Von grün bis kahl So viele Bäume stehen in Hessens Städten

In Kassel gibt es die meisten Stadtbäume pro Einwohner. Das ergab eine hr-Umfrage unter den zehn größten hessischen Städten. Ganz hinten in der Statistik liegen Offenbach und Wiesbaden. Dabei dienen die Schattenspender auch als Lebensretter.

Eine Fahrradfahrerin fährt durch die sommerliche Karlsaue in Kassel
Eine Fahrradfahrerin fährt durch die sommerliche Karlsaue in Kassel Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)
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Welche ist die grünste Stadt in Hessen?

hs
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Kassel trägt die Baum-Krone: Auf zehn Einwohner kommen dort 4,6 Stadtbäume, so viel wie nirgendwo sonst in Hessens großen Städten. Der Durchschnitt wie etwa in Frankfurt (3,2) oder Darmstadt (3,1) liegt bei rund drei Stadtbäumen pro zehn Einwohner, wie eine hr-Umfrage ergab.

Etwas mehr haben Fulda (4,4) und Hanau (4,1) zu bieten, deutlich weniger sind es dagegen in Offenbach (1,9) und Wiesbaden (1,6). In Kassel gibt es damit runtergerechnet fast dreimal so viele Bäume wie in der Landeshauptstadt.

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Zu den Stadtbäumen zählen solche an Straßen oder in öffentlichen Parks und Grünanlagen. Die Städte erfassen sie in so genannten Baumkatastern, die Stadt Frankfurt hat ihr Kataster sogar online gestellt. Zu jedem der rund 200.000 Exemplare lässt sich dort nachlesen, was das für ein Baum ist, mit botanischer Bezeichnung, und wann er gepflanzt wurde. Nicht erfasst sind die vielen oft Stadtviertel prägenden Bäume auf Privatgeländen oder in ausgewiesenen Waldgebieten.

Frankfurts Römerberg ist baumfreie Zone

Wie wertvoll Stadtbäume sind, zeigt eine europäische Studie, die kürzlich im Wissenschaftsmagazin The Lancet veröffentlicht wurde. Die Forscher haben 93 Städte analysiert, unter ihnen auch Frankfurt. Das Ergebnis: Bäume kühlen die Stadt und können dadurch Leben retten. Europaweit ließe sich demnach die Zahl der Hitzetoten jedes Jahr um mehrere Tausend senken, wenn man die Zahl der Stadtbäume verdoppelte.

Römerberg Frankfurt
Römerberg Frankfurt Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)

Der Baum-Effekt schlägt demnach vor allem in südeuropäischen Städten zu Buche, ist aber auch in Hessen noch spürbar. Frankfurts Stadtgebiet hält seit 2019 Hessens Temperatur-Rekord mit 40,2 Grad. Dennoch gibt es im Herzen der Stadt zwischen Römer und Dom so gut wie keinen Baumschatten. Frankfurts "Gudd Stubb", der Römerberg, ist gar komplett baumfrei – anders als Kassels Königsplatz, wo mehrere Baumreihen Schatten spenden.

Schatten und Verdunstung: Tausende neue Bäume geplant

Die Stadt Frankfurt will deshalb Kassel nacheifern und nach eigenen Angaben 10.000 neue Stadtbäume pflanzen, bis 2030. Aber auch Kassel will nach Angaben der Stadt aufstocken – von jetzt 92.000 Bäumen auf 100.000. Richtig so, sagt Martin Hein, der Vorsitzende des Kasseler Klimaschutzrates. Die Stadt sei zwar statistisch schon sehr grün. Aber: "In manchen Wohngebieten fehlen schlichtweg Bäume."

Der Königsplatz in Kassel
Der Königsplatz in Kassel: ein doppelter Platanenring spendet Schatten. Bild © hr/Stefanie Küster

Allerdings sei es gar nicht so einfach, Bäume in der Innenstadt zu pflanzen. "Da gibt es unterirdische Leitungen, Kabel, Rohre und oberirdisch müssen Privatgrundstücke Radwege, Straßen und Fußgängerbereiche berücksichtigt werden." Hinzu komme, dass junge Bäume noch gar keinen großen Kühleffekt hätten. Denn es komme auf die Krone an: Je mehr Blätter ein Baum trägt, umso mehr Schatten könne er spenden. Und ein großer Baum kühle seine Umgebung zusätzlich durch Verdunstung.

Viele Bäume sterben an Hitze- und Trockenstress

Von Grün-Paradiesen sind die hessischen Städte jedoch weit entfernt. Zwar wird allerorten viel gepflanzt. Aber alle Städte berichten: Es sterben so viele Stadtbäume wie nie zuvor. In Darmstadt etwa wurden im vergangenen Jahr rund 600 Stadtbäume gefällt, weil sie tot, krank oder nicht mehr standsicher waren. Das sind fünfmal mehr als vor zehn Jahren.

Vertrocknete Blätter einer Buche im Stadtwald Frankfurt
Vertrocknete Blätter einer Buche im Stadtwald Frankfurt Bild © picture-alliance/dpa (Archiv)

Hitze- und Trockenstress lassen die Bäume krank werden, berichten die Städte. Die Gewächse würden anfälliger für Pilze und Schädlinge. Äste knickten ab, ohne ersichtlichen Grund – der so genannte Trockenbruch. In Gießen und Rüsselsheim sind es oft Birken, die dem Stadtklima nicht mehr standhalten. Aber auch Fichten, Buchen oder Bergahorn leiden. Viele Städte setzen deshalb jetzt auch auf Bäume aus wärmeren Klimazonen, japanische Schnurbäume etwa.

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"Bäume wie Juwelen behandeln"

Bisher sind die Stadtbäume in der Hitze weitgehend auf sich allein gestellt. Die Städte in Hessen wässern bis maximal fünf Jahre nach Pflanzung. Die Stadt Gießen prüft aber, ob sie künftig auch ältere Bäume mit Wasser versorgt. Denn ausgewachsene Bäume haben einen bis zu zehn Mal höheren Kühleffekt als Jungbäume, sagt etwa die Meteorologin Astrid Ziemann bei tagesschau.de. Sie erforscht, wie sich Städte gegen die Hitze wappnen können. Ihr Rat ist, "Bäume wie Juwelen zu behandeln".

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Sendung: hr-fernsehen, 19.06.2023, 19.30 Uhr

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Quelle: hessenschau.de/Katrin Kimpel