Beschuldigte zwischen 14 und 74 Jahren Dutzende Durchsuchungen wegen Kinderpornografie und sexualisierter Gewalt
In einer vom Landeskriminalamt koordinierten Aktion haben Ermittler 85 Wohnungen in ganz Hessen durchsucht. Den Beschuldigten werden zahlreiche sexuell motivierte Verbrechen gegen Minderjährige zur Last gelegt. Die Behörden warnen in diesem Rahmen eindringlich vor Selbstjustiz im Netz.
Die Polizei-Spezialeinheit BAO Fokus durchsucht seit ihrer Gründung im Jahr 2020 immer wieder die Wohnräume von Beschuldigten, denen Sexualdelikte gegen Kinder und Jugendliche vorgeworfen werden. Auch im Zeitraum 11. bis 15. November gab es in diesem Rahmen dutzende Razzien in Hessen.
Bei der vom Landeskriminalamt (LKA) koordinierten Aktion wurden 623 Speichermedien mit mutmaßlich belastbarem Material sichergestellt, wie die Ermittler am Montag berichteten.
In diesem Zeitraum wurden insgesamt 85 Wohnungen und Häuser in ganz Hessen durchsucht. Die Ermittlungen richteten sich gegen 84 Beschuldigte, teilten LKA und Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt mit. Dabei geht es um die Herstellung, den Besitz und die Verbreitung von Kinder- beziehungsweise Jugendpornografie oder sexuellen Missbrauch von unter 18-Jährigen.
Ermittlungen gegen 83 Männer und eine Frau
In zwei Fällen werde wegen des Verdachts der Vergewaltigung ermittelt, in einem Fall wegen des Vorwurfs der sexuellen Nötigung. Bei den Beschuldigten handelt es sich um insgesamt 83 Männer und eine Frau im Alter zwischen 14 und 74 Jahren. 23 von ihnen kamen zur Vernehmung auf eine Dienststelle. Nach bisherigem Kenntnisstand sollen sie nicht untereinander vernetzt gewesen sein.
Die Durchsuchungen fanden den Angaben zufolge in Darmstadt, Frankfurt, Fulda, Gießen, Offenbach und Wiesbaden statt, außerdem in den Landkreisen Bergstraße, Darmstadt-Dieburg, Gießen, Groß-Gerau, Hersfeld-Rotenburg, Hochtaunus, Lahn-Dill, Limburg-Marburg, Main-Kinzig, Marburg-Biedenkopf, Offenbach, Rheingau-Taunus, Schwalm-Eder, Vogelsberg, Waldeck-Frankenberg und Wetterau.
Die Polizisten stellten bei drei Beschuldigten Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz fest und bei drei Beschuldigten Verstöße gegen das Waffengesetz. Bei einem der Beschuldigten fanden die Beamten rund ein Kilo Drogen in Form von Amphetamin, Ecstasy, LSD und Haschisch.
Behörden warnen: keine Selbstjustiz
Wie die Behörden berichteten, erhalten Ermittler immer wieder Hinweise von Bürgerinnen und Bürgern, die sich im Internet selbständig auf die Suche nach kinderpornografischen Inhalten und deren Urhebern begeben haben. Manche würden sich in diesem Bestreben in Foren selbst als Kinder ausgeben, um Treffen mit mutmaßlichen Sexualstraftätern zu vereinbaren.
Davor warnten die Behörden eindringlich: Ein solches Vorgehen sei nicht im Sinne von Staatsanwaltschaft und Polizei. Außerdem könnten sich Privatpersonen mit eigenhändigen Ermittlungen strafbar machen. Selbstjustiz könne darüber hinaus dazu führen, dass Verdächtige alarmiert würden und Beweise vernichten könnten.