Haftbefehl wegen versuchten Totschlags Transporter fährt in Witzenhausen auf Feuerwehrleute zu

Während eines Silvester-Einsatzes der Feuerwehr in Witzenhausen durchbrach ein Transporter die Absperrung und fuhr auf die Einsatzkräfte zu. Nur durch Glück kam niemand zu Schaden. Der Bürgermeister verurteilte den Vorfall scharf.

Eine Bushaltestelle ist links im Foto zu sehen,  in der jemand sitzt. Ein Auto fährt auf der Straße daneben.
Der Tatort am Donnerstag: An dieser Bushaltestelle in Witzenhausen sperrte die Feuerwehr die Straße zeitweise. Bild © hr

Bei einem Routineeinsatz in Witzenhausen (Werra-Meißner) sind in der Silvesternacht mehrere Einsatzkräfte der Feuerwehr nur knapp einer Katastrophe entgangen. Während Löscharbeiten an einer Brücke durchbrach ein kleiner Transporter die Absperrung und raste auf die Feuerwehrleute zu, wie Staatsanwaltschaft Kassel und Polizeidirektion Werra-Meißner am Donnerstag gemeinsam mitteilten.

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Silvesternacht – Angriffe auf Polizei und hunderte Einsätze

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"Mit Vollgas und quietschenden Reifen fuhr der Wagen auf uns zu", berichtet Bürgermeister Lukas Sittel (SPD), der auch als Freiwilliger Feuerwehrmann im Einsatz war. Laut Polizei sprang ein Feuerwehrmann gerade noch rechtzeitig zur Seite, ein anderer presste sich an ein Einsatzfahrzeug und entging einem Zusammenstoß nur um Haaresbreite. Verletzt wurde niemand.

Der Einsatz war schon fast beendet, als es gegen 2.30 Uhr zu dem Vorfall kam, wie Stadtbrandinspektor Claus Demandt dem hr sagte. Die Einsatzkräfte seien gerade noch mit Aufräumarbeiten nach einem Gerümpelbrand beschäftigt gewesen, als sich der Wagen aus der Schlange der wartenden Autos gelöst habe und ohne Vorwarnung losgefahren sei.

Der Wagen sei dann laut hupend und teils auf dem Bordstein durch den Einsatzort gerast. "Hätten nicht alle so schnell reagiert, wäre sicher jemand überfahren worden", glaubt Demandt.

Haftbefehl wegen versuchten Totschlags

Die Polizei nahm den 36 Jahre alten Fahrer des Transporters kurze Zeit später an seinem Wohnort fest. "Es gab genug Zeugen am Tatort, daher war uns das Kennzeichen bekannt", erklärte ein Sprecher der Polizei am Donnerstag.

Ein Atemalkoholtest des 36-Jährigen ergab laut Polizei einen Wert von 1,1 Promille. Zudem besitzt der Mann aus Witzenhausen keinen Führerschein, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten.

Am Donnerstag wurde der Verdächtige auf Anordnung der Staatsanwaltschaft einem Haftrichter vorgeführt. Der erließ einen Haftbefehl unter anderem wegen Verdachts des versuchten Totschlags, der unter einer Meldeauflage außer Vollzug gesetzt wurde, da keine Fluchtgefahr bestehe.

Schock sitzt tief

Obwohl niemand verletzt wurde, sitzt der Schock bei den Betroffenen noch tief. "Wenn man darüber nachdenkt, dass man von so einem kleinen Einsatz fast nicht mehr lebend nach Hause kommt, dann fühlt sich das nicht gut an", sagt Stadtbrandinspektor Demandt. Nach dem Vorfall habe er mit anderen Einsatzkräften noch länger zusammengesessen und darüber gesprochen.

Bürgermeister Sittel findet klare Worte in Richtung des Fahrers: "Solch ein Verhalten gegenüber ehrenamtlichen Einsatzkräften ist völlig inakzeptabel." Wie es zu dem Vorfall kommen konnte, bleibt für das Stadtoberhaupt und die Einsatzkräfte ein Rätsel. "Es passt aber ins Bild einer zunehmend verrohenden Gesellschaft", sagt Sittel.

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Nach Silvester – Interview mit Hessens Innenminister Roman Poseck

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Innenminister bekräftigt Forderung nach höheren Strafen

Der hessische Innenminister Roman Poseck (CDU) bekräftigte zum Jahreswechsel seine Forderung nach härteren Strafen bei Angriffen auf Einsatzkräfte. "Hier muss die ganze Härte des Rechtsstaats zugreifen", sagte er am Donnerstag dem hr.

"Mir ist es auch wichtig, dass wir in Zukunft noch härter bestrafen." Es handele sich um "Angriffe auf uns alle".

Gesetzesinitiativen von Landes- und Bundesregierung

Bundes- und hessische Landesregierung hatten im September Gesetzesinitiativen auf den Weg gebracht mit dem Ziel, das Strafmaß bei Angriffen auf Polizei, Feuerwehr oder Rettungsdienst zu erhöhen. Laut der Bundesratsinitiative der Landesregierung soll es in solchen Fällen mindestens eine Freiheitsstrafe von sechs Monaten und keine Geldstrafe mehr geben, bei einem Angriff aus dem Hinterhalt eine Mindestfreiheitsstrafe von einem Jahr.

Die Bundesregierung möchte in diesem Zusammenhang auch Angriffe auf Kommunalpolitikerinnen und -politiker ins Strafgesetzbuch aufnehmen. Übergriffe auf sie und Einsatzkräfte sollen künftig mit einer Haftstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden.

Sendung: hr-fernsehen, hessenschau,

Quelle: hessenschau.de