War was? Post mortem
Auf dem Hof des Wiesbadener Briefzentrums wurde eine Kiste mit 17 Jahre alten, unversendeten Briefen gefunden. Kann ja mal passieren. Die gute Nachricht: Jetzt werden sie auch verschickt. "War was?" hat in ein paar der Briefe reingelesen.
Hessen, das Bundesland, in dem immer was los ist. An dieser Stelle wirft unser Kolumnist Stephan Reich mit seiner Glosse "War was?" jeden Freitag einen ganz eigenen Blick auf die Nachricht der Woche.
Das ist ein dickes Ding: Im Hof des Wiesbadener Briefzentrums wurde eine Kiste mit 17 Jahre alten Briefen gefunden. Erstaunlich. Wie die Briefe dorthin kamen, untersucht die Post jetzt. Die Briefe sollen zudem nun samt Entschuldigungsschreiben doch noch verschickt werden. "War was?" hat in ein paar dieser Briefe aus 2006 hineingeschaut.
Meine geliebte Luise,
ich liebe dich von ganzem Herzen. Wir sind geschaffen füreinander, das weiß ich nun endgültig, seit unserem letzten Treffen da beim Lidl. Ich will ein neues Leben mit dir beginnen, alles hinter mir lassen, neu anfangen. Wenn du das auch willst, weißt du, wo du mich findest. Ich werde dort sehnsüchtig auf dich warten. Aber nicht für immer. Vielleicht so 16 Jahre.
Dein Robert
Lieber Ivan,
vielen Dank für diese epische Partie Briefschach, die ganz sicher in die Geschichte unseres schönen Sports eingehen wird. Ich beende unser Spiel nämlich mit dem denkwürdigsten Matt der Schachgeschichte, einem Zug, so brillant und überraschend, so völlig beispiellos und außergewöhnlich kreativ, dass noch in hundert Jahren darüber gesprochen wird, dass man Bücher darüber schreiben wird. Halt dich fest: Bauer E2 auf E3!
Ha! Schachmatt, dein Egon.
Sehr geehrter Alexander Meier,
hiermit nominiere ich Sie für den Kader der Deutschen Nationalmannschaft für die anstehende Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland. Herzlichen Glückwunsch. Sollte ich in den nächsten 14 Tagen nichts von Ihnen hören, werte ich das als Absage und nominiere irgendeinen Blinden nach, vielleicht den Klose.
Hochachtungsvoll, Bundestrainer Jürgen Klinsmann
Sehr geehrter Kunde,
Glückwunsch zum geplanten Erwerb von Google-Aktien. Schicken Sie angehängten Vertrag bitte unterschrieben zurück, dann ist der Kauf zum Aktienpreis von 8,32 Dollar pro Stück bestätigt.
Herzlichen Dank, ihr Bankberater
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
ich habe keine Lust mehr auf meinen Job bei der Post und werfe hin. Eine Sache noch: Da steht eine Kiste mit Briefen im Hof, vergesst die bitte nicht. Ich lege meinen Abschiedsbrief der Einfachheit halber dazu.
Alles Gute, Horst