Unfallschwerpunkte in Hessen: Auf der A5 kracht es besonders oft

Auf der A5 gibt es die meisten Schwerverletzten und Verkehrstoten, verglichen mit anderen Straßen in Hessen. Wo es noch besonders gefährlich werden kann, zeigt eine hr-Datenrecherche.

Auf der Autobahn 5 bei Friedberg liegen nach einem Unfall Trümmer herum
Ein schwerer Verkehrsunfall auf der A5 bei Friedberg (Archiv). Bild © picture-alliance/dpa
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Erst vor wenigen Wochen kam ein 24-Jähriger auf der A5 ums Leben. Der Fahrer eines Kleintransporters fuhr auf einen Sattelzug auf. Der Beifahrer des Transporters erlag im Krankenhaus seinen schweren Verletzungen.

Meldungen wie diese sind keine Seltenheit. Immer wieder kommt es zu teils schweren Unfällen auf der A5. Das unterstreicht eine Datenrecherche des hr. Diese beruht auf den Daten des bundesweiten Unfallatlas der Statistischen Landesämter. Dazu haben wir 15.579 Unfälle aus dem vergangenen Jahr analysiert, bei denen Verkehrsteilnehmer sich verletzten oder starben.

400 Unfälle mit Verletzten auf der A5

Demnach gab es auf der A5 in absoluten Zahlen die meisten Unfälle mit Verletzten in Hessen: fast 400 Unfälle. Auf der Autobahn von Mittelhessen über das Rhein-Main-Gebiet nach Südhessen waren laut Unfallatlas auch die meisten Schwerverletzten und Toten zu beklagen.

Dass es auf der A5 besonders oft kracht, liegt laut Experten auch am hohen Verkehrsaufkommen. Zwischen Frankfurter Westkreuz und Frankfurter Kreuz seien im Schnitt jeden Tag bis zu 125.000 Fahrzeuge unterwegs, informiert Wolfgang Herda, Verkehrsexperte beim ADAC. Die hohe Anzahl an Autos, Transportern und Lkw führe zu vielen Unfällen. "Vor allem aufgrund von Fahrfehlern", so Herda.

Viele Unfälle auf A3, A7 und A66

Die A5 ist nicht die einzige Autobahn, auf der es regelmäßig kracht. Auf der A3 gab es im Jahr 2021 fast 300 Unfälle, bei denen sich Menschen verletzten. Zwei Menschen starben auf der zentralen West-Ost-Verbindung.

Viele Verletzte gab es auch auf der A66 (181) zwischen Osthessen und dem Rhein-Main-Gebiet und auf der A7 (176), die Mittel- und Nordhessen verbindet. Verhältnismäßig viele Verkehrsteilnehmer starben auch auf der B253 im Nordwesten Hessens und auf der A67 im Süden.

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"Trotzdem sind Autobahnen diejenigen Verkehrswege in unserem Straßennetz mit dem höchsten Sicherheitsniveau", sagt Verkehrsexperte Herda. Das sehe man beispielsweise dann, wenn man die Unfälle pro gefahrenem Kilometer betrachte. Autobahnen erwiesen sich in dem Vergleich als deutlich sicherer als das restliche Straßennetz.

Allerdings macht Herda auf die hohen Risikofaktoren auf der Autobahn aufmerksam: zwei oder mehr Richtungsfahrbahnen, hohes Verkehrsaufkommen mit vielen Lastwagen, hohe Geschwindigkeiten. "Bei Verkehrsunfällen sind deshalb die Unfallfolgen wie Verletzungen meist wesentlich dramatischer", sagt Herda.

Landstraßen besonders gefährlich

Am häufigsten kracht es in Hessen aber auf überregionalen Verbindungsstraßen, darunter fallen überwiegend Landstraßen. Im vergangenen Jahr ereignete sich fast jeder dritte Unfall dort. Etwa jeder fünfte Unfall kam auf schmalen Straßen, die vorwiegend Anlieger nutzen, zustande. Der Anteil von Hauptverbindungsstraßen wie Bundesstraßen am Gesamtunfallgeschehen lag bei rund 20 Prozent. Zum Vergleich: Auf Autobahnen passierten nur zehn Prozent aller Unfälle.

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Landstraßen sind deutlich unsicherer als Autobahnen, wie ADAC-Experte Herda erklärt: Meistens fehlten die Trennung zum Gegenverkehr sowie Leit- und Schutzplanken, das Linksabbiegen an Kreuzungen erfolge häufig ohne eigene Linksabbiegespur und Ampelanlage, hinzu kämen unübersichtliche Straßenabschnitte. Enge und kurvige Routen seien jedoch typisch für Hessen, gerade in den Mittelgebirgen.

Viele Unfälle in Frankfurt

Die meisten Unfälle mit Verletzten erfassten die Statistiker jedoch in Frankfurt, gefolgt von Wiesbaden und dem Main-Kinzig-Kreis. Die wenigsten gab es in den ländlich geprägten Kreisen Werra-Meißner, Odenwald und Vogelsberg - aber auch in der Großstadt Offenbach.

