kalbach darf kein "Freigänger" mehr sein
Der Kalbacher Ex-Bürgermeister ist verurteilt, war zuletzt im offenen Vollzug aber fürs Ordnungsamt tätig. Wegen neuer Vorwürfe muss der ehemalige Verwaltungschef jetzt hinter Gittern bleiben.
Der ehemalige Bürgermeister von Kalbach (Fulda) ist Ende 2022 wegen Betrugs zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Zuletzt hatte er das Privileg, als "Freigänger" für das Ordnungsamt in Jossgrund (Main-Kinzig) arbeiten zu dürfen. Wegen neuer Ermittlungen gegen ihn ist er seinen Job in Freiheit allerdings vorerst los.
Dem Ex-Bürgermeister wurde der Freigänger-Status entzogen, wie der Bürgermeister der Gemeinde Jossgrund, Victor Röder (SPD), am Montag auf Anfrage bestätigte. Er hatte eine entsprechende Nachricht aus dem Gefängnis in Hünfeld (Fulda) bekommen. Zuvor hatte die Fuldaer Zeitung darüber berichtet.
Vorwurf der Bedrohung steht im Raum
Der Ex-Bürgermeister soll bei einem Freigang auf einer Kirmes jemanden bedroht haben. Deswegen darf er das Gefängnis vorerst nicht verlassen. Was genau vorliegt, ist dem Jossgrunder Bürgermeister Röder noch nicht bekannt. Er bekam noch keine Gelegenheit, Einzelheiten aus den Akten oder vom Anwalt des Ex-Bürgermeisters zu erfahren.
Eine Sprecherin der Staatsanwaltschaft Fulda bestätigte auf hr-Anfrage Ermittlungen gegen einen nicht weiter genannten Bürgermeister aus der Region.
Wie lange der Freigänger-Status nun entzogen wird, ist noch unklar. Somit ist auch ungewiss, ob der Ex-Bürgermeister noch mal in die Verwaltung von Jossgrund zurückkehren darf. Ob das Experiment mit einem Häftling als Mitarbeiter des Ordnungsamts misslungen und beendet ist, sei noch nicht entschieden, sagte Röder.
Zwischen Knast und kommunaler Verwaltung gependelt
Die neue Anstellung für den Ex-Bürgermeister hatte in Jossgrund und darüber hinaus für großes Aufsehen gesorgt. Seit Anfang September arbeitete er dort in der Verwaltung. Er bewegte sich im offenen Vollzug zwischen Knast und kommunaler Verwaltung. Der Jossgrunder Bürgermeister Röder sah es als Akt der Resozialisierung an, er wollte dem Verurteilten eine neue Chance geben.
In der Bevölkerung hatte das aber zuweilen für Befremden gesorgt. Schließlich wurde er Ex-Bürgermeister im November 2022 zu einer Haftstrafe von zwei Jahren und drei Monaten wegen Betrugs verurteilt. Er hatte nach Überzeugung des Landgerichts Fulda einen gesundheitlich angeschlagenen, dementen Rentner um 34.000 Euro gebracht.
34 Mal 1.000 Euro abgehoben
Der Verurteilte wurde durch eine private Bekanntschaft als Bevollmächtigter des 90 Jahre alten Mannes eingesetzt. Dann habe er das Vertrauen des Seniors ausgenutzt, Geld von seinem Konto abgehoben - 34 Mal 1.000 Euro - und als Privatperson veruntreut. Das Geld des Rentners war laut Gericht eine zusätzliche Einnahmequelle für den Amtsträger, der zwischen 2014 bis 2020 sechs Jahre lang parteiloser Bürgermeister von Kalbach war.
Er versuchte sich juristisch gegen das Urteil zu wehren - erfolglos. Ende 2023 musste er seine Haftstrafe antreten. Bis zuletzt beteuerte er seine Unschuld. Er findet, dass er zu Unrecht im Gefängnis sitzt.
Bewerbung hinter Gittern
Hinter Gittern bewarb sich der Ex-Bürgermeister bei der Gemeinde Jossgrund für eine ausgeschriebene Stelle im Ordnungsamt. Die Qualifikation dafür hat er allemal, schließlich war er nach seiner Tätigkeit in Kalbach auch mal Ordnungsamtsleiter der Gemeinde Gründau (Main-Kinzig).
Im Bewerbungsverfahren in Jossgrund überzeugte er Bürgermeister Röder und den Gemeindevorstand - allerdings auch mangels genug guter Bewerbungen.