Weil sie mehrere hunderttausend Euro Steuern hinterzogen haben, sind am Donnerstag zwei Zahnärzte aus Pfungstadt (Darmstadt-Dieburg) vor dem Landgericht Darmstadt zu jeweils drei Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt worden.

Die Zwillinge Thomas und Andreas J. wurden der Steuerhinterziehung in je sechs Fällen schuldig gesprochen, bei zweien davon handelt es sich um versuchte Steuerhinterziehung. Richter Mathis Dreher sah es als erwiesen an, dass die Brüder rund 800.000 Euro Steuern hinterzogen haben, wobei es bei gut einer halben Million beim Versuch blieb. Insgesamt sei ein Steuerschaden von rund 1,8 Millionen Euro entstanden.

Auch ein Unternehmensberater, der mit dem Brüderpaar gearbeitet hat, wurde zu einem Jahr und sechs Monaten verurteilt. Diese Strafe wurde auf Bewährung ausgesetzt. Den Zwillingen werden wegen einer Verfahrensverzögerung zwei Monate als bereits vollstreckt angerechnet.

Die Zahnärzte haben eine Woche Zeit, Revision einzulegen. Die Anklage rechnet bereits damit, dass die Brüder diesen Schritt gehen werden.

Zwillinge sichtlich mitgenommen

Die Verurteilten wirkten im Gerichtssaal sichtlich mitgenommen. "Es tut mir unsäglich leid", sagte Andreas J. kurz vor der Urteilsverkündung. Er entschuldigte sich für sein "Versagen und die falschen Entscheidungen". Auch Thomas J. entschuldigte sich, ihm brach beim Reden immer wieder die Stimme weg.

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Weil die 65 Jahre alte Schwester der Zwillinge auch Teil der Praxisgemeinschaft ist, wurde auch gegen sie ermittelt. Offenbar wusste sie aber nicht um die vorsätzlichen Straftaten. Deshalb wurde die Anklage und somit auch der Vorwurf der Steuerhinterziehung in ihrem Fall fallengelassen.

Rennwagen als Betriebsausgaben abgesetzt

Den Zwillingen wurde unter anderem vorgeworfen, sie hätten zeitweise bis zu 13 Porsche besessen, die sie unter anderem bei verschiedenen Rennen mit ihrem eigenen Motorsportteam eingesetzt haben sollen. Diese Autos sollen sie über eine Marketingagentur als Betriebskosten abgesetzt haben.

Zudem sollen die Brüder mitunter Rechnungen fingiert und Einnahmen falsch verbucht haben. Für Behandlungen sollen sie mit Bargeld in Höhe von 823.000 Euro bezahlt worden sein. Auch ihre eigene Mutter, die mittlerweile 89 Jahre alt ist, sei zeitweise in einem der Unternehmen beschäftigt gewesen.

Prominentes Klientel

Die Zahnklinik ist in der Region durchaus bekannt, nicht zuletzt durch ihr teils prominentes Klientel. Modemacher Harald Glööckler und Hollywood-Star Brigitte Nielsen haben sich hier bereits ihre Zähne richten lassen. "Ich wusste mich in besten Händen. Wir wurden Freunde", schrieb Paradiesvogel Glööckler vor gut zehn Jahren über die Klinik. Laut Bild-Zeitung soll er 50.000 Euro für die Behandlung gezahlt haben.

Wenige Tage vor Prozessbeginn war in der Klinik in Pfungstadt ein Feuer ausgebrochen, bei der laut Polizei teure Laboreinrichtung beschädigt wurde. Die Ermittlungen ergaben einen tzechnischen Defekt als Brandursache.

Auf der Homepage der Zahnklinik ist bis heute ein Infotext zu lesen, in dem die Praxis von einem "erheblichen Schaden" spricht. Behandlungen könnten derzeit "nicht wie geplant durchgeführt werden".