War was? Fred Durst, Mitarbeiter des Monats
Limp Bizkit spielen in Frankfurt, dumm nur, dass Sänger Fred Durst keine Stimme hat. Das Konzert findet trotzdem statt. War was? verneigt sich vor so viel Arbeitsverweigerung.
Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche. Nehmen Sie diesen Blick bitte auf keinen Fall ernst.
Immer mal wieder, wenn ich abends dreckverschmiert und erschöpft nach einem langen Tag des Kolumnenschreibens nach Hause komme, meinen Blaumann und Schutzhelm ausziehe und mir dann am Waschbecken Reste halbgarer Gags untern den Fingernägeln hervorkratze, denke ich an jenen IT-Experten namens Bob, von dem ich vor ein paar Jahren las.
Bob, ein Mitvierziger aus den USA, verlor 2013 seinen Job, nachdem zufällig herauskam, dass er seine Arbeit einfach jahrelang nach China outgesourct hatte und seine vermeintliche Arbeitszeit damit verbrachte, im Internet zu surfen und Katzenvideos zu gucken.
Die Moral von der Geschicht: Man muss sich eben etwas einfallen lassen. So wie Fred Durst am vergangenen Mittwoch beim Konzert in der ausverkauften Frankfurter Jahrhunderthalle. Durst ist vielen noch bekannt als Sänger der Nu-Metal-Band Limp Bizkit, auch wenn er mittlerweile aussieht wie ein Weihnachtsmann in der Midlife-Crisis.
Limp Bizkit waren in den späten Neunzigern und frühen Nullerjahren ziemliche Legenden, aktuell touren sie wieder. Wie so viele angegraute Bands, Nostalgie verkauft sich schließlich gut, ich schreibe diese Sätze beispielsweise gerade in Buffalo-Schuhen.
Klärwerkstaucher mit defekter Schwimmmaske
Das Konzert in Frankfurt geriet allerdings zu einer ziemlichen Frechheit, weil Dursts Stimme versagte, was für den Sänger einer Metalband in etwa so günstig ist wie der Verlust des Geschmackssinns für einen Sternekoch oder eine defekte Schwimmmaske für einen Klärwerkstaucher. Durst aber löste das Ganze auf eine Weise, die IT-Bob aus den USA sicher stolz gemacht hätte. Er sang einfach nicht mehr selbst, sondern holte Fans auf die Bühne, die die Songs dann singen und rappen sollten. Das Ergebnis war laut meines Kollegen Julian Moering, der dem Spektakel beiwohnte, eine "schwer erträglichen Farce".
Als ich damals von Bob las, hieß es zunächst gar, der ganze Schwindel sei im Rahmen einer Ehrung zum Mitarbeiter des Monats aufgeflogen, eine fixe Recherche hält dem aber leider nicht mehr stand. Es war wohl so, dass Bobs Outsourcing aufgrund einer Sicherheitsüberprüfung entdeckt wurde. Schade. Aber dann ist der Titel "Mitarbeiter des Monats" ja frei für Fred Durst.
Katzenvideos auf der Bühne
Ich meine, man stelle sich vor, man bezahlt zig Euro, um seine Helden von einst zu sehen und findet sich dann auf einem überdimensionierten Limp-Bizkit-Karaoke wieder, auf dem Fred Durst seinen Job einfach an die Fans outsourct. Wahrscheinlich hat er auch noch Katzenvideos geguckt, während sich ein paar Meter weiter irgendwelche leidlich musikalischen Fans am Geschrei in "Break Stuff" oder den Raps in "Rollin" versuchten.
Und Kohle gab es für die Ersatz-Sängerinnen und -Sänger wahrscheinlich auch nicht, Bob hat wenigstens ein Fünftel seiner Einnahmen weitergereicht. Was Durst für seinen Nicht-Auftritt einstreicht, möchte ich lieber nicht wissen.
Für die paar Fans, die tatsächlich auf die Bühne durften, war das wahrscheinlich ein cooles Erlebnis. Für alle anderen wohl eher eine absolute Zumutung. Für mich ist das ganze eine gute Gelegenheit, mal wieder ein paar Limp-Bizkit-Songs zu hören, die ich damals ebenfalls sehr gefeiert habe. Und über Outsourcing nachzudenken. Ich beende die Kolumne ja gerne mit eine Gag. Das können Sie heute gerne selbst machen, einfach hier einfügen: _______________________ .