Gewitterjäger im Interview "Das war die Königin der Gewitterzellen"

Gewitterjäger Mario Zeschik bricht mit seiner Kamera auf, wenn andere Schutz suchen. Auch bei dem Unwetter in Kassel war er unterwegs. Im Interview berichtet er, was ihn dabei fasziniert - und warum es dieses Mal richtig gefährlich war.

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"Diese Superzelle war wirklich außerordentlich": Gewitter-Jäger Mario Zeschik über das Unwetter in Kassel Bild © hr
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Die Fragen stellte Ekkehard Drewes, maintower.

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Tausende vollgelaufener Keller, Hagelkörner groß wie Tischtennisbälle, überflutete Straßenzüge: Das Unwetter, das Kassel am vergangenen Donnerstag traf, war eines der schwersten der letzten Jahre. Auch in anderen Teilen von Hessen kam es zu massiven Schäden. In Waldeck und Hattersheim könnte es sogar Tornados gegeben haben.

Einer der das Unwetter in Kassel hautnah miterlebt hat, ist Mario Zeschik. Der 50-Jährige aus Kassel fährt regelmäßig Gewittern voraus, um diese mit der Kamera zu fotografieren. Im Interview berichtet er, was er erlebte.

hessenschau.de: Herr Zeschik, wie haben Sie das Unwetter am Donnerstag wahrgenommen?

Mario Zeschik: Heftig - so heftig habe ich es noch nie erlebt. Das war eine Superzelle, das war die Königin der Gewitterzellen. Der Aufzug war hochdramatisch.

hessenschau.de: Was haben Sie während des Gewitters gemacht?

Zeschik: Ich stand bei Vellmar auf einem Feldweg und habe versucht das Gewitter mit Stativ und Handy für einen Live-Stream einzufangen. Dann ging alles schneller als erwartet und der Wind hat mein Stativ samt Handy umgefegt.

Das war der Punkt an dem ich ins Auto ging. Von drinnen habe ich dann weiter gestreamt.

hessenschau.de: Ahnten Sie, wie stark das Unwetter werden würde?

Zeschik: Ja, bereits zu Beginn meines Videos war mir die aufkommende Gefahr bewusst. Deshalb habe ich versucht, meine Zuschauer vorzuwarnen. Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits 50 oder 60 Zuschauer den Livestream verfolgt. In meiner Funktion hat man ja auch eine gewisse Warnfunktion. Diese Superzelle war wirklich sehr außerordentlich, das war mir bereits zu diesem frühen Zeitpunkt klar.

Als das Gewitter aufzog, konnte man bereits an der Böenfront erkennen, dass es wahrscheinlich zu Hagel, und auch zu Großhagel, kommen wird - was dann auch genauso kam.

hessenschau.de: Was ist der Unterschied zwischen einer Superzelle und einem normalen Gewitter?

Zeschik: Superzellen können unter Umständen eigene Dynamiken entwickeln. Bei der Superzelle über Nordhessen hat es sich beispielsweise um einen sogenannten Rightmover (zu Deutsch: Rechtsbeweger) gehandelt. Eigentlich sollte diese Zelle Kassel gar nicht treffen.

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Anders als normale Gewitter ziehen Superzellen nicht direkt mit der Strömung, sondern können rechts oder links abbiegen.

hessenschau.de: Sie jagen den Gewittern mit Ihrer Kamera nach. Worum geht es Ihnen dabei?

Zeschik: Für die meisten sind wir wahrscheinlich Wahnsinnige, die Sensation und Gefahr suchen. Darum geht es dabei aber eigentlich gar nicht. Es geht viel mehr um die Macht, die das Gewitter hat. Die Macht, die die Natur hat. Und darum, dass der Mensch dagegen eigentlich gar nichts tun kann.

Natürlich ist es beeindruckend, wenn du das siehst. Aber es ist nicht so, dass wir eine Bande von durchgeknallten Gefahrensuchern sind. Es geht eben auch darum, dass Ganze mit Verstand zu machen und Kenntnisse, die man aus der Meteorologie hat, anzuwenden.

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Sendung: hr-fernsehen, maintower, 26.06.2023, 18 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Lucas Maier