Versicherungen fordern Bauverbot Über 26.000 Häuser in Hessen von Hochwasser bedroht

Tausende Wohn- und Firmengebäude in Hessen stehen so dicht an Flüssen und Bächen, dass sie bei Hochwasser überflutet werden können. Eine Auswertung der Versicherungswirtschaft zeigt, welche Regionen besonders betroffen sind.

Luftaufnahme Wetzlar an der Lahn
Hochwasser an der Lahn in Wetzlar, aufgenommen Mitte Februar. Bild © Jan Karges
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Rund 26.400 Adressen in Hessen sind laut einer Untersuchung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) von Hochwasser bedroht. Dabei handelt es sich um Wohnhäuser, gewerbliche Bauten sowie landwirtschaftliche oder öffentliche Gebäude, wie der GDV am Dienstag mitteilte.

Demnach handelt es sich um rund 1,6 Prozent aller Adressen im Bundesland. Damit liegt Hessen im bundesweiten Vergleich auf Rang sechs. Besonders hoch ist der Anteil der hochwasser- und überschwemmungsgefährdeten Gebäude in Sachsen und Thüringen, besonders niedrig in Schleswig-Holstein, Hamburg und Berlin.

Hier sind besonders viele Gebäude betroffen

In Hessen liegen die meisten hochwassergefährdeten Gebäude den Angaben zufolge im Schwalm-Eder-Kreis. Dort seien 2.617 Adressen gefährdet, was rund drei Prozent der Gebäude im Kreis ausmache.

Die gefährdeten Häuser verteilen sich dabei fast über das gesamte Kreisgebiet. Fritzlar und Melsungen beispielsweise wiesen eine ganze Reihe an Gebäuden in Überschwemmungsgebieten an Eder und Fulda auf, aber auch zahlreiche kleinere Bäche und Flüsse wie die Pfieffe in Spangenberg seien betroffen.

Auf den Schwalm-Eder-Kreis folgen im Negativ-Ranking die Landkreise Marburg-Biedenkopf (2,8 Prozent), Gießen (2,7 Prozent), Werra-Meißner (2,4 Prozent) und Kassel (2,1 Prozent).

Bei einem Hochwasser der Fulda könnten große bebaute Gebiete in Kassel überflutet werden. Ähnlich sieht es in Marburg mit der Lahn sowie ein Stück flussaufwärts in Cölbe aus.

Nicht überall gelten spezielle Vorschriften

Hessenweit liegen die meisten gefährdeten Gebäude in bereits identifizierten sowie amtlich festgelegten Überschwemmungsgebieten. Dort sind bestimmte Bauvorhaben verboten oder müssen spezielle Genehmigungsverfahren durchlaufen. Die Ausweisung neuer Baugebiete ist nur in Ausnahmefällen erlaubt.

Rund 23 Prozent der gefährdeten Gebäude liegen jedoch in sogenannten Hochwassergefahrenflächen. Für diese gibt es solche Regelungen nicht.

Weitere Informationen

Über die Auswertung

Die VdS Schadenverhütung GmbH hat im Auftrag des GDV untersucht, wie viele der rund 22,4 Millionen Gebäude in Deutschland in Überschwemmungsgebieten liegen und wie sie sich auf die Bundesländer und Kreise verteilen. Die öffentlichen Daten werden bei Behörden, beispielsweise den Landesumweltämtern, bereitgestellt. 

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Verband fordert Bauverbot

"Aufgrund des Klimawandels und damit häufiger auftretenden Wetterextremen sind Schäden in Milliardenhöhe programmiert", sagte die stellvertretende GDV-Hauptgeschäftsführerin Anja Käfer-Rohrbach: "Obwohl die Zahlen amtlich und öffentlich bekannt sind, steht Prävention nicht auf der politischen Tagesordnung."

Der Verband fordert ein klares gesetzliches Bauverbot in Überschwemmungsgebieten. Die bisherigen Regelungen lassen demnach zu viele Ausnahmen zu. "Es ist gefährlich und gefährdend, dass in Überschwemmungsgebieten weiterhin Bauland ausgewiesen wird und neu gebaut werden darf", betonte Käfer-Rohrbach.

Weitere Informationen

Redaktion: Anja Engelke

Sendung: hr-iNFO, 27.02.2024, 14 Uhr

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Anm. d. Red.: In einer früheren Version dieses Beitrags waren Karten mit besonders gefährdeten Hochwassergebieten abgebildet, die fehlerhaft waren. Wir haben die Karten entfernt und bitten, die fehlerhafte Darstellung zu entschuldigen.

Quelle: dpa/lhe