War was? Diebisch dämlich

In Kassel wird eine Frau beim Ladendiebstahl erwischt. Währenddessen wird sie allerdings selbst bestohlen. "War was?" findet: Immerhin war kein Pinguin involviert.

Foto: Portrait Roman Poseck. Auf dem Bild eine kleine, farbige Grafik mit dem Schriftzug "war was?".
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Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche. Nehmen Sie diesen Blick bitte auf keinen Fall ernst.

In letzter Zeit muss ich immer mal wieder an Rhys Owen Jones und Keri Mules denken. Jones und Mules sind zwei Waliser, die auf einem Australienurlaub 2012 für das kurioseste Kleinverbrechen sorgten, von dem ich je las. Stark alkoholisiert brachen die beiden nämlich in das örtliche Sea World ein, schwammen eine Weile mit den Delfinen, beschossen die Haie mit einem Feuerlöscher und klauten schließlich einen Pinguin namens Dirk. Und dann gingen sie, zu dritt, nach Hause.

Was ist nur los mit den Leuten?

Nun mag dieser Einbruch eher dem Vollrausch geschuldet gewesen sein und weniger krimineller Energie. Aber seither denke ich: Die Welt der Kleinkriminalität ist ein wenig wie eine globale, nie enden wollende Folge von Jackass, in der es darum geht, wer den blödesten Stunt hinlegt. Ein Eindruck, der sich noch einmal verstärkt hat, seit ich diese Rubrik schreibe. Ich hatte hier schon die 60-Kilo-Gurken-Diebe aus Dilshofen als Thema, zuletzt den Mann, der im Supermarkt 14 Dosen Energydrink stahl und austrank. Und jedes Mal denke ich: Was ist nur los mit den Leuten?

Die Antwort: so einiges. Unter der Woche gab es nämlich direkt die nächste kuriose Mini-Kriminalgeschichte. In Kassel wurde eine Frau festgenommen, die in einem Supermarkt geklaut hatte. Der Supermarktmanager beobachtete sie dabei, wie sie sich Waren in den Rucksack steckte. Dann fiel ihr aber auf, dass sie selbst beklaut worden war. Bei Ansicht der Bilder der Überwachungskamera zeigte sich, dass ein älterer Herr ihre Taschen entwendet hatte, die sie an der Tür des Supermarkts abgestellt hatte. Dumm gelaufen, könnte man sagen - beziehungsweise geklaut. Die Polizei Kassel ermittelt nun gegen zwei Personen.

Eine endlose Kaskade an Diebstählen?

In der ewigen Rangliste dämlicher hessischer Verbrechen ist das angesichts der starken Leistungen im Bereich Gurken und Energydrinks vielleicht kein Spitzenplatz, aber sicher gutes Mittelfeld. Ich frage mich auch, welches Diebesgut die Diebin überhaupt in ihrem Rucksack hatte? 60 Kilo Gurken? 14 Energydrinks? Einen Pinguin namens Dirk?

Und wie ist die Geschichte wohl weitergegangen? In einer endlosen Kaskade an Diebstählen? Wollte die Polizei den Diebesdieb festnehmen, nur um festzustellen, dass ihnen jemand die Handschellen geklaut hatte? Stahl der Dieb in einer günstigen Gelegenheit dann das Polizeiauto und fuhr davon? Wurde ihm das Auto dann selbst geklaut, vielleicht von zwei betrunkenen Walisern, die damit ins nächstgelegene Sea World fuhren?

Wer weiß. Aber wahrscheinlich nicht. Als die Polizei den Diebesdieb identifiziert hatte, gab dieser an, die geklauten Taschen an einer Straßenbahnhaltestelle abgestellt zu haben, wo sie jedoch nicht mehr standen. Die ganze Sache bleibt also zunächst ein kleines, feines, dämliches Mysterium.

"Etwas weniger Vodka trinken"

Als Rhys Owen Jones und Keri Mules damals in ihrem Apartment wach wurden, mit dem wahrscheinlich schlimmsten Kater der Weltgeschichte, brachten sie den Pinguin namens Dirk zunächst unter die Dusche und fütterten ihn. Dann versuchten sie, ihn in einem Fluss in die Wildnis zu entlassen, wobei sie beobachtet und dann festgenommen wurden.

Dirk geht es übrigens gut, er wurde gefunden und ins Sea World zurückgebracht, wo er mit seiner Pinguindame namens Peaches wiedervereint wurde. Die Pinguin-Diebe mussten je 1.000 australische Dollar zahlen und bekamen vom Richter die Auflage, "etwas weniger Vodka zu trinken". Vielleicht nicht die schlechteste Idee.

Ich bin auf jeden Fall gespannt, wo in Hessen welcher Kleinkriminelle demnächst welche blöde Idee in die Tat umsetzt. Ich weiß nur: Es wird passieren. Und spannend wird auch, wie es nun mit den beiden Dieben aus Kassel weitergeht und welches Strafmaß die beiden erwartet. Ein Sea World, in dem sie mögliche Sozialstunden ableisten könnten, gibt es in Kassel allerdings leider nicht.

Quelle: hessenschau.de