Stadt verurteilt Guerilla-Pflanzaktion Warum dieses Blumenbeet in Kassel für Ärger sorgt
Auf dem sonst kargen Leipziger Platz in Kassel strahlen seit dieser Woche 700 Hyazinthen und Narzissen. Eine Ortsteil-Initiative hat sie auf eigene Faust bezahlt und pflanzen lassen - zur Freude der Anwohner. Doch jetzt droht Ärger mit der Stadt.
Eine blaue, öffentliche Toilette, viel Verkehr, viel Beton und ein karges Blumenbeet: So zeigte sich der Leipziger Platz im Kasseler Stadtteil Bettenhausen bis vergangenen Montag. Seitdem wird man hier von einem gelb-bunten Blumenmeer empfangen.
Denn auf Initiative der Arbeitsgemeinschaft und der Werbegemeinschaft Bettenhausen hat ein Gärtner dort 700 Hyazinthen und Narzissen gepflanzt. Die Kosten für Planzen und die Pflanzarbeiten haben somit Geschäftsleute und Förderer des Stadtteils getragen. Mit der Aktion sollte der Platz verschönert werden. Der Knackpunkt: Das Beet ist eine öffentliche Fläche - und es gab für die Pflanzaktion keine Genehmigung der Stadt.
Beet ein Ausbildungsprojekt der Stadt
Das Umwelt- und Gartenamt findet die Aktion gar nicht witzig. Denn das Beet war ein auf drei Jahre angelegtes Ausbildungsprojekt - mit ausgearbeitetem Pflanzplan für ein Staudenbeet. Man habe diesen Plan im Frühjahr 2022 im Ortsbeirat vorgestellt und danach mit dem Ausbildungsteam umgesetzt, heißt es in einer Mitteilung der Stadt.
Auf Anfrage des Ortsbeirates habe man im März dieses Jahres noch einmal darauf hingewiesen, dass "das erwünschte Bild des Beetes erst nach dreijähriger Entwicklungspflege erreicht wird".
Den Verantwortlichen der Initiative waren drei Jahre bis zur Blütenpracht offenbar zu lang. Sie überbrückten die Wartezeit mit den umstrittenen Zwiebelpflanzen.
Ankündigung: Bepflanzung wird zurückgebaut
Initiatorin Birgit Matzel ist seit 20 Jahren im Ortsbeirat aktiv und kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Sie sei immer wieder von Anwohnern auf das "hässliche Beet" angesprochen worden. Seit Montag bekomme sie vor allem positive Rückmeldungen von den Menschen aus Bettenhausen.
Mittlerweile hat sich der Streit um das Blühbeet hochgeschaukelt. Matzel berichtet von einem Anruf aus dem Umwelt- und Gartenamt. Der Vorwurf an die Initiative lautet, sie habe auf fremden Eigentum gepflanzt, dazu gab es die Ankündigung, dass die Blumenpflanzung zurückgebaut werde, wie die HNA bereits berichtete.
Vorhandene Vegetation durch Aktion beschädigt?
Die Stadt sieht sich im Recht und geht sogar einen Schritt weiter. Mit der Pflanzung habe die Initiative "das im Ortsbeirat vorgestellte Vorhaben torpediert". Zudem gehe man von einer "gewissen Beschädigung der vorhandenen Vegetation" aus, weil 700 Pflanzlöcher auf der 50 Quadratmeter großen Fläche gemacht wurden.
Diesen Vorwurf will Friedhofsgärtner Markus Hegmann so nicht stehen lassen. Gemeinsam mit Sohn Christian hat er die Blumen gepflanzt und so angelegt, dass von der vorhandenen Staudenbepflanzung "nicht eine Pflanze leiden musste".
Blumenbeet eine Bereicherung für die ganze Stadt
Das Beet sei eine absolute Bereicherung, sagt er, und zwar "nicht nur für den Stadtteil, sondern für die ganze Stadt", so der Gärtner. Die Reaktion auf die Aktion finde er schon ein bisschen schade, zumal immer gesagt werde, man brauche mehr Stadtgrün.
Wie geht es weiter im Streit um das Bettenhäuser Blumenbeet? Hegmann hat ein Angebot an die Stadt: Er will nach der Blühphase die verwelkten Blätter entfernen, so dass sich die Zwiebeln in die Erde zurückziehen können.
Bis dahin wird er sich vor allem darüber freuen, dass Menschen stehenbleiben und Fotos machen - vom Farbtupfer auf dem sonst so grauen Leipziger Platz.
Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 21.04.2023, 16.45 Uhr
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