Samtfußrübling und Austernseitling Darum lohnt sich das Pilzesammeln auch im Winter
Im Winter Pilze sammeln? Klingt nach einer Schnapsidee. Aber tatsächlich kann man auch bei Schnee und Eis noch leckere Pilze im Wald finden - man muss nur das richtige Werkzeug dabei haben.
Mit einem kleinen Besen in der Hand stapft Dietmar Krüger in den Frankfurter Stadtwald: "Damit können wir den Schnee ein bisschen wegkehren und schauen, ob darunter vielleicht Austernpilze sind."
Austernpilze finden - das ist an diesem Tag die Mission des Experten von der Pilzschule Hessen. Genau wie Holunderpilze oder Samtfußrüblinge wachsen die nämlich auch im Winter: "Sie haben eine Art Frostschutzmittel, also Frostschutzproteine. Diese verhindern, dass das Wasser in den Zellen gefriert und kristallisiert. Dadurch platzen die Zellen bei Frost nicht."
Austernpilze zersetzen das Holz
Nach ein paar Metern bleibt Dietmar Krüger vor einem alten Rotbuchenstamm stehen. Die untere Hälfte steht noch, die obere Hälfte liegt abgebrochen auf dem Boden. "Austernpilze zersetzen das Holz von alten Rotbuchen. Ich suche also im Totholz und an alten Stämmen."
An diesem Stamm wachsen aber nur ein paar ungenießbare Zunderschwämme. Immer wieder springt Dietmar Krüger links und rechts in den Wald hinein, um tote Rotbuchen auf Austernpilze zu überprüfen.
Eichhörnchen war schneller
Nach 20 Minuten kommt er zu einer seiner Spezialstellen. Dort habe er schon oft Austernpilze gefunden. Und tatsächlich: Am Fuß einer alten Rotbuche kniet sich Dietmar Krüger hin: "Da waren welche! Aber ein paar sind abgeknabbert worden, von einer Maus oder einem Eichhörnchen."
Ein paar Meter weiter findet der Offenbacher Pilzexperte dann aber doch noch eine Stelle, an der ihm weder Eichhörnchen noch Maus zuvorgekommen sind. Die Austernpilze sind leicht zu erkennen: "Sie haben ganz weiße Lamellen, dunkle Hüte, die gräulich, bräunlich oder anthrazitfarben sind und sie wachsen eng übereinander."
Der Geruch ist sehr intensiv: Zu dem klassischen Pilzduft, den man von Champignons aus dem Supermarkt kennt, gesellt sich noch eine fruchtige Note.
"Einer der besten Speisepilze überhaupt"
Roh probieren darf man die Pilze nicht - sie enthalten Hämolysine, also Stoffe, die rote Blutkörperchen zerstören. Die sind aber kein Problem mehr, wenn man die Pilze drei bis vier Minuten in der Pfanne brät: "Es ist einer der besten Speisepilze überhaupt", freut sich Dietmar Krüger.
Der Tagesfund wandert in den braunen geflochtenen Korb des zertifizierten Pilzlehrers: "Heute war es wie so oft beim Pilzesuchen: Am Ende haben die Pilze uns gefunden."
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 22.01.2024, 16.45 Uhr
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