Angreifer war auf Bewährung frei Polizist am Herborner Bahnhof erstochen
Nach der tödlichen Messerattacke auf einen Polizeibeamten am Donnerstagmorgen (24.12.2015) am Bahnhof von Herborn sitzt der tatverdächtige 27-Jährige in Untersuchungshaft. Der Angreifer war auf Bewährung frei.
Der 27-jährige Tatverdächtige hatte am Morgen des Heiligen Abends am Bahnhof Herborn (Lahn-Dill) einen 46 Jahre alten Polizisten erstochen. Ein weiterer 47 Jahre alter Beamter wurde schwer verletzt. Auch der Angreifer erlitt Verletzungen, wie Staatsanwaltschaft und Landeskriminalamt mitteilten.
Der mit 1,5 Promille alkoholisierte Tatverdächtige hatte sich gegen 7 Uhr in einem Regionalexpress der Hessischen Landesbahn kurz vor Herborn einer Fahrscheinkontrolle widersetzt. Als zwei von dem Zugbegleiter alarmierte Polizeibeamte am Bahnhof eintrafen, stach der Mann mit einem Klappmesser mehrfach zu und traf dabei einen der Beamten tödlich, der zweite wurde schwer verletzt und schwebte vorübergehend in Lebensgefahr. Laut Staatsanwaltschaft liegt er noch auf der Intensivstation einer Klinik.
Beamte schossen zweimal
Während der Auseinandersetzung fielen zwei Schüsse, die den Angreifer trafen. Wer von den Polizeibeamten sie abgab, ist noch nicht geklärt. Die Staatsanwaltschaft geht dabei definitiv von einer Notwehrsituation aus. Der 27-jährige Angreifer wurde am Mittag operiert, ihm gehe es mittlerweile den Umständen entsprechend gut. Er werde in das Gefängniskrankenhaus nach Kassel verlegt, sagte der Staatsanwalt.
Zu den Umständen des Todes des Beamten gaben die Ermittler am Nachmittag weitere Einzelheiten bekannt. Demnach soll der getötete Beamte während der gewaltsamen Auseinandersetzung im Zug aus dem Wagen auf den Bahnsteig gestürzt sein.
Täter war auf Bewährung frei
Mit den Ermittlungen zu den genauen Hintergründen der Tat stehe man noch ganz am Anfang, so die Staatsanwaltschaft. Dazu würden jetzt auch Zeugen vernommen. Im Zug hätten sich am Morgen nur wenige Zeugen befunden, die aber befragt werden sollen. Einen terroristischen Hintergrund für die Tat schloss ein Sprecher gegenüber dem hr aus.
Der Täter war strafrechtlich schon mehrfach wegen Gewaltdelikten in Erscheinung getreten. Zur Tatzeit sei er auf Bewährung frei gewesen. Bei seiner Vernehmung zu den Tatvorwürfen machte er laut Staatsanwaltschaft keine Angaben. Gegen ihn wurde Haftbefehl wegen Mordes erlassen.
Der Bahnverkehr auf der Strecke zwischen Gießen und Dillenburg war wegen des Vorfalls den gesamten Tag über lahmgelegt. Die Bahn richtete einen Ersatzverkehr mit Bussen ein.
Innenminister kondoliert
Innenminister Peter Beuth (CDU) reagierte bestürzt auf die Nachricht. "Wir trauern um den Polizeibeamten, der bei diesem Einsatz durch diese sinnlose Attacke ums Leben gekommen ist. Den Angehörigen spreche ich mein aufrichtiges Beileid und mein tief empfundenes Mitgefühl für diesen schweren Verlust aus."
Dem verletzten Beamten schickte Beuth Genesungswünsche. Die hessischen Polizeifahrzeuge werden mit Trauerflor bestückt. Auch SPD-Landeschef Thorsten Schäfer-Gümbel verurteilte die "sinnlose Gewalt" und sprach den Angehörigen seine Anteilnahme aus. Um den im Dienst getöteten Kollegen trauerte auch die Polizeigewerkschaft GdP. Auf Twitter zeigte sich die Frankfurter Polizei fassungslos und voller Trauer.