Vielerorts Böllerverbote Städte in Hessen rüsten sich für Silvester

In den Kommunen laufen die Vorbereitungen für den Jahreswechsel. Viele hessische Städte verhängen Böllerverbote. Umwelt- und Tierschützer fordern ein grundsätzliches Verbot, Mediziner warnen vor Verletzungsgefahren.

Silvesterfeuerwerk 2022 vor der Skyline Frankfurts
Silvesterfeuerwerk 2022 vor der Skyline Frankfurts. Bild © picture-alliance/dpa
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Mit dem Ende der Weihnachtsfeiertage bereiten sich die Städte in Hessen auf den bevorstehenden Jahreswechsel mit Raketen und anderen Feuerwerkskörpern vor. In vielen Innenstädten ist das auch in diesem Jahr verboten, etwa zum Schutz historischer Bauwerke und Altstädte.

In Frankfurt gilt zudem bereits ab Samstag, 30. Dezember, an den publikumsstarken Bahnhöfen ein Waffenverbot. Die städtischen Entsorgungsbetriebe rüsten sich bereits für Neujahr.

Keine Böller in Marburger Oberstadt

In Marburg ist wegen erhöhter Brandgefahr in der Oberstadt mit ihren Fachwerkhäusern das Abfeuern von Raketen und Böllern grundsätzlich verboten - das ganze Jahr über. Stadt- und Ordnungspolizei seien wie in den vergangenen Jahren einsatzbereit, es werde aber nicht von einer erhöhten Gefahrenlage ausgegangen. Das Verbot gelte für die komplette Oberstadt einschließlich Schloss und Schlosspark, für den Lutherischen Kirchhof sowie die Fläche vor der Elisabethkirche.

Rund um das Landgrafenschloss gebe es außerdem verstärkte Kontrollen von Sicherheitskräften im Auftrag der Philipps-Universität. Um die Überreste der Böllerei zu beseitigen, werden am Neujahrsmorgen voraussichtlich 25 Mitarbeitende etwa vier Stunden im Einsatz sein. Die Kosten dafür dürften sich laut Stadt auf rund 10.500 Euro belaufen.

Michelstadt schützt Altstadt

Auch im historischen Altstadtkern von Michelstadt (Odenwald) gilt ganzjährig ein Böllerverbot. "Aufgrund der zahlreichen Weihnachtsmarkt-Hütten aus Holz, die auch zum Jahreswechsel noch in der Altstadt stehen, ist die Brandgefahr besonders erhöht", teilte die Stadt mit. Als Alternative könnten geeignete Freiflächen wie ein Großparkplatz vor den Toren der Altstadt für das private Feuerwerk genutzt werden. Der Jahreswechsel im Odenwald verlaufe erfahrungsgemäß ruhig und friedlich.

Der Sicherheitsdienstleister halte dennoch in der Altstadt mehr Personal bereit. Das Aufräumen und Säubern nach der Feier übernähmen die Bürger überwiegend selbst nach ihrem Feuerwerk. "Kommunaler Aufwand wird nur an einigen wenigen Orten notwendig", hieß es.

Fulda schützt Altstadt und Dom

In Fulda besteht ein Feuerwerksverbot in der gesamten Altstadt. Auch außerhalb der Altstadt gilt das Verbot an Stellen, an denen ein Sicherheitsabstand von acht Metern zu Fachwerkhäusern nicht eingehalten werden kann. Auch auf dem Domplatz dürfen nach Angaben der Stadt keine Böller und keine Raketen abgefeuert werden. Ein eigenes Feuerwerk der Stadt ist nicht geplant.

In Fulda hat es im vergangenen Jahr keine Übergriffe auf Polizei oder Rettungskräfte gegeben. Derzeit gebe es auch keine Erkenntnisse, dass sich daran etwas ändern könnte. Die Reinigung der Flächen von Feuerwerksresten sei grundsätzlich Pflicht der Anlieger.

Kein Feuerwerk in Kassels Parkanlagen

In Kassel gelten die üblichen Verbote in der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Altenheimen und ähnlichen Orten. Verbote bestehen zudem in den historischen Parks Karlsaue und Bergpark Wilhelmshöhe. Ein eigenes Feuerwerk plant die Stadt nicht.

Städtische Reinigungsteams werden am frühen Neujahrsmorgen in zentralen Bereichen die Überreste der Silvesternacht beseitigen. Die Kosten dafür betragen den Angaben zufolge rund 5.000 Euro.

Frankfurt: Teils Böllerverbot und ...

In Frankfurt sind Feuerwerk und Böller auf dem Eisernen Steg verboten. Grund ist vor allem die Verletzungsgefahr wegen der vielen Menschen, die sich jedes Jahr zu Silvester auf dieser Brücke aufhalten. Die Stadt kündigte Kontrollen an beiden Seiten der Fußgängerbrücke an. Im Falle einer Überlastung mit zu vielen Menschen seien außerdem kurzfristige Brückenschließungen möglich, teilte die Stadt mit.

In anderen Teilen des Stadtgebiets ist Feuerwerk wegen erhöhter Brandgefahr nicht erlaubt. Dazu zählen Bereiche im Umkreis von 200 Metern von Kirchen, Krankenhäusern, Altenheimen, dem Zoo und von Fachwerkhäusern, wie das Ordnungsamt mitteilte.