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Den ADAC-Experten Herda wundern die regionalen Unterschiede nicht. "In Städten wie Frankfurt besteht ganztägig ein hohes Verkehrsaufkommen in einem komplexen Straßennetz mit vielen zum Teil komplizierten, unübersichtlichen Kreuzungen, mehrspurigen Straßen, vielen Einmündungen, dem Nebeneinander von Fußgängern, Radfahrern, Motorrädern, Pkw und Lkw", sagt er. Deshalb häufen sich dort Zusammenstöße. Auf dem Land sei das Verkehrsgeschehen viel überschaubarer, das Straßennetz weise wenige Konfliktpunkte auf.

Lkw-Unfälle meist auf Autobahnen, Radunfälle innerstädtisch

Autofahrer waren 2021 in fast 3.800 Unfällen auf hessischen Verbindungsstraßen wie Landstraßen verwickelt. Nach konkreten Straßen geordnet, liegen allerdings fünf Autobahnen vorne, was die Häufigkeit von Zusammenstößen angeht.

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Auch bei Lastwagen kracht es auf Autobahnen am häufigsten - hier bewegen sie sich ja auch einen Großteil ihrer Zeit. Auf der A5 in Hessen gab es voriges Jahr 105 Lkw-Unfälle, auf der A3 waren es 81 und auf der A7 insgesamt 75.

Für Motorradfahrer sind überregionale Verbindungsstraßen, beispielsweise Landstraßen, besonders gefährlich. 784 all ihrer Unfälle im vergangenen Jahr ereigneten sich dort. Auf der L3120 im Kreis Bergstraße verletzten sich Biker bei zwölf Unfällen, ebenso viele wie auf der B253 zwischen Melsungen (Schwalm-Eder) und Dillenburg (Lahn-Dill). Führend in dieser Kategorie mit 15 Einträgen ist jedoch die B54 von Taunusstein (Rheingau-Taunus) nach Wiesbaden.

Wer mit dem Fahrrad unterwegs ist, sollte wiederum vor allem bei schmaleren Straßen aufpassen, die vor allem Anlieger nutzen. Laut Unfallatlas krachte es dort 1.340-mal mit Beteiligung von Radfahrern. Die Top 3 in dieser Hinsicht bilden aber wiederum größere Straßen: Mainzer Landstraße in Frankfurt (25), Biebricher Allee in Wiesbaden (18), Friedberger Landstraße in Frankfurt (17).

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Ein ähnliches Bild bei Fußgängern: Die meisten Unfälle passierten auf schmalen Wohnstraßen (515), doch der Spitzenreiter ist auch hier die Mainzer Landstraße in Frankfurt (18). Es folgen mit Holländischer Straße in Kassel (12) und Hanauer Landstraße in Frankfurt (6) weitere Ausfallstraßen.

Viele Unfälle im Sommer 2021

Man könnte meinen, wenn es glatt, neblig und nass ist, passiert am häufigsten etwas. Die Zahlen zeigen aber etwas anderes. Demnach war 2021 der unfallträchtigste Monat in Hessen der Sommermonat Juni. Auch der September liegt in dieser Statistik weit vorne. Die wenigsten Unfälle ereigneten sich hingegen in den Wintermonaten Januar und Februar.

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Das mag allerdings eine Besonderheit des Corona-Jahrs 2021 gewesen sein. ADAC-Experte Herda jedenfalls macht für die Zahlen den Lockdown verantwortlich, der sich bis ins Frühjahr 2021 zog. Das Verkehrsaufkommen war damals recht gering. "Ende Mai und im Juni schwollen der Berufsverkehr und der Freizeitverkehr wieder an. Das steigerte sich bis in den September hinein", berichtet Herda: "Viel Verkehr führt zu einer Zunahme der Verkehrsunfälle." Das zeigte ja auch schon der Blick auf die vielbefahrene A5.

Weitere Informationen

Daten, Methodik und Anmerkungen

Wo kommen die Daten her?
Aus dem Unfallatlas des Statistischen Bundesamtes und der Landesämter. Die Statistik enthält Angaben über Straßenverkehrsunfälle, die auf Meldungen der Polizeidienststellen basieren. Darin erfasst sind ausschließlich Unfälle mit Verletzten und solche, zu denen die Polizei gerufen wurde.
Im Atlas enthalten sind nur Unfälle mit Geokoordinaten. Laut Statistischem Landesamt fehlen für Hessen deshalb etwa 1.500 Unfälle, verglichen mit der offiziellen Unfallstatistik des Landes.

Wieso sind die Daten von 2021?
Die Daten im Unfallatlas werden jährlich aktualisiert. Das passiert meistens im Frühjahr für das vorangegangene Jahr. Die aktuellsten Zahlen sind somit aus dem Jahr 2021.

Wie ist die Datenrecherche entstanden?
Die Datenrecherche haben wir mithilfe des Tools R erstellt. Dazu haben wir Berechnungen auf Grundlage der Daten aus dem Unfallatlas angestellt. Die Geokoordinaten haben wir mit dem Geocoding-Tool OpenCage in Adressen und Straßen umgewandelt.

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Sendung: hr-iNFO, 27.12.2022, 6 Uhr

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Quelle: hessenschau.de