Traurige Bilder beim Radklassiker Walderneuerung in Taunus und Hessen als Jahrhundertaufgabe
Bei der TV-Übertragung des Radklassikers Eschborn-Frankfurt gab es eindrucksvolle Aufnahmen - und alarmierende Bilder vom Waldsterben. Trockenheit und Schädlingsbefall setzen den Bäumen zu. Bis zum Wald der Zukunft wird es laut Experten Generationen dauern.
Die hr-Liveberichterstattung beim Radklassiker Eschborn-Frankfurt am 1. Mai lieferte nicht nur faszinierende Bilder von Rennradfahrern inmitten von Hochhausschluchten und an steilen Berganstiegen. Sie lenkte den Blick auch auf eine bedrückende Realität: den kritischen Zustand des Taunuswalds bei Schmitten-Oberreifenberg (Hochtaunus).
Zu sehen waren viele kahle, trostlose Stellen, wo der der Wald abgestorben war statt grün zu strahlen. Extreme Wetterereignisse, darunter auch Trockenheit, haben in den vergangenen Jahren zu verheerenden Schäden geführt, wie Hessen-Forst-Sprecher Moritz Frey sagt. Insbesondere der Borkenkäferbefall im Taunus habe viele kahle Stellen hinterlassen.
Von Windwurf bis Trockenheit
"Wir sehen seit 2018 extreme Waldschäden. Begonnen hat es mit einem großen Windwurf-Ereignis 2018, dem Sturm Frederike - dem stärksten Sturm in der Mitte Deutschlands seit 2007." In den folgenden Jahren seien dann außerdem wiederholt Trockenperioden aufgetreten, die die Fichtenbestände anfällig für Borkenkäfer gemacht hätten.
Die Bäume hatten demnach nicht genug Wasser, um Harz zu produzieren und sich zu verteidigen, was zur Ausbreitung der Borkenkäfer und letztendlich zum Absterben der Fichten führte.
Schon in der Vergangenheit seien immer wieder schwere Stürme und Befall durch Käfer aufgetreten. Gewöhnlich wurden die von Käfern befallenen Bäume aus dem Wald entfernt, um eine weitere Vermehrung der Schädlinge zu verhindern. Der Ansatz funktionierte recht gut.
Doch seit 2018 sei es nicht mehr möglich gewesen, die Schäden zu kontrollieren. "Wenn der Wald sowieso schon geschädigt ist und es danach zu Trockenheit kommt, ist das eine gefährliche Kombination für den Wald."
Wäldern geht es schlecht
Der kritische Zustand des Taunuswalds ist kein Einzelfall. An vielen Orten Hessens sind die Wälder stark geschädigt, hauptsächlich durch Trockenheit und Insektenbefall. Der Waldzustandsbericht der Landesregierung zeigt eine zunehmende Verschlechterung.
"In den Jahren 2019 bis 2023 ist eine sehr starke Schädigung der hessischen Wälder eingetreten", heißt es im Bericht. Im Vergleich zum Vorjahr habe sich der Vitalitätszustand 2023 nochmals verschlechtert. Etwa jeder zehnte Baum sei stark geschädigt, zwei Prozentpunkte mehr als im Jahr davor. Der Grund für die Verschlechterung ist laut den Experten vor allem der Verlust von Nadeln und Blättern in den Kronen aller Baumarten.
"Die Klimakrise muss eingedämmt werden, um den Zustand des Waldes zu stabilisieren", sagte die ehemalige hessische Umwelt- und Klimaschutzministerin Priska Hinz (Grüne), als sie die Ergebnisse im November vorstellte. Es gelte, jetzt den Wald der Zukunft mit klimaresilienten und vorzugsweise heimischen Baumarten anzupflanzen.
Kampf gegen Klimakrise
Das versucht Hessen Forst nach eigenen Angaben. Basierend auf Klimaprognosen haben sie demnach prognostizieren lassen, wie viel Wasser in Zukunft an verschiedenen Standorten fehlen wird. "Dadurch können wir gezielt Baumarten auswählen, die mit dem Wasserdefizit umgehen können, und diese entsprechend pflanzen", so Hessen-Forst-Sprecher Frey.
"Wir wollen auf den Kahlflächen drei bis fünf verschiedene Baumarten etablieren." Durch die Kombination von trockenheitsresistenten Arten und die Vielfalt im Bestand soll der Wald zukünftig widerstandsfähiger gegen Klimaveränderungen werden. Speziell im Taunus seien Rückhaltebecken installiert worden, um Regenwasser im Wald zu halten und den Pflanzen zusätzliche Feuchtigkeit bereitzustellen.
HessenForst: Bäume können sich nicht rechtzeitig anpassen
Frey gibt sich grundsätzlich optimistisch. Das Ganze sei jedoch ein Jahrhundertprojekt, das nicht mit der Bepflanzung der Kahlflächen behoben werde. Es gebe Baumarten, die heute mit dem Klima zurecht kämen, voraussichtlich in 30 oder 40 Jahren aber nicht mehr.
Die Veränderung der klimatischen Bedingungen laufe vergleichsweise schnell ab. "Die Bäume sind innerhalb einer Lebensspanne nicht in der Lage, sich an diese neuen Bedingungen anzupassen", so Frey.
Der Klimawandel führe dazu, dass Stark- und Extremwetterereignisse zunähmen. Dazu gehörten etwa Windwürfe, aber genauso lange Trockenphasen. "Es betrifft also nicht nur unsere Generation. Auch die darauffolgende muss sich mit dem Problem auseinandersetzen", mahnte Frey.