Sechs bekannte Fälle in Hessen So sollen Drohnen die Schweinepest eindämmen

In Hessen gibt es weitere Schweinepest-Fälle, der zuständige Minister ist alarmiert. Bei der Suche nach verendeten Tieren sollen Drohnen helfen. Das Regierungspräsidium Darmstadt hat ihren Einsatz jetzt auch in Naturschutzgebieten genehmigt.

Collage: Vor blau-grünem Hintergrund ist ein freigestelltes Wildschwein mit einem Stückchen Wald dahinter platziert. Daneben schwebt eine ebenfalls freigestellte (ausgeschnitte) Drohne.
Mithilfe von Drohnen wollen die Behörden tote Wildschweine aufspüren. Bild © Collage, picture-alliance/dpa, Adobe Stock, hessenschau.de
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Minister Jung: "Werden vermutlich noch mehr Fälle finden"

Minister Jung vor hr-Mikrofon
CDU-Umweltminister Ingmar Jung Bild © hr
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Bei der Bekämpfung der Afrikanischen Schweinepest (ASP) setzen Städte und Landkreise jetzt auf Drohnen. Die Stadt Frankfurt hat bereits in zwei Nächten, als am nahe gelegenen Flughafen kein Flugbetrieb stattfand, die mit Wärmekameras ausgestatteten Drohnen über dem Stadtwald aufsteigen lassen. Damit sollen Wildschweinbestände festgestellt und tote Tiere ausfindig gemacht werden.

Drohnen fliegen Raster ab

Das entsprechende Gebiet wird in Raster unterteilt, die die Drohnen automatisiert abfliegen. Ist etwas Auffälliges zu sehen, zoomt das Expertenteam heran und bestimmt die Tierart. Wird ein totes Wildschwein entdeckt, kann es anhand der ermittelten Koordinaten von Spezialteams geborgen werden.

Eine Probe des Kadavers wird dann an das Landeslabor geschickt, das sie auf das ASP-Virus hin untersucht. Auch eine Kadaversammelstelle hat die Stadt laut einer Mitteilung schon eingerichtet, um tote Wildschweine unter Seuchenschutzbedingungen abtransportieren zu können.

Sechs bestätigte Schweinepest-Fälle in Hessen

Bislang sind sechs Schweinepest-Fälle bestätigt worden. Das erste betroffene Tier wurde am Montag bei Rüsselsheim (Groß-Gerau) entdeckt. In einem Radius von 15 Kilometern rund um den Fundort wurde eine sogenannte Restriktionszone eingerichtet. Nach dem Erstfund wurde ein Elektrozaun in der Kernzone gezogen, damit das Gebiet näher kontrolliert werden kann.

Am Samstag teilte das Umweltministerium mit, in diesem Bereich – rund 500 Meter vom Erstfund entfernt – fünf weitere infizierte Tiere entdeckt zu haben. "Jetzt wissen wir, dass wir noch fünf weitere Fälle in der Kernzone haben. Ganz aktuell habe ich erfahren, dass möglicherweise auch schon Fälle älter sind", sagte Umweltminister Ingmar Jung am Rande des CDU-Parteitags dem hr.

Das verändere die Lage. "Wenn die Fälle tatsächlich älter sein sollten, spricht es dafür, dass wir schon ein größeres Geschehen haben, das schon länger wütet", so Jung. Vermutlich werden dann laut Minister bei der Suche noch mehr Fälle gefunden.

In der Restriktionszone gilt unter anderem ein Jagdverbot und eine Leinenpflicht für Hunde. "Hunde, die einen Kadaver finden, können das Virus verbreiten", sagt Jung.

Ein Übergriff auf den Nutztierbetrieb soll verhindert werden. Das würde laut Jung "am Ende den Tod der dort gehaltenen Schweine bedeuten".

Neben Teilen von Wiesbaden und Frankfurt betrifft die Zone vor allem den Landkreis Groß-Gerau, aber auch Darmstadt-Dieburg und zum Teil den westlichen Kreis Offenbach.

