Vier Meter tiefe Grube Rätsel um mysteriöses Loch in Offenbacher Wald
Akribisch und offenbar über Wochen hinweg haben Unbekannte in einem Waldstück bei Offenbach ein mehrere Meter tiefes Loch gegraben. Wonach sie suchten, ist schleierhaft. An Theorien mangelt es aber nicht.

Gut vier Meter tief und ebenso breit klafft das Loch in dem Waldstück südlich des Offenbacher Stadtteils Rosenhöhe. Bereits im Januar wurde eine Passantin erstmals auf die Grube aufmerksam. Seitdem waren die illegalen Verursacher über Wochen hinweg offenbar immer wieder im Einsatz. Das Loch wurde größer und größer und ist mitterweile ein Fall für die Behörden, wie zunächst die Offenbach-Post berichtete.
Gefahr für Jogger und Spaziergänger
Bei einem Vor-Ort-Termin am Freitag konnte der zuständige Forstamtsleiter Melvin Mika das Ausmaß kaum fassen. "Da bin ich selbst überrascht", sagte der Mitarbeiter der Landesbehörde Hessen-Forst dem hr. Die Rosenhöhe sei ein stark frequentiertes Naherholungsgebiet, sehr viele Jogger und Spaziergänger seien hier auch abseits der offiziellen Wege unterwegs.
"Es hätte sich jederzeit jemand verletzen können, wenn man das Loch in der Dämmerung nicht sieht", sagte Mika. Und auch die geheimnisvollen Buddler hätten damit rechnen müssen, bei ihren Arbeiten von dem sandigen und nicht befestigen Boden verschüttet zu werden. Doch die Frage aller Fragen konnte auch der Forstamtsleiter nicht beantworten: Wozu das alles?
RAF-Depot, Kriegswaffen oder historische Schätze
Die Theorien dazu sind vielfältig. Die Suche nach einem bislang unentdeckten Waffenlager der RAF, wie es in den 1980er Jahren in einem Wald etwas weiter südlich der A3 tatsächlich existierte, ist eine dieser Varianten. Wiederum andere vermuten die Suche nach Waffen aus dem Zweiten Weltkrieg oder die Grabung nach historischen Schätzen.
Letzteres hält Bezirksarchäologe Thomas Becker vom Landesamt für Denkmalpflege durchaus für denkbar. Es gebe in Hessen eine aktive Schatzsucher-Szene, die ohne Genehmigung etwa nach alten Münzen, Werkzeugen oder Keramikscherben grabe. In dem betroffenen Gebiet in Offenbach hätten bereits vor 50.000 Jahren Menschen gelebt und ab 7.000 vor Christus auch gesiedelt. "Von diesen Menschen kann man Spuren im Boden finden", erklärte Becker.
Alte Schaufeln und verrostete Sprühdosen
Konkrete Hinweise, die diese These untermauerten, gebe es in der Grube aber nicht. Bis auf ein paar alte Schaufeln und verrostete Sprühdosen ist der Krater leer. Becker vermutet, dass sich die Täter mit Srtickleitern abgeseilt und das Loch in akribischer Handarbeit mit Spaten ausgehoben haben. "Die Motivation, so etwas zu machen, ist einfach unbegreiflich", meinte der Archäologe.
An ein verschollenes RAF-Depot glaubt er indes nicht. Dafür sei das Loch schlicht zu tief. "Das Ziel war ja damals, es zu verbergen und wieder herauszuholen", so Becker. Bis zu einer Tiefe von vier Metern hätten die Terroristen wohl kaum gegraben. Auch die Ausgrabung von NS-Waffen wie Blindgänger-Bomben wird wegen der ausgehenden Gefahr als unrealistisch eingeschätzt.
Loch wird zugeschüttet
So wird es wohl ein Rätsel bleiben, was die Offenbacher Wald-Wühler tatsächlich so tief im Erdreich gesucht und womöglich auch gefunden haben. Das Loch jedenfalls wird schon bald verschwinden. "Eigentlich sollte es schon zu sein, aber der Bagger ist kaputtgegangen", sagte Forstamtsleiter Mika. In den kommenden Tagen werde die mysteriöse Grube aber endgültig geschlossen.