Unwetter in Nordhessen 100 kaputte Häuser und ein Millionenschaden

Fast eine Woche ist das verheerende Unwetter her, bei dem vor allem der Trendelburger Ortsteil Gottsbüren geflutet wurde. Bislang steht fest, dass weit über 100 Häuser beschädigt worden sind. Die Bestandsaufnahme läuft allerdings noch.

Eine mit braunem Wasser überflutete Straße zwischen Fachwerkhäusern.
Eine überflutete Straße in Trendelburg-Gottsbüren. Bild © Stefanie Küster (hr)
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Ganz genau lassen sich die Unwetterschäden in Nordhessen auch rund eine Woche danach noch nicht beziffern. Die Bestandsaufnahme des Kreises Kassel werde noch mindestens bis Ende der Woche dauern, sagte eine Sprecherin.

Nach bisherigen Erkenntnissen dürften weit über 100 Häuser in rund zehn Orten oder Ortsteilen der Region betroffen sein. 

Weil manche Bewohner noch im Sommerurlaub seien, war in manchen Fällen noch keine Schadenaufstellung möglich. Einsatzkräfte hätten zwar teils Häuser geöffnet, um Keller auszupumpen, doch habe es noch keine Gelegenheit gegeben, Schäden genauer in Augenschein zu nehmen, sagte die Sprecherin.  Der Kreis Kassel geht von einem "hohen Millionenschaden" aus.

Poseck sieht Katastrophenschutz gut aufgestellt

Derweil hat der Einsatz aus Sicht von Hessens Innenminister Roman Poseck (CDU) gezeigt, dass der Katastrophenschutz im Land gut aufgestellt sei. "Die Einsatzkräfte haben unmittelbar reagiert und waren sofort vor Ort, um die Situation unter Kontrolle zu bekommen und den Menschen zu helfen", erklärte Poseck.

Das Land habe in den vergangenen Jahren kräftig in Landesfahrzeuge im Katastrophenschutz investiert, sodass deren Zahl seit 2008 von 278 auf knapp 800 mehr als verdoppelt worden sei. 

Die Anwohnerinnen Christina Wiesmann-Günter (l) und Silke Kompfe stehen nach einem Unwetter in dem Trendelburger Stadtteil Gottsbüren an einer zerstörten Fahrbahndecke.
Die Anwohnerinnen Christina Wiesmann-Günter (l) und Silke Kompfe stehen nach einem Unwetter in dem Trendelburger Stadtteil Gottsbüren an einer zerstörten Fahrbahndecke. Bild © picture-alliance/dpa

Fünf Gemeinden betroffen

Derzeit würden vor dem Hintergrund der Herausforderungen künftiger Szenarien 26 hoch geländegängige "Gerätewagen Logistik Katastrophenschutz" für Vegetationsbrandbekämpfung, Hochwasser und Evakuierungen im Wert von rund 21 Millionen Euro zur Stationierung bei den Feuerwehren beschafft.

"Klar ist aber auch, dass es keinen hundertprozentigen Schutz geben kann", so der Minister. Hessen werde aber alles Mögliche daran setzen, "Menschen in Notsituationen zu helfen." Insbesondere leisteten die rund 23.000 Ehrenamtlichen in den mehr als 680 Einheiten sowie die über 3.300 Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks Herausragendes. 

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Eindruck von Unwetterauswirkungen aus der Vogelperspektive
Gottsbüren wurde besonders stark getroffen. Hier ein Eindruck aus der Vogelperspektive. Bild © hr
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Nach dem Unwetter halfen unter anderem Ehrenamtliche des Technischen Hilfswerks dabei, die Schäden zu beseitigen. Schon am Samstagmorgen nach dem Unwetter hatten rund 150 Freiwillige in die geschädigten Gemeinden angepackt, am gesamten Wochenende waren es rund 1.000.

Am vergangenen Donnerstag und in der Nacht zum Freitag waren schwere Unwetter über Nordhessen gezogen. Betroffen waren vor allem Hofgeismar, Bad Karlshafen, Reinhardshagen, Trendelburg und Wesertal.

Straßen sind stark beschädigt, Menschen räumen Schutt mithilfe von Baggern weg.
Helfer im Einsatz in Gottsbüren. Bild © picture-alliance/dpa

Rückblick: Gottsbüren glich einem Trümmerfeld

Durch extreme Regenfälle waren allein in dem mit Abstand am stärksten betroffenen Trendelburger Ortsteil Gottsbüren rund 60 Wohnhäuser in Mitleidenschaft gezogen worden. Dort waren 170 Liter Regen pro Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden gefallen - eine Rekordmenge für diese Jahreszeit.

 Der Ort glich danach einem Trümmerfeld. Vielerorts liefen Keller und Erdgeschosse voll, zahlreiche Bäume stürzten um, Heizöltanks wurden aufgeschwemmt und Straßen unterspült. Auch Autos und andere Gegenstände wie Flüssiggastanks wurden weggeschwemmt.

Teils waren Menschen in ihren Häusern eingeschlossen, weil das Wasser zeitweise im Erdgeschoss der Häuser stand. Zwei Personen mussten von Einsatzkräften mit Booten aus ihren Autos gerettet werden. Ernsthaft verletzt wurde niemand.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version hieß es, dass 23.000 Ehrenamtliche in den nordhessischen Unwettergebieten im Einsatz waren. Tatsächlich ist dies aber die Zahl der bereitstehenden ehrenamtlichen THW-Einsatzkräfte in Hessen. Wie viele davon nach dem Unwetter in Nordhessen im Einsatz waren, ist noch nicht bekannt.

Weitere Informationen

Sendung: hr-info, 8.8.2024, 11:30 Uhr

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Redaktion: Malena Menke

Quelle: hessenschau.de, dpa/lhe