Keine neuen Ermittlungen Vater von Hanauer Anschlagsopfer scheitert mit Anzeige gegen leitende Beamte
Knapp fünf Jahre nach dem rassistischen Anschlag von Hanau ist Niculescu Păun erneut mit einer Anzeige gescheitert, diesmal gegen leitende Polizisten. Er glaubt, dass sein Sohn noch leben könnte, wenn der Notruf in der Tatnacht funktioniert hätte. Die Staatsanwaltschaft sieht das nicht als erwiesen an.
Auch nach der Anzeige des Vaters des getöteten Vili-Viorel Păun wird es keine weiteren Ermittlungen gegen führende Polizeibeamte geben. Die Ermittlungen würden eingestellt, teilte die Staatsanwaltschaft Hanau am Montag mit. Es sei kein "strafrechtlich relevantes Fehlverhalten" festzustellen.
Sohn hatte Attentäter verfolgt
Niculescu Păun sieht eine Mitschuld der Polizei daran, dass sein Sohn Vili-Viorel bei dem rassistischen Anschlag vom 19. Februar 2020 in Hanau ums Leben kam. Der 22-Jährige hatte den Attentäter Tobias R. in der Hanauer Innenstadt verfolgt. R. schoss auf den Wagen des Verfolgers und traf ihn tödlich.
Neben Vili-Viorel Păun starben acht weitere junge Menschen aus rassistischen Motiven bei dem Attentat. Der Vorwurf von Vater Păun: Der Notruf der Polizei, den sein Sohn versuchte, in jener Nacht anzurufen, war nicht erreichbar. Nach hr-Recherchen war der Hanauer Notruf in der Anschlagsnacht personell unterbesetzt. Außerdem war die Technik so veraltet, dass Anrufe nicht weitergeleitet wurden.
Am 6. Januar hatte der Vater deswegen den damaligen Präsidenten des Polizeipräsidiums Südosthessen und weitere hohe Beamte wegen fahrlässiger Tötung angezeigt. Păun war 2021 schon einmal mit einer ähnlichen Anzeige gescheitert, damals noch gegen unbekannt.
Nun die erneute Ablehnung. Der Ablehnungsbescheid der Staatsanwaltschaft vom Juni 2021 und der Beschwerdebescheid der Generalstaatsanwaltschaft vom Mai 2022 hätten bereits verneint, dass es einen ursächlichen Zusammenhang zwischen einem etwaigen Organisationsverschulden und dem Tod des Sohnes gebe, so die Staatsanwaltschaft.
Die Frage, ob der Getötete die Verfolgung des Schützen mit dem Auto abgebrochen oder einen ausreichenden Sicherheitsabstand zu dem Attentäter eingehalten hätte, wenn er den Notruf erreicht hätte, lasse sich "nicht zweifelsfrei bejahen", hatte die Staatsanwaltschaft im Juni 2021 erklärt. Diese grundsätzliche Feststellung habe auch durch die in der neuen Anzeige vorgebrachten Gründe "nicht erschüttert werden" können.
Vater will gegen Entscheidung vorgehen
Nach hr-Informationen will Niculescu Păun auch diesmal gegen den Beschluss der Staatsanwaltschaft vorgehen. Er sagt, ihm gehe es um Antworten auf seine Fragen und so etwas wie Gerechtigkeit. Die Sache läge dann wieder bei der Generalstaatsanwaltschaft.