Behörde erlaubt Drohneneinsatz in Naturschutzgebieten

In der Gegend liegen zahlreiche Natur- und Vogelschutzgebiete. Sie sind für Drohneneinsätze normalerweise tabu. Das Regierungspräsidium Darmstadt (RP) hat daher jetzt eine Allgemeinverfügung erlassen, die die Drohnenflüge unter bestimmten Voraussetzungen bis auf Weiteres erlaubt.

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So dürfen die Flüge in den Naturschutzgebieten allein der Bekämpfung der Schweinepest dienen. Sie sollen also durchgeführt werden, um tote oder infizierte Schweine aufzuspüren.

Möglichst keine Tiere aufscheuchen

Dazu sollen nach Möglichkeit kleine, elektrisch betriebene Drohnen eingesetzt werden, die kaum Geräusche verursachen. Man will verhindern, dass durch die Suche aus der Luft womöglich Tiere aufgeschreckt werden und durch lange Fluchtstrecken das Virus weiter verbreiten.

Die Drohnen sollen also so hoch fliegen, dass man verendete oder auffällige Tiere gerade noch entdecken kann. Das RP empfiehlt eine Flughöhe von 40 bis 50 Metern. Die Drohnenpiloten sollen die Geräte außerdem möglichst ruhig und gleichmäßig steuern.

Dem RP ist auch die Kommunikation mit etwaigen Passanten wichtig. Sie sollen über den besonderen Zweck des Einsatzes informiert und darauf hingewiesen werden, dass Drohnenflüge in Naturschutzgebieten normalerweise verboten sind.

Einsätze werden noch abgestimmt

Laut Umweltministerium beauftragen die Städte und Landkreise die Einsätze. Wann und wo es konkret zu Drohneneinsätzen im Kampf gegen die Schweinepest kommt, ist noch in der Abstimmung zwischen den Kommunen und dem Regierungspräsidium.

Nach Angaben des Ministeriums wurden neben den bestätigten ASP-Fällen bislang 23 tote Wildschweine aus der Restriktionszone geborgen. Bei 15 von ihnen war das Testergebnis negativ, bei zwei Proben stand das Ergebnis am Samstagvormittag noch aus.

Tote Wildschweine sind einer Ministeriumssprecherin zufolge nichts Ungewöhnliches. Es handelt sich dabei um sogenanntes Fallwild, dass zum Beispiel durch Hunger, Altersschwäche oder andere Krankheiten, die nichts mit der Schweinepest zu tun haben, zu Tode kam.

Jäger und Spaziergänger sollen aufmerksam sein

Das Veterinäramt in Kassel hat Jäger dazu aufgerufen, bei der Revierbegehung verstärkt auf krankes Schwarzwild und Fallwild zu achten und Proben zu entnehmen. "Wenige Monate einer zu späten Erkennung der ASP können die Bekämpfung dieser Seuche unter Umständen um Jahre verlängern", sagte der Leiter der Abteilung Tierseuchenbekämpfung, Heiko Purkl.

Die Bevölkerung solle aber keine eigenen Suchaktionen starten, appellierte das Umweltministerium am Samstag. Es werde dringend darum gebeten, die Suche "den professionellen Teams zu überlassen". Außerdem sollten Spaziergänger auf den Wegen bleiben und die Leinenpflicht beachten.

Weitere Informationen

Die Afrikanische Schweinepest - Für Schweine tödlich, für Menschen ungefährlich

Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist eine Viruserkrankung. Für Menschen und andere Tierarten ist sie nach Behördenangaben nicht ansteckend oder gefährlich - bei Haus- und Wildschweinen ist sie dagegen unheilbar und verläuft fast immer tödlich. Eine Impfung gibt es nicht. Die Erkrankung kann direkt von Tier zu Tier oder indirekt über kontaminierte Gegenstände wie Kleidung und Schuhe sowie Futter durch den Menschen übertragen werden. 2020 war in Brandenburg der erste ASP-Fall bei einem Wildschwein in Deutschland bestätigt worden. 

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Redaktion: Uwe Gerritz, Susanne Mayer

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Quelle: hessenschau.de, mit Informationen von Petra Demant (hr)