Demo am Sonntag Aktivisten harren weiter auf dem Dach der Dondorf-Druckerei aus
Die frühere Dondorf-Druckerei in Frankfurt ist weiterhin besetzt. Noch immer befinden sich acht Aktivisten auf dem Dach. Die Polizei forderte sie auf, die Besetzung zu beenden.
Auch drei Tage nach dem ersten Räumungseinsatz der Polizei harren auf dem Dach des historischen Gebäudes der ehemaligen Dondorf-Druckerei in Frankfurt-Bockenheim noch einige Aktivisten und Aktivistinnen aus. "Es sind nach wie vor acht Aktivisten auf dem Dach", bestätigte ein Sprecher der Polizei am Sonntagmittag nochmals.
Die Polizei forderte am Sonntagnachmittag die Unterstützer der Hausbesetzer an der Mahnwache vor dem Dondorf-Gebäude dazu auf, die sich auf dem Dach befindlichen Aktivisten davon zu überzeugen, die Besetzung freiwillig zu beenden. Die Personalien würden aufgenommen, danach könnten sie gehen, hieß es.
Unterdessen versammelten sich Sympathisanten der Besetzer an der Bockenheimer Warte unter dem Motto "Die Druckerei bleibt! Gegen jede Räumung - gegen jeden Abriss" gegen 16 Uhr zu einer Solidaritäts-Kundgebung. Die Bockenheimer Warte liegt nicht weit entfernt von dem besetzten Haus.
Notarzt-Besuch für medizinische Hilfe
Am Sonntagmorgen hatte ein Notarzt die acht verbliebenen Besetzer und Besetzerinnen auf dem Dach besucht. Bereits am Samstag war ein Notarzt für medizinische Hilfe vor Ort gewesen.
Mit Lebensmitteln versorgt werden die Aktivisten auf dem Dach nicht - am Samstag war es Befürwortern der Besetzung jedoch gelungen, aus der Mahnwache vor der Druckerei Essen und Trinken an einer Hauswand hochzutransportieren. "Wir haben den Bereich schnell geräumt", sagte ein Sprecher der Polizei dazu am Sonntag.
Unterstützer und Unterstützerinnen hatten sich bereits am Samstag zur Mahnwache an dem Gebäude zusammengefunden. Wie die Polizei mitteilte, wurde währenddessen gegen die Sprecherin des Kollektivs nach der Beleidigung eines Polizeibeamten ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.
Gespräche ohne Ergebnis
Am Freitagabend hatte ein weiterer Austausch zwischen dem Kollektiv und der Frankfurter Goethe-Uni stattgefunden. Ein Sprecher der Goethe-Universität berichtete, die Gespräche seien ohne Ergebnis zu Ende gegangen.
Von der Aktivistengruppe "Die Druckerei" hieß es, man habe angeboten, das Gebäude zu räumen - bei einer schriftlichen Zusage über Verhandlungen zur weiteren Nutzung des Gebäudes. Das sei aber von der Uni abgelehnt worden.
Die Goethe-Universität hatte das Gebäude zuletzt genutzt und hat Hausrecht - Eigentümerin ist jedoch das Land Hessen. Bislang verhandelte die Goethe-Uni mit den Besetzern.
Räumung der Innenräume am Donnerstag
Die Polizei hatte am Donnerstagmorgen damit begonnen, das Gebäude zu räumen. Nach Schätzung des Kollektivs hatten sich zu dem Zeitpunkt rund 60 bis 70 Aktivisten auf dem Gelände versammelt.
Laut Polizei versuchten zu Beginn des Einsatzes rund 30 Menschen, die Polizei am Betreten des Objekts zu hindern. Nach einem Angriff auf einen Beamten seien zwei Personen festgenommen worden, teilte die Polizei mit. Beim Versuch von weiteren Aktivisten, einen der Festgenommenen zu befreien, habe man Pfefferspray gegen eine Person eingesetzt.
Zudem sei es in der Druckerei beim Eintreffen der Polizisten zu massivem Einsatz von Pyrotechnik an den Fenstern gekommen. In dem Gebäude seien Barrikaden errichtet gewesen, Beamte seien mit Kot und Urin beworfen worden. Es sei niemand getroffen worden.
Neben Kräften von Polizei und Feuerwehr war auch ein Hubschrauber mit Wärmebildkamera im Einsatz. Im Laufe des Vormittags brachte die Polizei mehrere Aktivisten aus dem Gebäude heraus. Von 14 Besetzerinnen und Besetzern habe man die Identität festgestellt und sie danach wieder entlassen.
Zweite Druckerei-Besetzung in diesem Jahr
Die Aktivisten hatten die Druckerei vergangene Woche zum zweiten Mal in diesem Jahr besetzt. Man wolle damit gegen den geplanten Abriss des historischen Gebäudes sowie gegen die "Gentrifizierungspolitik" in der gesamten Stadt protestieren, hieß es.
Die Besetzerinnen und Besetzer wollen in dem Gebäude ein "selbstverwaltetes Kulturzentrum" einrichten. Außerdem kritisieren sie die ökologischen Kosten für Abriss und Neubau und betonen die historischen Bedeutung der Druckerei, die einer jüdischen Familie gehörte.
Verletzte bei Räumung im Sommer
Das 150 Jahre alte Backsteingebäude soll einem Neubau für das Max-Planck-Institut für empirische Ästhetik weichen. Im Juli hatte die Polizei das damals besetzte Gebäude geräumt und eine Demonstration gegen die Räumung aufgelöst.
Dabei gab es zahlreiche Verletzte. Die Demonstranten warfen der Polizei unnötige Eskalation vor. Die Polizei teilte damals mit, Demonstranten hätten versucht, Beamte abzudrängen. Man habe dies mit Gegenwehr verhindert.
Frankfurter Grüne und Linke für neue Verhandlungen
Die Landtagsfraktion der Linken kritisierte den Polizeieinsatz als "besonders unnötig" und forderte alle beteiligten Akteure dazu auf, "rasch an den Verhandlungstisch" zurückzukehren.
Auch der Kreisvorstand der Grünen in Frankfurt sprach sich für erneute Verhandlungen aus und positionierte sich für den Erhalt der Druckerei sowie für die "Zwischennutzung des Gebäudes für nichtkommerzielle Zwecke", hieß es in einer Mitteilung von Mittwoch.
Sendung: hr-iNFO, 17.12.2023, 10 Uhr
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