Vielerorts Böllerverbote Hessens Städte bereiten sich auf Silvester vor
Die Kommunen in Hessen rüsten sich für den Jahreswechsel. Zahlreiche Städte schränken den Gebrauch von Pyrotechnik stark ein. Auch in Wiesbaden wird weniger Feuerwerk am Himmel zu sehen sein - dafür aber erstmals eine Lichter-Show.
Trotz wachsender Kritik gehört das Feuerwerk für viele Menschen zum Jahreswechsel. Doch zum Schutz von Mensch, Tier und historischen Bauwerken haben einige Kommunen Einschränkungen beschlossen. Gerade in den Innenstädten und Altstadtbereichen sind Raketen, Böller und Co. vielerorts verboten.
Frankfurt: Böllerverbote auf Zeil und Eisernem Steg
So gelten in Frankfurt an Silvester Feuerwerksverbote an bestimmten Orten. "Ziel ist es, die meist eng gedrängten Menschen auf dem Eisernen Steg vor Verletzungen zu schützen", teilte die Stadt mit. Auf der Brücke über den Main ist das Abbrennen von Raketen und Knallern ebenso tabu wie auf der Zeil, inklusive Konstablerwache und Hauptwache.
In beiden Zonen darf vom Abend des 31. Dezember bis in die frühen Morgenstunden des neuen Jahres keine Pyrotechnik gezündet werden. Auf der Zeil gelte das Verbot von 20 Uhr bis 6 Uhr am Neujahrsmorgen, am Eisernen Steg von 21 Uhr bis 3 Uhr. Außerdem bleibt das Abbrennen von Feuerwerk in der Nähe von Kirchen, Krankenhäusern, Altersheimen und Fachwerkhäusern im gesamten Stadtgebiet verboten.
Der Frankfurter Zoo appelliert an alle Anwohnerinnen und Anwohner, das Böllerverbot rund um den Tierpark zu beachten. Die Knallerei könne Stress und sogar Panik bei Tieren auslösen, erklärte der stellvertretende Zoodirektor Dr. Stefan Stadler. Eine Brandwache werde in der Silvesternacht im Einsatz sein, um mögliche Gefahren zu minimieren.
Marburg: Feuerwerksverbot in der Oberstadt
Die Marburger Oberstadt bleibt wie in den vergangenen Jahren feuerwerksfrei. Das Verbot umfasst die gesamte Oberstadt, inklusive Schloss, Schlosspark, Lutherischem Kirchhof und Elisabethkirche. Es gilt nicht nur an Silvester, sondern generell.
Wer dagegen verstößt, muss mit einem hohen Bußgeld rechnen. Bis zu 10.000 Euro Strafe drohen, bei der Verwendung nicht zertifizierter Produkte sind es sogar bis zu 50.000 Euro, wie eine Sprecherin der Stadt dem hr mitteilte. Stadt- und Ordnungspolizei sollen die Einhaltung der Regelungen kontrollieren und für die Sicherheit sorgen.
Michelstadt: Schutz der historischen Altstadt
Auch in Michelstadt (Odenwald) gibt es ein ganzjähriges Böllerverbot. Hier betrifft es den historischen Altstadtkern. Zum Jahreswechsel stehen dort noch die hölzernen Buden des Weihnachtsmarktes, was das Risiko der Stadt zufolge zusätzlich erhöht.
Auch außerhalb der Altstadt mahnt man zur Vernunft: Raketen sollen nur einem Abstand von mindestens 200 Meter zu sensiblen Gebäuden gezündet werden. Wer sich nicht an die Regeln hält, riskiert Bußgelder von bis zu 10.000 Euro. Die Stadt empfiehlt, Feuerwerkskörper auf freien Flächen wie dem Großparkplatz vor der Altstadt abzubrennen.
Fulda: Feuerwerksverbot in der Altstadt
In Fulda geht es eng zu – nicht nur in der Altstadt, sondern auch bei den Vorschriften. "Es gilt ein absolutes Feuerwerksverbot im gesamten Altstadtbereich", teilte ein Sprecher der Stadt dem hr mit. Die schmalen Straßen und Gassen böten nicht den vorgeschriebenen Sicherheitsabstand von acht Metern zu den Fachwerkhäusern.
Auch an allen Stellen außerhalb der Altstadt, an denen der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden könne, dürften keine pyrotechnischen Gegenstände abgebrannt werden. Wie in den vergangenen Jahren ist auch auf dem Domplatz das Zünden von Silvesterfeuerwerken nicht gestattet.
