Polizei Südhessen rät zu speziellen Handy-Hüllen 1.800 unbeabsichtigte "Hintern-Notrufe" allein im Juni

Die Polizei in Südhessen ertrinkt in unbeabsichtigten Notrufen: Allein im Juni gingen bei der Leitstelle in Darmstadt rund 1.800 "Hintern-Notrufe" ein - von Handys, die unbeabsichtigt die 110 gewählt hatten. Nun rät die Polizei zu speziellen Handy-Hüllen.

Paar spaziert, Frau hat Handy in Gesäßtasche
Wer weiß, ob diese Frau nicht gerade den Polizei-Notruf an der Strippe hat. Bild © Imago Images
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Wer kennt es nicht? Man genießt sein Leben, ahnt nichts Böses, und plötzlich macht sich das Smartphone in der Hosentasche selbständig, öffnet willkürlich Apps oder ruft eine x-beliebige Nummer aus dem Telefonbuch an.

Meist merkt man das erst, wenn es zu spät ist und der ehemalige Kumpel aus der Mittelstufe bereits zurückgerufen hat und ein ungewollter Smalltalk fällig wird.

1.800 "butt-dials" allein im Juni

Eine Urangst für introvertierte Menschen und offenbar auch ein ernsthaftes Problem für die Polizei in Südhessen. Denn die hat nun Alarm geschlagen und auf das Phänomen der sogenannten "butt-dials", auf Deutsch "Hintern-Anrufe", hingewiesen.

Allein im Juni seien in der Leitstelle des Polizeipräsidiums Südhessen in Darmstadt 1.800 solcher "Hintern-Notrufe" eingegangen, teilte die Polizei am Dienstag mit. Im Juli wurden bis zum 21. des Monats 550 "butt-dials" gezählt.

Polizei geht jedem Notruf nach

"Grundsätzlich muss jedem Notruf, auch wenn unbeabsichtigt, nachgegangen werden", erklärte die Polizei.

Das heißt nicht nur, dass jemand den Anruf entgegennehmen muss. Meldet sich niemand am anderen Ende der Leitung, folgen im Zweifel auch einige Rückrufversuche, ehe die Beamten jemanden an die Strippe bekommen. Das bindet Personal und kostet Zeit.

Polizei rät zur Klapphülle

Weil in jüngster Zeit offensichtlich viele Menschen in Südhessen ihr Handy nicht im Griff hatten, hat die Polizei nun einige Verhaltenstipps herausgegeben, um die Zahl der ungewollten Anrufe zu reduzieren:

  • Die Polizei rät Smartphone-Besitzern, sich eine Schutzhülle zuzulegen, die auch das Display abdeckt.
  • Nicht nur wird empfohlen, stets das Display zu sperren, bevor man das Smartphone in die Hosentasche steckt. Zudem haben einige Handys eine automatisierte Displaysperre, die in den Einstellungen aktiviert werden kann.
  • Bei der Entsperrfunktion sollen Handybesitzer darauf achten, keine simplen Gesten wie das "zur Seite wischen" einzustellen, sondern möglichst komplexe Streichmuster oder Zahlenkombinationen.
  • Anruf-Schnellzugriffe sollen wenn möglich auf die hinteren Seiten des Displays gelegt werden.
  • Zudem wird empfohlen, im App-Store nach speziellen Apps seriöser Anbieter zu suchen, die unbeabsichtigte Anrufe verhindern sollen.
Ein Mann hält ein Smartphone mit Klapphülle in der Hand.
Die Polizei rät zur Klapphülle für Smartphones. Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)

Vor allem Android-Geräte betroffen

Das Problem betrifft laut Polizei vor allem Besitzer von Android-Smartphones. Diese waren im Zusammenhang mit ungewollten Anrufen bereits vor Kurzem in den Schlagzeilen gewesen.

Grund war ein Update des Betriebssystems (Version 13), das dafür sorgte, dass bei Erschütterungen oder teilweise auch beim Ausschalten des Handys die Notruf-Automatik ausgelöst wurde.

So war nach Angaben der Leitstelle im Landkreis Groß-Gerau die Zahl der Notrufe durch dieses Phänomen im Mai um ganze 25 Prozent angestiegen. Ein Update des Betriebssystems sorgte nicht bei allen für Abhilfe, denn die Hersteller der Smartphones mussten das Update erst implementieren – und das dauerte bei manchen Anbietern länger. Mittlerweile dürfte sich dieses Problem erledigt haben - das ist bei den "butt-dials" offenkundig nicht der Fall.

Quelle: hessenschau.de/Fabian Weidenhausen