Der Frankfurter Zoo setzt in der Silvesternacht nach Stadtangaben eine Brandwache ein. Außerdem werde die Stadtpolizei rund um den Zoo präsent sein, um auf die Einhaltung des dort geltenden Böllerverbots zu achten.

... auch Waffenverbot an Bahnhöfen

Aus Sicherheitsgründen sind zudem in mehreren Frankfurter Bahnhöfen sowie auf bestimmten Streckenabschnitten im Stadtgebiet zum Jahreswechsel Waffen verboten. Es dürften keine Schuss- und Schreckschusswaffen, Hieb-, Stoß- und Stichwaffen sowie Messer und gefährliche Gegenstände aller Art mitgenommen werden, wie die Bundespolizei am Mittwoch mitteilte. Ebenfalls untersagt sei das Abbrennen von Feuerwerkskörpern jeglicher Art auf dem Gebiet der Eisenbahnanlagen des Bundes.

Das Verbot gelte von Sonntag (31.12.) ab 12 Uhr bis zum Montag (1.1.) um 9 Uhr in Bereich des Hauptbahnhofes, der Bahnhöfe Höchst, Süd, Taunusanlage, Hauptwache und Konstablerwache einschließlich der in diesen Abschnitten verkehrenden Züge, darunter die S-Bahn-Linien im Innenstadtbereich. Die Bundespolizei ging von einer "signifikanten Erhöhung der Straftaten" zum Jahreswechsel aus. Zudem rechne man mit sehr vielen Bahnreisenden.

Eine generelle Waffenverbotszone gilt in Frankfurt seit Anfang November abends und nachts im Bahnhofsviertel. Wiesbaden hatte eine solche Zone 2019 eingeführt.

Wiesbaden mit öffentlichem Feuerwerk

Ein öffentliches Feuerwerk gibt es in Wiesbaden am Kurhaus im Rahmen einer dortigen Silvesterparty. Es koste rund 6.000 Euro und werde von der Wiesbaden Congress & Marketing GmbH durch die Einnahmen aus der Party finanziert, erklärte die Stadt.

Zeitnah nach der Knallerei sorge das Team der Stadtreinigung mit Kehrmaschinen und Straßenreinigern wieder für saubere Straßen. Dadurch entstünden zusätzliche Kosten von 15.000 bis 20.000 Euro.

Minister Klose ruft zur Vorsicht auf

Hessens Sozialminister Kai Klose (Grüne) rief im Vorfeld zu Vorsicht im Umgang mit Feuerwerk auf "Immer wieder kommt es durch den Gebrauch von Raketen und Böllern zu schweren Verletzungen und Sachschäden", teilte er am Mittwoch mit. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten darauf achten, nur geprüfte Produkte zu kaufen.

Die Aufsichtsbehörden für Arbeitsschutz und Produktsicherheit überprüften in der Woche vor dem Jahreswechsel schwerpunktmäßig, dass nur zugelassene und mit Prüfzeichen versehene pyrotechnische Gegenstände im Handel erhältlich seien.

Tier- und Umweltschützer für Böllerverbot

Der Umweltverband BUND Hessen sprach sich mit Blick auf Verletzungsgefahren, Luftverschmutzung und Müllberge für ein Verbot privater Feuerwerke aus. "An keinem Tag im Jahr ist die Feinstaubbelastung höher als in der Silvesternacht", erklärte Werner Neumann, Mitglied im BUND-Landesvorstand.

Als Alternativen zum privaten Feuerwerk mit Böllern und Raketen schlug der Verband zentrale (Höhen-)Feuerwerke oder Lichtshows vor, "die Tradition, Umwelt- und Gesundheitsschutz vereinen", so der BUND. "Es geht nicht darum, den Menschen die Freude zu nehmen und mit Traditionen zu brechen, sondern die Gesundheit aller zu schützen", so Neumann.

Auch der Deutsche Tierschutzbund rief erneut zum Verzicht auf die Böllerei auf. "Während Menschen mit Raketen und Knallern das neue Jahr begrüßen, lösen der ohrenbetäubende Lärm, der Brandgeruch und blitzende Lichter am Himmel bei vielen Tieren Todesangst aus», sagt Moira Gerlach, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund.

Mediziner warnt vor bleibenden Verletzungen

Gleichzeitig bestehe für Menschen durch einen leichtsinnigen und unsachgemäßen Gebrauch die Gefahr schwerer Verletzungen durch Feuerwerkskörper, wie Christoph Hirche, Chefarzt der plastischen Hand- und rekonstruktiven Mikrochirurgie an der BG Unfallklinik Frankfurt, berichtete.

Dabei handele es sich vor allem um Verbrennungen und Verletzungen an Händen, im Bereich des Brustkorbs und des Gesichts, weil kein ausreichender Abstand eingehalten und unvorsichtig mit Knallkörpern hantiert werde. Oft trugen die Betroffenen trotz schneller ärztlicher Hilfe irreversible Schäden davon oder eine Wiederherstellung sei nicht mehr ganz möglich, sagte der Mediziner.

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Sendung: hr1, 27.12.2023, 11 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Sophia Averesch, dpa/lhe