Seltenes Naturschauspiel Polarlichter tanzen über den hessischen Himmel
Bunte Nächte begeistern in diesen Tagen viele Menschen im Land. Die stärksten Sonnenaktivitäten seit rund 20 Jahren tragen die Polarlichter bis nach Hessen.
In der Nacht zum Samstag haben sich wie von Sternbeobachtern und Metereologen angekündigt die Polarlichter über Hessen gezeigt. Grund für die seltenen grünen, violetten und pinken Nordlichter, die sich sonst nur am Nachthimmel bis nach Skandinavien erstrecken, ist ein sogenannter Sonnensturm.
Am Freitag warnte der Amerikanische Wetterdienst NOAA (National Oceanic and Atmospheric Administration) vor einem Sonnensturm der Stufe fünf. Es kommt dabei offenbar zu Massenauswürfen der Sonne, also riesigen Ausstößen von sogenanntem Plasma.
Diese Kategorie auf der fünfstufigen Skala sei zuletzt im Oktober 2003 erreicht worden. Die rötlich-grünen Polarlichter entstehen dann, wenn elektrisch geladene Teilchen von der Sonne in die Erdatmosphäre geschleudert werden.
Im Dunkeln zu beobachten
Dies führte in der Nacht zum Samstag zu einem außergewöhnlichen Lichtspektakel auch am hessischen Himmel. Besonders gut sichtbar waren die Polarlichter dort, wo es dunkel war - also draußen in der Natur, weit weg von Straßenlaternen oder anderen Lichtern. Gut geeignet dafür waren zum Beispiel erhöhte Orte. Doch auch das Wetter musste für die Polarlichtsichtungen mitspielen.
Sternenklare Verhältnisse ließen einen Blick auf das Naturschauspiel zu, etwa über Riedstadt (Groß-Gerau), dem Pferdskopf bei Schmitten-Treisberg (Hochtaunus), Braunfels (Lahn-Dill), Amöneburg (Marburg-Biedenkopf) oder über der Wasserkuppe bei Gersfeld (Fulda). Dutzende Menschen warteten dort bis tief in die Nacht auf die Polarlichter.
Auch über Frankfurts Skyline leuchtete der Himmel lila-grün, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) auf X teilte.
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Chancen für Wiederholung gesunken
Eigentlich hatten die Experten der US-Wetterbehörde NOAA ähnliche Bedingungen auch für die Nacht zum Sonntag angekündigt. Doch im Laufe des Samstags änderten sie ihre Prognose und setzten ihre Warnung von der Stufe fünf auf die Stufe eins bis zwei zurück.
Auch in der Nacht zum Sonntag konnten Menschen laut DWD die Polarlichter erleben, allerdings kaum noch mit bloßem Auge. Mit einer Kamera ließ sich der Anblick aber mit etwas Geduld und einer langen Belichtungszeit festhalten.
Dabei sollten gerade in der Nacht zum Sonntag bessere Sichtbedingungen herrschen als noch in der Nacht zuvor. Der Himmel sei verbreitet sternenklar, nur im Südwesten Hessens könne es leichte Schleierwolken geben, sagte hr-Meteorolgin Pila Bossmann.
Ganz vorbei ist die Polarlicht-Party aber vielleicht doch nicht. Laut NOAA werden in den kommenden Tagen weitere Plasmawolken erwartet, die erneut für gut sichtbare Polarlichter sorgen könnten.
Flughafen Frankfurt: Keine Auswirkungen registriert
Negative Auswirkungen hatte der Sonnensturm in Hessen in der Nacht zum Samstag wohl nicht. Denn außer zu dem seltenen Lichtspektakel können solche starken Sonnenaktivitäten zu Störungen bei Navigationssystemen oder Stromnetzen führen.
Wie eine Sprecherin des Frankfurter Flughafens am Samstagmorgen sagte, gab es aber keine Zwischenfälle wegen des Sonnensturms. 2023 zeigten sich die Polarlichter zuletzt über Hessen. Der ähnlich starke Sonnensturm im Jahr 2003 hatte in Schweden sogar zu Stromausfällen geführt.
Warum so viel Polarlicht?
Verantwortlich für die Häufung von Polarlichtsichtungen in Hessen ist die gesteigerte Sonnenaktivität. Diese durchlebt einen elfjährigen Zyklus mit mal schwacher, mal starker Aktivität, und gerade bewegen wir uns auf das Aktivitätsmaximum des aktuellen Zyklus zu.
Erkennen lässt sich das an den sogenannten Sonnenflecken. Je mehr Flecken, desto aktiver ist die Sonne. Diese Flecken explodieren manchmal und schicken dann Plasmawolken in den Weltraum.
Passt die Richtung, treffen sie auf die Erde, werden an den Polen eingefangen und bringen Teilchen in der Ionosphäre zum Leuchten – das Polarlicht entsteht. Je mehr Plasma sich von der Sonne löst, desto intensiver wird das Ereignis.
Riesiger Sonnenfleck
Der Sonnenfleck, der für die explosive Aktivität in dieser Woche und die vielen Ausbrüche von Sonnenplasma verantwortlich ist, ist gigantisch groß. Er misst mehr als 200.000 Kilometer von Ost nach West und ist damit mehr als 15-mal größer als der Erddurchmesser.
Sendung: hr-iNFO, 11.05.2024, 8 Uhr
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