Abgegebene Haustiere Tierheime klagen über "Katzenflut"
Futter, Tierarzt, Pflege: Tiere kosten viel Zeit und Geld. Offenbar wollen oder können sich immer weniger Menschen darauf einlassen. Besonders junge Kätzchen landen immer häufiger im Tierheim.
Deutlich gestiegene Arztkosten, hohe Energiepreise und immer mehr abgegebene Tiere bringen die hessischen Tierheime an ihre Grenzen. Besonders prekär ist die Situation momentan im Bezug auf Katzen. "Alle Tierheime, mit denen ich in Kontakt stehe, klagen über eine Katzenflut", sagt Sigrid Faust-Schmidt vom Landestierschutzverband Hessen in Altenstadt (Wetterau).
Niemand will junge Kätzchen
Insbesondere junge Katzen würden immer häufiger abgegeben, vermutlich wegen einer Regeländerung bei einer großen Internet-Verkaufsplattform. Dort sei es seit Anfang 2023 deutlich schwieriger geworden, Katzen und Hunde unter zwölf Monaten zu verkaufen.
Gleichzeitig sei die Nachfrage gering, weil das Halten von Tieren teurer geworden sei. So kämen die Katzen stattdessen ins Heim. Viele seien krank, so dass die Tierheime für teure Behandlungen aufkommen müssten.
50 Katzen in einer Woche
Astrid Paparone, erste Vorsitzende des Tierschutzvereins in Gießen, sagt, aktuell seien im zugehörigen Tierheim rund 130 Katzen untergebracht. "Innerhalb von einer Woche sind 50 Katzen zu uns gekommen", erzählt sie. Darunter seien zwei Katzenwürfe gewesen, die im Internet nicht hätten verkauft werden können.
Je nach Alter, Gesundheit und Impfstatus müssten die Tiere getrennt voneinander untergebracht werden. "Diese enorme Mehrbelastung können wir auf Dauer nicht bezahlen."
Tierhalter drohen mit Einschläferung
Hinzu kämen die Tiere, die während der Corona-Pandemie angeschafft worden seien und nun nicht mehr gewollt würden. Viele seien vernachlässigt und verhaltensauffällig, weil die Halter nicht die nötige Erziehungsarbeit geleistet hätten. "Wir haben jede Woche Anfragen von schwierigen Hunden, die wir nicht mehr nehmen können", sagt Paparone.
Auch Faust-Schmidt berichtet von täglichen Anfragen, teils aus Hamburg, München oder sogar Dänemark. Die Halter hätten sich bereits auf mehreren Wartelisten eintragen lassen und angekündigt, ihre Hunde einschläfern zu lassen, wenn sie keinen Tierheimplatz fänden. "Ich spüre da eine große Hilflosigkeit", sagt Faust-Schmidt. "Wir können nicht alle Tiere aufnehmen, die sich Leute unüberlegt angeschafft haben."
Profis fordern Katzenschutzverordnung
Die Tierheime bräuchten mehr finanzielle Hilfe seitens der Kommunen, fordert sie, und sprach sich für eine landesweite Katzenschutzverordnung aus. Damit könnten Kastrationen verpflichtend vorgeschrieben werden. Außerdem appelliert Faust-Schmidt an Tierhalter: "Nicht gleich aufgeben, auch, wenn es mal schwierig wird." So könne bei Problemen etwa ein Trainer helfen.