Update für die Feuerwehr Digitale Karten sollen Waldbrandbekämpfung erleichtern
Auf dem Weg zum Brandherd schon den Einsatz planen: Ein neues digitales Geo-Informationssystem mit digitalen Karten soll den Feuerwehren in Hessen dabei helfen, Waldbrände effizienter zu bekämpfen.
Der Anruf lässt die Alarmglocken schrillen - im wahrsten Sinne des Wortes: Rauchentwicklung in einem Waldstück in der Altkönigstraße. Schon der Name der Straße lässt bei der Feuerwehr in Oberursel (Hochtaunus) böse Erinnerungen an den Sommer 2023 aufkommen. Drei Tage lang kämpften damals knapp 1.000 Einsatzkräfte gegen ein Feuer an den Hängen von Hessens dritthöchstem Gipfel.
Hessenweit hatte es im vergangenen Jahr mehr als 50 Waldbrände gegeben. Verwüstet wurde ein Gebiet von knapp 20,5 Hektar. Im Jahr zuvor waren sogar rund 200 Waldbrände registriert worden. Doch ab diesem Sommer steht den Feuerwehrleuten in Hessen ein neues Instrument zur Verfügung, das den Kampf gegen die Flammen erleichtern soll: digitale Karten zur Waldbrandbekämpfung.
Erster Überblick im Einsatzfahrzeug
In der Leitstelle markiert ein Feuerwehrmann das betroffene Gebiet per Mausklick auf einer Karte, die ihm auf einem Monitor angezeigt wird. Fast zeitgleich ertönt ein Gong: das Signal zum Einsatz.
Nur einige Minuten später sitzt Alexander Wehrheim, Wehrführer der Freiwiligen Feuerwehr Bommersheim, im Einsatzfahrzeug. In den Händen hält er ein Tablet mit dem Kartenausschnitt des betroffenen Gebietes. Der Einsatz läuft. Wehrheim kann sich schon einmal einen Überblick über das Gelände verschaffen.
Was auf den ersten Blick aussieht wie die Standardanzeige einer x-beliebigen Karten-App, wie sie inzwischen auf jedem Smartphone zu finden ist, ist in Wirklichkeit mehr. In dem neuen Geoinformationssystem sind selbst kleinste Waldwege verzeichnet, Stellen, an denen die Feuerwehr Wasser entnehmen kann sowie Informationen zur Topographie des Geländes.
Immer auf dem aktuellen Stand
Aus Sicht von Norbert Fischer, Präsident des Landesfeuerwehrverbands Hessen, sind die neuen digitalen Karten ein gewaltiger Fortschritt: "Weil wir umfassend sehr schnell alle Informationen zur Verfügung und im Einsatzfahrzeug dabei haben."
Die Idee dahinter: Schon auf dem Weg zum Brandherd, sollen Feuerwehrführer den Einsatz detailliert planen können. Wo kommen die Fahrzeuge durch und wo nicht? Wo kann Wasser entnommen werden? Werden irgendwo noch Munitionsreste vermutet?
Bislang mussten Feuerwehr, Polizei und Rettungskräfte mit analogen Karten arbeiten. Diese konnten leicht mehrere Aktenordner umfassen und waren nicht immer auf dem neuesten Stand.
Digitalisierung überfällig
Das soll in Zukunft anders sein: Kommunale und private Waldbesitzer sollen das Geo-Informationssystem pflegen. Vor allem aber soll auch der landeseigene Betrieb Hessenforst dafür sorgen, dass das System regelmäßig aktualisiert wird.
Perspektivisch soll auch die Handhabung noch leichter werden. Eine einfache App soll die Einsatzkräfte dann mit dem aktuellsten Kartenmaterial versorgen - so zumindest des Versprechen von Innen- und Forstministerium des Landes.
Norbert Fischer ist sich sicher: Hätte das neue System bereits im vergangenen Jahr zur Verfügung gestanden, hätte es beispielsweise den Einsatz am Altkönig deutlich erleichtert.
"Gerade in Gebieten, die schlecht zugänglich sind, sind wir darauf angewiesen, schauen zu können, wo unsere Fahrzeuge überhaupt hinfahren und wie wir die Löschmaßnahmen effektiv vornehmen können."
Aus Sicht der Feuerwehr ist die Digitalisierung überfällig. Denn längst hat sich der Klimawandel auch im hessischen Wald bemerkbar gemacht. Beschränkten sich Waldbrände früher zumeist auf bodennahe Flächen und Unterholz, sahen sich die Einsatzkräfte in den letzten Jahren vermehrt Feuerwänden, die teilweise bis in die Baumwipfel reichten, gegenüber.
Begeistert vom Probelauf
Die Freiwillige Feuerwehr Bommersheim ist derweil in jenem Waldgebiet angekommen, aus dem die Rauchentwicklung gemeldet worden war. Auf einem schmalen Weg steht das Einsatzfahrzeug inmitten satten Grüns. Von Rauch keine Spur, geschweige denn von Flammen. Ein Probealarm, um das System zu testen.
Wehrführer Wehrheim zieht eine duchweg positive Bilanz: "Klasse! Wir haben wirklich den großen Vorteil, dass wir auf den Karten erkennen können, welche Wege für normale Fahrzeuge befahrbar sind und welche anspruchsvoller sind." Besonders wenn Kräfte aus anderen Kreisen hinzugezogen werden müssten, die wenig Ortskenntnisse mitbringen, sei dies ein großer Vorteil.