Staatsanwaltschaft Gießen Anklage gegen ehemaligen KZ-Wächter erhoben

Die Staatsanwaltschaft Gießen hat Anklage gegen einen 98-jährigen Mann erhoben, der Wachmann im KZ Sachsenhausen gewesen sein soll. Über die Zulassung muss ein Hanauer Gericht entscheiden. Der Mann gilt als verhandlungsfähig.

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Anklage gegen mutmaßlichen KZ-Wärter

HS 01:09:2023
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Dem Angeschuldigten aus dem Main-Kinzig-Kreis werde zur Last gelegt, von Juli 1943 bis Februar 1945 in mehr als 3.300 Fällen Beihilfe zum Mord geleistet zu haben, teilte die Behörde am Freitag mit. Als Angehöriger der SS-Wachmannschaften soll der deutsche Staatsangehörige "die grausame und heimtückische Tötung Tausender Häftlinge unterstützt haben".

Verhandlung nach Jugendstrafrecht

Über die Zulassung der Anklage entscheide nun die Jugendkammer des Landgerichts Hanau, da der Mann zur Tatzeit Heranwachsender war und im Jugendstrafrecht das Wohnortprinzip gelte, erläuterte die Staatsanwaltschaft. Ein psychiatrisches Sachverständigengutachten, das im Oktober vergangenen Jahres eingeholt worden war, gehe von einer zumindest eingeschränkten Verhandlungsfähigkeit des Mannes aus.

Im Konzentrationslager Sachsenhausen etwa 35 Kilometer nördlich von Berlin waren von 1936 an etwa 204.000 Menschen von den Nazis interniert worden. Zehntausende kamen durch Hunger, Krankheiten, Zwangsarbeit und Misshandlungen um oder wurden Opfer von Vernichtungsaktionen der SS. Auf Todesmärschen nach der Evakuierung des Lagers Ende April 1945 starben weitere Tausende Häftlinge.

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Sendung: hr-iNFO, 01.09.2023, 15 Uhr.

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Quelle: dpa/lhe