Kassel: Rücksicht und klare Verbote
Kassel hat für zentrale Innenstadtbereiche wie den Königsplatz, den Friedrichsplatz und den Opernplatz ein Feuerwerksverbot erlassen. Auch die Parks Karlsaue und Wilhelmshöhe blieben geschützt, heißt es aus dem Rathaus.
Die Stadt appelliert außerdem an die Bürgerinnen und Bürger, Rücksicht auf Tiere zu nehmen und den Müll ordnungsgemäß zu entsorgen. Parkscheinautomaten würden präventiv gesichert, um Schäden zu vermeiden.
Wiesbaden: Lichtshow statt Feuerwerk
In Wiesbaden setzt die Stadt erstmals auf eine Alternative zum traditionellen Silvester-Feuerwerk. Auf dem Bowling Green vor dem Kurhaus soll einer Ankündigung zufolge eine Licht-Inszenierung gezeigt werden.
"Die Forderung nach einem Feuerwerk-Ersatz in Zeiten des Klimawandels wurde in den letzten Jahren immer lauter", so Umweltdezernentin Christiane Hinninger (Grüne). Kein Feinstaub, weniger Plastikmüll, verträglicher für die Haus- und Wildtiere - die Stadt sieht in der Lichter-Show zahlreiche Vorteile.
Rund um den Veranstaltungsort werde von 21 Uhr bis 3 Uhr eine Sicherheitszone eingerichtet, in der das Mitführen und Abbrennen von Feuerwerkskörpern sowie große Taschen und Rucksäcke untersagt seien. Damit solle die Sicherheit der zahlreichen Besucherinnen und Besucher gewährleistet werden.
Polizei verstärkt im Einsatz
Die Polizei werde an Silvester mit erhöhter Präsenz und verstärkten Kontrollen für Sicherheit sorgen, kündigte Innenminister Roman Poseck (CDU) an. Bürger sollten ein spürbares Gefühl von Schutz erleben. Alkohol, Feuerwerkskörper und dichte Menschenmengen - diese Kombiniation berge Gefahren.
Neben allgemeinen Maßnahmen wie Böllerverbotszonen und dem neuen Messerverbot bei Veranstaltungen liege ein besonderer Fokus auf der Prävention von Gewalt gegen Einsatzkräfte.
Tier- und Umweltschützer fordern Böllerverbot
Die Debatte um privates Feuerwerk wird auch dieses Jahr von Umwelt- und Tierschützern kritisch begleitet. Der BUND Hessen fordert ein landesweites Böllerverbot. Feuerwerk vergifte die Luft, verängstige Tiere und Menschen und verursache schwere Schäden, sagte der BUND-Landesvorsitzender Jörg Nitsch.
An keinem anderen Tag sei die Feinstaubbelastung so hoch wie an Silvester. Der BUND schlägt vor, Feuerwerke auf festgelegte Zonen zu beschränken, bei denen Brandschutz, Immissionsschutz und Naturschutz gewahrt sind, und diese in Luftreinhaltepläne aufzunehmen.
Auch der Deutsche Tierschutzbund fordert ein Verbot des privaten Silvesterfeuerwerks. Besonders für Tiere sei der Lärm von Raketen und Böllern ein Albtraum. Kommunen könnten durch Allgemeinverfügungen Schutzzonen um Tierheime und andere tierhaltende Einrichtungen schaffen. Besonders gefährlich sei die Panik, die bei Tieren ausgelöst werde, ebenso wie die Brandgefahr und die Umweltbelastung durch die Raketen.
Hohe Verletzungsgefahr
Auch für den Menschen kann das Feuerwerk schnell gefährlich werden. Besonders riskant: unsachgemäßer Umgang, Alkoholeinfluss und illegale Böller. Die BG Unfallklinik Frankfurt hat es jedes Jahr mit schweren Verletzungen durch Feuerwerkskörper zu tun.
"Wir behandeln gravierende Handverletzungen, Verbrennungen und Schäden durch Explosionsdruck, die oft dauerhafte Folgen haben", erklärte Christoph Hirche, Chefarzt der plastischen Hand- und rekonstruktiven Mikrochirurgie. Wer Spaß am Böllern haben möchte, sollte vorsichtig vorgehen und ausreichend Abstand einhalten.