Innenminister in Sorge Frau eröffnet angeblich Feuer vor Polizeiwache und wird erschossen
Polizisten haben vor einer Polizeiwache in Schwalmstadt eine 20-Jährige erschossen. Sie hatte zuvor nach deren Aussage die Beamten angegriffen. Gegen sie wurde in der Vergangenheit unter anderem wegen Trunkenheit im Straßenverkehr ermittelt.
Die junge Frau schoss am Donnerstagmorgen gegen 6 Uhr mit einer Waffe im Außenbereich der Polizeiwache in Schwalmstadt-Ziegenhain (Schwalm-Eder) auf eine Polizistin und drei Polizisten, wie das Landeskriminalamt (LKA) und die Staatsanwaltschaft Marburg mitteilten. Die Beamten erwiderten das Feuer und verletzten die 20-Jährige dabei so schwer, dass sie kurze Zeit später und trotz Erster-Hilfe-Maßnahmen in einem Rettungswagen starb.
Die Frau war der Polizei bereits wegen verschiedener Straftaten bekannt, wie das LKA und die Staatsanwaltschaft weiter mitteilten.
So gab es nach Angaben der Staatsanwaltschaft Marburg im Oktober 2023 ein Ermittlungsverfahren gegen die Frau wegen des Verdachts der Trunkenheit im Verkehr, Urkundenfälschung, Fahren ohne Fahrerlaubnis sowie des Verstoßes gegen das Pflichtversicherungsgesetzes.
Der genaue Ablauf des Vorfalls werde nun ermittelt, teilte das LKA mit. "Es gibt keine Hinweise auf einen politischen, terroristischen oder ähnlichen Hintergrund", sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.
Innenminister besucht Tatort
Innenminister Roman Poseck (CDU) machte sich am Mittag auf den Weg zum Tatort. Er nannte den Vorfall ein "gravierendes Ereignis". Die Beamten, auf die die Frau geschossen hatte, würden nun psychologisch betreut. "Sie waren in großer Gefahr. Sie mussten ihre Schusswaffe einsetzen", so Poseck.
Mit seinem Besuch wolle er ein Zeichen der Anteilnahme und der Wertschätzung für die Polizei vor Ort setzen, sagte der Minister: "Es ist gerade bei einem solchen Ereignis wichtig, dass die Beamtinnen und Beamten wahrnehmen, dass es Rückendeckung für ihre Tätigkeit gibt." Eine Tätigkeit, die "gefährlich und herausfordernd" sei.
Der Vorfall in Schwalmstadt sei nicht vergleichbar mit dem Machetenangriff auf die Polizeistation im rheinland-pfälzischen Linz vor einigen Wochen, bei dem es nach Angaben der Ermittler Hinweise auf ein islamistisches Tatmotiv gibt, sagte Poseck.
Angriffe auf Einsatzkräfte nähmen immer mehr zu. Derartige Attacken richteten sich gegen den Rechtsstaat an sich. "Dem müssen wir etwas entgegen halten", betonte der Innenminister.
Tote oder Verletzte nach Polizeischüssen: 14 Fälle in drei Jahren
In Hessen hat es in den vergangenen Jahren immer wieder tödliche Schüsse aus Dienstwaffen der Polizei gegeben. Im August 2022 sorgte beispielsweise ein Fall für Aufsehen, bei dem ein Mann in einem Hotel im Frankfurter Bahnhofsviertel erschossen wurde. Er soll ein Messer bei sich gehabt haben.
Für die Jahre 2020 bis 2022 listete das Innenministerium in einer Antwort auf eine Landtagsanfrage der Linken-Fraktion 14 Fälle auf, in denen Menschen von Polizeischüssen in Hessen getötet oder verletzt worden seien. Anlass sei jeweils ein Angriff, eine Bedrohung oder die Abwehr von Gefahr für Leib und Leben gewesen.
Polizisten dürfen Schusswaffen im Notfall einsetzen, um eine Lebensgefahr oder schwerwiegende Verletzungen abzuwenden. Nach einem Schusswaffengebrauch durch Polizisten gibt es interne Ermittlungen durch Beamte des LKA.
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Anm. d. Red.: In einer ersten Version berichteten wir, der Angriff habe sich in der Polizeiwache ereignet. Nach neueren Erkenntnissen von Staatsanwaltschaft und LKA eröffnete die 20-Jährige aber im Außenbereich der Wache das Feuer. Wir haben die Textstelle angepasst.