Deal mit Fürstenhaus Stadt Lich kauft Waldschwimmbad und pachtet Schlosspark
Jahrelang war die Zukunft des Licher Waldschwimmbads ungewiss. Jetzt will die Stadt das Gelände dem fürstlichen Eigentümer abkaufen - allerdings zu einem sehr hohen Preis.
Derzeit ist das Licher Waldschwimmbad saisonbedingt eher eine Art riesige Matschpfütze. Allerdings ist es eine fürstliche Matschpfütze - zumindest jetzt noch.
Wie die Stadt am Mittwochabend entschieden hat, will sie das rund 75.000 Quadratmeter große Areal rund um den ausgebauten Badesee für zwei Millionen Euro kaufen. Das soll den langfristigen Betrieb und Erhalt sichern.
Bislang gehört das Schwimmbad zum Besitz des Licher Fürstenhauses. Seit fast 90 Jahren wird der Stausee für den Badebetrieb genutzt, mittlerweile mit betonierter Terrasse, Nichtschwimmerbereich, Liegewiesen und separatem Kinderplanschbecken.
Stadt pachtet Gelände bisher günstig
Bis zu 400 Menschen kommen laut Landesamt für Naturschutz, Geologie und Umwelt an warmen Wochenenden durchschnittlich her. Auch Festivals finden im Sommer statt. Den Betrieb organisiert ein Verein.
Die Stadt Licht pachtet das Gelände bislang für nur 4.500 Euro im Jahr. Fürst Carl-Christian zu Solms-Hohensolms-Lich teilte der Stadt jedoch 2020 mit, den Pachtvertrag langfristig nicht weiter verlängern zu wollen.
Gelände auf 250.000 Euro an Wert geschätzt
Jetzt steht fest: Die Stadt kauft dem Fürsten das Schwimmbad ab. Und das, obwohl seine Preisvorstellung von zwei Millionen Euro rund achtmal höher ist als der Bodenrichtwert für das Gelände.
Ein Wertgutachten im Auftrag der Stadt hat diesen auf rund 250.000 Euro geschätzt. Kritik am Kauf gab es von den Freien Wählern. Sie meinen: Das Gelände sei deutlich weniger wert.
Auch gut zwei Drittel der Licher gaben in einer Bürgerbefragung im Sommer an, der Preis sei nicht angemessen. Zugleich sprach sich eine deutliche Mehrheit von 82,8 Prozent für den Erhalt des Schwimmbads aus.
Besitzer forderte ursprünglich noch mehr
Aus einer öffentlich einsehbaren Präsentation der Stadt geht hervor, dass der Fürst ursprünglich einen Flächentausch gegen 125 Hektar Wald vorschlug.
Im Laufe der weiteren Verhandlungen habe er zunächst einen Kaufpreis von 3,4 Millionen Euro veranschlagt, heißt es. Schließlich habe der Fürst mitgeteilt: Der Preis von zwei Millionen sei nicht weiter verhandelbar.
Fürstenhaus verweist auf "immateriellen Wert"
Auf hr-Anfrage teilte die Familie Solms-Hohensolms-Lich mit: Man freue sich, dass die Stadt dem Kauf des Schwimmbads zugestimmt habe. So könne die Anlage zukunftssicher und nachhaltig weiterentwickelt werden.
Bezüglich ihrer Preisvorstellung teilte die Familie mit: Diese fuße auf der Grundlage des Sachwertgutachtens, das auf dem Bodenrichtwert basiere, sowie auf einem Vergleichsgutachten, das "den immateriellen Wert des Schwimmbads für die Gemeinschaft, die Naherholung und die Einzigartigkeit des Objekts" einbezogen habe.
Bürgermeister rechtfertigt Kaufpreis
Bürgermeister Julien Neubert (SPD) verteidigte den Kauf auf hr-Anfrage. Das Schwimmbad sei ein wichtiges Alleinstellungsmerkmal für Lich, findet er. Das rechtfertige den hohen Preis.
Zumal habe sich die Stadt im Rahmen der Verhandlungen auch die Möglichkeit gesichert, den Licher Schlosspark zu pachten, der ebenfalls dem Fürstenhaus gehört. Auch dies wurde am Mittwoch von den Stadtverordneten beschlossen.
Neubert meint: Der Park sei "das grüne Herz von Lich", aber derzeit in keinem besonders guten Zustand. Nun könne die Stadt in ihn investieren. Jahrzehntelang habe sie darauf gewartet.
Schlosspark wird gepachtet
Derzeit ist der Park lediglich aufgrund mündlicher Absprachen zwischen Stadt und Familie Solms-Hohensolms-Lich für die Öffentlichkeit zugänglich. Dies hätte jederzeit widerrufen werden können.
Jetzt will die Stadt einen offiziellen Pachtvertrag über mindestens zehn Jahre abschließen. In diesem Zuge will sie unter anderem neue Kieswege herstellen, Parkbänke aufstellen sowie Brücken und Toren sanieren. Kostenpunkt: rund eine halbe Million Euro.
Das Ziel ist es laut Beschluss, den Schlosspark als öffentlich zugänglichen Ort mit kulturellem und freizeitlichem Mehrwert langfristig zu sichern. Der Pachtvertrag sieht demnach auch vor, dass bis zu vier öffentliche Veranstaltungen pro Jahr im Park stattfinden können.