War was? Ehrlich fährt am längsten

Wegen Personalmangels dünnt Frankfurt den ÖPNV aus, Ziel ist ein "ehrlicher Fahrplan“. So viel Aufrichtigkeit ist natürlich lobenswert. Unser Kolumnist hat einen ersten Blick in den ehrlichen Plan geworfen.

Foto eines Streckennetzplanes des RMV. Auf dem Foto eine kleine farbige Grafik mit dem Schriftzug "War was?".
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Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche. Nehmen Sie diese Blick bitte keinesfalls ernst.

Frankfurt dünnt den Fahrplan von U-Bahnen, Bussen und Straßenbahnen aus, um so dem "anhaltenden Mangel an Fahrpersonal" entgegenzuwirken. Angesichts von fast zehn Prozent ausgefallener Fahrten in manchen Bereichen im Dezember sprach Verkehrsdezernent Wolfgang Siefert (Grüne) vom Ziel eines "verlässlichen Angebots" und "ehrlichen Fahrplans".

Stellt sich die Frage: Wie sieht ein Fahrplan aus, wenn er wirklich ehrlich ist? Vielleicht ja so:

U7
Fährt regelmäßig, aber es steigt ganz sicher ein Typ mit Döner ein, der sich neben dich setzt.

U4
Fährt weiterhin verlässlich zum Hauptbahnhof, dort streiken aber die Lokführer und nichts geht mehr, weswegen du wütend vor dem Fahrplan stehst und dann grummelnd zurück nach Hause fährst. Aus unerfindlichen Gründen fährt die U4 aber unregelmäßiger zurück.

S8
Fährt auch am Wochenende regelmäßig, ist allerdings voller angetrunkener Fußballfans, weswegen du an deiner Haltestelle nicht aussteigen kannst, weil weitere Fanmassen in den Zug drängen und du eingeklemmt bis zum Stadion mitfahren musst. Benebelt vom kollektiven Alkoholatem der Fans vergisst du deinen eigentlichen Termin und gehst mit ins Stadion, wo du ein spektakuläres 3:2 miterlebst und auf der Rückfahrt angetrunken den Leuten in der Bahn den Weg hinaus versperrst.

U5
Fährt regelmäßig, aber die Leute gucken dich komisch an, weil du dich mit einem leckeren Döner neben sie gesetzt hast.

Straßenbahn 21
Fährt im normalen Takt, aber du entscheidest dich dagegen, mitzufahren, da dir bewusst wird, dass der Bahnbabo in Rente geht und du traurig wirst, weil dir seine Gags und Spagate fehlen werden. Nachdenklich gehst du zu Fuß, Wind pfeift dir ins Gesicht, du klappst den Kragen hoch, blickst ins Leere, machst traurig einen Surfergruß, verschwindest im Gegenlicht.

U2
Verspätet sich leider, und zwar genau in dem Moment, in dem ein laut mit seiner halbleeren Vodkaflasche streitender Typ wütend auf dich zugetorkelt kommt.

Bus 36
Fährt weniger oft, ist dafür voller, weswegen du genau auf diesem Gelenk in der Mitte des Busses stehen musst, das sich in jeder Kurve bewegt, weshalb du nur mühsam das Gleichgewicht halten kannst und dabei aussiehst wie ein Skateboard-Anfänger mit drei Promille.

S3
Auf der Anzeige steht "In Kürze", dann verschwindet die S3 von der Anzeige und ward nie mehr gesehen.

S5
Ab sofort alle 20 Minuten, fährt aber in die falsche Richtung, was du erst merkst, als du schon 20 Minuten in die falsche Richtung gefahren bist, was möglicherweise auf der wahren Geschichte eines zugezogenen Kolumnisten von vor ein paar Jahren beruht.

Quelle: hessenschau.de