Viel lernen sie noch müssen Hier üben Jedi-Ritter das Kämpfen mit dem Lichtschwert

Ein Sportverein im Landkreis Gießen hat den Lichtschwert-Showkampf in sein Repertoire aufgenommen. Hier treffen sich Star-Wars-Fans und kommen beim Klingen-Schwingen gemeinsam ins Schwitzen. Möge die Macht mit ihnen sein!

Ein Lichtschwertkampf aus der Ich-Perspektive
In Laubach-Wetterfeld trainieren Jugendliche einmal die Woche Lichtschwert-Showkampf. Bild © hr
Videobeitrag

Lichtschwert-Training in Laubach

Zwei Menschen mit Lichtschwertern
Bild © hr
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In einem abgedunkelten Raum, durchzogen von einem sanften Glimmern, stehen sich zwei Gestalten gegenüber. Ein kurzes Zischen durchdringt die Stille, als ihre Lichtschwerter zum Leben erwachen. Außer dem knisternden Surren der Waffen ist nichts zu hören. Strahlend blau leuchtet das eine Schwert, bedrohlich rot das andere. Beide werfen ihr pulsierendes Licht auf die Gesichter ihrer Besitzer, die sich bereit machen für den bevorstehenden Kampf.

Und dann geht es los: Die Schwerter prallen aufeinander. In einem rhythmischen Tanz geht es hin und her. Die beiden Gegenspieler erscheinen ebenbürtig, ein klarer Sieger ist nicht in Sicht.

Was sich hier abspielt, geschieht nicht etwa auf den staubigen Ebenen von Tatooine oder den verwitterten Schlachtfeldern von Coruscant. Anstatt in einer weit entfernten Galaxie, spielt sich das Ganze in einer unscheinbaren Turnhalle von Laubach-Wetterfeld (Gießen) ab. Hier wird eine ganz besondere Form der Kampfkunst zelebriert: der Lichtschwert-Showkampf.

Mehr Show als Kampf

Seit März treffen sich jeden Mittwochabend begeisterte Star-Wars-Fans in der Sporthalle des SV Germania Wetterfeld, um von Richy Müller trainiert zu werden. Eine Kursteilnehmerin ist Yasmin Franz. Schon ihr halbes Leben lang ist die 19-Jährige ein großer Star-Wars-Fan. Vor einem Jahr sah sie bei einem Dorffest eine Lichtschwert-Show und war sofort begeistert. Inzwischen übt sie selbst Choreografien ein.

Lichtschwert-Showkampf ist mehr Show als Kampf. Es geht nicht darum, den Gegner zu treffen und damit Punkte zu erzielen, wie es beim Kampfsport üblich ist. Hier ist das Ziel, die raffiniertesten Moves zu zeigen und die spannendste Show zu liefern. "Aber wenn mich jemand angreifen würde und ich einen Stock finden würde, könnte ich mich schon gut verteidigen", lacht Yasmin.

Der Weg zum Lichtschwert-Lehrer

Seine Lizenz zum Lichtschwert-Schwingen hat Müller von der Saber Academy in Karlsruhe bekommen. Dafür hat er in den vergangenen fünf Jahren mehrere Workshops besucht, in denen er selbst alles gelernt hat, was er für seinen Lichtschwert-Unterricht braucht: angefangen beim Basic Spin, also dem Wirbeln des Leuchtschwerts, über die Grundschritte bis hin zu komplexeren Choreografien. Auch Star-Wars-Geschichte und Verletzungsprävention waren Teil seiner Ausbildung zum "Lightsaber Instructor", also Lichtschwert-Lehrer.

Müller mit Lichtschwert in der Hand
Lichtschwert-Trainer Müller: "Sportliche Aktivität, die mich völlig fasziniert" Bild © hr

Im echten Leben ist Müller Fachinformatiker. Seit 28 Jahren ist er darüber hinaus noch in der Jugendarbeit tätig. Das biete ihm Abwechslung von den Einsen und Nullen seines Berufsalltags und halte ihn jung, sagt er. Und die Heranwachsenden haben auch etwas davon. "Die Jugendlichen verlieren sich heutzutage oft in der digitalen Welt. Dafür können sie gar nichts, aber ich versuche ihnen etwas zu bieten, um sie da rauszuholen."

