Alternative Routen vorgestellt So sollen tausende Darmstädter vom Fluglärm entlastet werden
Seit vielen Jahren sehnen sich die Menschen in Darmstadts Norden nach weniger Fluglärm. Jetzt liegen neue Pläne für alternative Flugrouten vor. Bis dort tatsächlich Flugzeuge fliegen, kann es aber noch dauern.
In Darmstadts Norden ist das Thema Fluglärm ein Dauerbrenner: Tausende Menschen sind vom Krach der in Frankfurt startenden Maschinen betroffen und sehnen sich schon seit vielen Jahren nach Besserung.
Nach dreijähriger Prüfung hat das Forum Flughafen und Region (FFR) am Mittwoch ein neues Konzept zur Lärmreduzierung vorgestellt. Es sieht drei mögliche Alternativrouten vor. Die aktuelle Route, auch "Amtix-kurz" genannt, verläuft von der Startbahn West unmittelbar über den dicht besiedelten Darmstädter Norden, besonders in den Stadtteilen Arheilgen und Kranichstein klagen die Menschen über Fluglärm.
Die Alternativrouten würden weiter nördlich zwischen dem Stadtteil Wixhausen und Erzhausen (Darmstadt-Dieburg) verlaufen, die Flugzeuge müssten dafür einen Bogen fliegen. Die Routen A, B und C unterscheiden sich in der Ausprägung dieses Bogens, wie die Karte zeigt.
"Ich freue mich, (...) eine klare Empfehlung für die Routenverlagerung von Amtix-kurz aussprechen zu können, um damit für viele Menschen eine Fluglärmentlastung zu bewirken", sagte Johann-Dietrich Wörner, Mitglied des FFR-Vorstands. Das Forum, bestehend aus Vertretern der Luftfahrt, Politik und Gesellschaft, favorisiert dabei Route B, wie es in der Mitteilung heißt.
Im Vergleich zur aktuellen Route würden demnach rund 10.000 Menschen entlastet. Erzhausen und Wixhausen müssten zwar eine "geringe Zusatzbelastung" hinnehmen, dort sei das Gebiet aber deutlich geringer besiedelt.
Probeflüge erst 2025
In Darmstadt werden die Pläne mit Wohlwollen aufgenommen. "Die Ergebnisse zeigen erhebliches Potential zur Entlastung der Menschen im Darmstädter Norden", sagte Umweltdezernent Michael Kolmer (Grüne). Er werde sich nun "mit ganzer Kraft dafür einsetzen", dass der Probebetrieb so schnell wie möglich beginnen kann.
Bis dahin wird es aber noch eine Weile dauern. Erste Probeflüge erwartet FFR frühestens Mitte 2025, dann muss in der Praxis belegt werden, dass die neuen Strecken tatsächlich die erhoffte Entlastung bringen. Bevor es zum Testbetrieb kommen kann, müssen die Routen aber noch mehrere Gremien durchlaufen, auch das Bundesamt für Flugsicherung muss noch grünes Licht geben.
Erster Testbetrieb vor drei Jahren abgebrochen
Wirklich neu sind die nochmals geprüften Pläne des FFR aber nicht. Die Idee, die Flugrouten weiter nach Norden zu verschieben, gibt es seit 2012, vor etwas über drei Jahren fand auf sehr ähnlichen Routen sogar bereits ein Testbetrieb statt. Der musste aber schon nach drei Monaten aus Sicherheitsgründen abgebrochen werden. Viele Flugzeuge flogen damals die Kurve im Bereich Messel zu weit östlich, so dass sie zu nah an andere Flugrouten herankamen.
Die Routen mussten noch einmal komplett überarbeitet werden. Dass es nun über drei Jahre gedauert hat, um die Pläne neu aufzusetzen, begründet das FFR mit umfangreichen Simulationen mit drei verschiedenen Flugzeugtypen. Derzeit sei es sehr schwierig, ausreichend Zeiten in einem Flugsimulator zu bekommen.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 10.07.2024, 19.30 Uhr
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