Dabei ist er vielseitig unterwegs – er unterstützt auch noch die Pfadfinder, ist beim Live-Rollenspiel und in der Cosplay-Szene aktiv und organisiert Treffen und Schul-AGs für analoge Gesellschaftsspiele. Der Lichtschwert-Showkampf ist das neueste Nerd-Highlight in seinem Repertoire.

Schwitzen durch Star Wars

Seine Begeisterung für Star Wars teilt er auch mit seiner Familie. "Mit meinen Söhnen oder mit meinen Freunden Lichtschwert-Choreografien auszubauen, zu trainieren, anderen beizubringen, ist für mich eine sportliche Aktivität, die mich völlig fasziniert." Es ist eine Leidenschaft, die ihn ganz nebenbei dazu bringt, sich körperlich zu betätigen. Und das auf eine Art und Weise, die für ihn Sinn ergibt. Auf dem Laufband zu laufen, gebe ihm gar nichts, erklärt er.

Für Star Wars kommt er gerne richtig ins Schwitzen. Die Choreografien des Leuchtschwert-Kampfs vergleicht er mit Tanzen. "Wenn man richtig Bock drauf hat, dann gibt man so richtig Gas. Das machen wir natürlich auch. Beinarbeit, Armarbeit, komplette Drehungen. Weil man wirklich vollen Körpereinsatz hat."

Leute zum Sport zu motivieren, die man sonst vielleicht nicht erreicht – das war auch der Wunsch des Vorstands vom SV Germania Wetterfeld. Und deshalb hat es der Lichtschwert-Showkampf neben Fußball, Kinderturnen und verschiedenen Tanzgruppen auch auf die Angebotsliste des Vereins geschafft. Das Konzept scheint aufzugehen. "Die Resonanz, die der Verein zum Lichtschwert-Kurs bekommt, ist ausgesprochen positiv", sagt Selina Bender aus dem Vereinsvorstand. Vor allem bei Erwachsenen kommt die Idee gut an. Deshalb wird gerade noch ein weiterer Workshop geplant.

Auf Gleichgesinnte treffen

Robin ist elf Jahre alt und ein Teilnehmer in Müllers Kurs. Zu seinem achten Geburtstag bekam Robin sein erstes Lichtschwert und nun lernt er einmal in der Woche mit den anderen Padawanen fleißig Schrittfolgen und Wirbelbewegungen. Seine Mutter Jessica Rübsam freut sich darüber. Ihr Sohn spiele noch Schach und Trompete – nicht die bewegungsreichste Freizeitbeschäftigung.

Eine Gruppe Teenager schwingt Lichtschwerter in einer Turnhalle.
Teilnehmende des Lichtschwert-Kurses in Laubach Bild © hr

Beim Lichtschwert-Kampf kann Robin Sport mit seinem Spezialinteresse verbinden. Seine Mutter sieht darin auch eine Möglichkeit, Gleichgesinnte zu treffen. Das sei nicht immer so einfach. "Robin mag einfach keinen Fußball, kein Basketball, kein Handball. Das ist nicht so seins. Er ist nicht so wie die anderen, aber im absolut positiven Sinne. Er macht einfach sein Ding." Und sein Ding ist: Lichtschwertkämpfe im Stil von Star Wars, und zwar ganz ohne mieses Gefühl.

Nerd zu sein kann Mut kosten

In Yasmin Franz' Freundeskreis ist fast niemand Star-Wars-Fan. Dennoch wissen alle über ihr Hobby Bescheid. "Sie kennen mich, sie wissen, dass ich ein Nerd bin. Sie haben es akzeptiert. Es ist einfach ein Teil von mir." Das so selbstverständlich zu sagen, kann nicht jeder. Lichtschwert-Trainer Müller musste selbst erst lernen, auch nach außen hin dazu zu stehen, wie viel Freude ihm das Verkleiden und Lichtschwert-Schwingen bereitet.

Nachdem er lange Zeit mit seinen 17 Jahre alten Zwillingssöhnen Brian und Shawn in der heimischen Zurückgezogenheit geübt hat, beschlossen sie eines Tages, beim Faschingsumzug in voller Star-Wars-Montur mitzulaufen und Lichtschwert-Tricks vorzuführen. "Wir schämen uns nicht dafür, das zu können." Jetzt hilft er anderen jungen Leuten dabei, zu sich selbst zu stehen: "Du interessierst dich dafür? Dann sei doch einfach mal ein Jedi, oder ein Sith." Also ganz so, wie schon Meister Yoda sagte: "Tue es oder tue es nicht. Es gibt kein Versuchen."

Quelle: hessenschau.de