WHO ruft weltweite Notlage aus Was bedeutet die neue Mpox-Variante für Hessen?

Die WHO warnt: Die neue Affenpocken-Variante in Afrika soll ansteckender sein und könnte schwerere Verläufe auslösen als bisher. Schweden hat einen ersten Fall gemeldet, in Deutschland oder in Hessen ist bislang keiner bekannt. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Das undatierte Bild zeigt eine kolorierte Transmissionselektronenmikroaufnahme von Affenpockenpartikeln (rot) in einer infizierten Zelle (blau), die im Labor kultiviert wurde.
Das undatierte Bild zeigt eine Mikroaufnahme von Mpox-Partikeln (rot) in einer infizierten Zelle (blau), die im Labor kultiviert wurde. Bild © picture-alliance/dpa
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Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) sieht die öffentliche Gesundheit weltweit durch Mpox, früher Affenpocken genannt, bedroht. Doch in Hessen besteht derzeit kein Grund zur Beunruhigung: Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) gibt es hier bislang keine bekannten Fälle.

Aktuell geht das RKI nicht von einer erhöhten Gefährdung durch Mpox-Viren in Deutschland aus. Auch die Europäische Gesundheitsbehörde ECDC hatte das Risiko einer Ausbreitung der neuen Variante in Europa Ende Juli als "sehr gering" eingeschätzt.

Die WHO erklärte wegen der neuen und womöglich gefährlicheren Mpox-Variante in dieser Woche eine "Gesundheitliche Notlage internationaler Reichweite" (PHEIC), um Behörden weltweit zu alarmieren. Zuletzt hatte es in mehreren afrikanischen Ländern Mpox-Ausbrüche gegeben, Schweden meldete jüngst einen Fall.

Was macht die neue Mpox-Variante aus?

Die neue Variante des Mpox-Virus ist bekannt als Klade Ib. Sie wurde erstmals in der Demokratischen Republik Kongo identifiziert und weist offenbar eine höhere Ansteckungsrate und eine leichtere Mensch-zu-Mensch-Übertragung auf, weil sie möglicherweise auf bestimmten Oberflächen länger überlebt. Zudem gehen erste Experten von potenziell schwereren Krankheitsverläufen aus. Wissenschaftlich belegt ist das noch nicht, dafür liegen aus den betroffenen afrikanischen Staaten zu wenige Daten vor.

Hintergrund: Die Ausbrüche in Afrika wurden durch das ehemals Affenpockenvirus (Monkeypox virus, MPXV) genannte Virus verursacht. Mpox-Viren waren ursprünglich vor allem bei Nagetieren in West- und Zentralafrika verbreitet. Erstmals wurden sie in den 1970er-Jahren auf dem Gebiet der heutigen Demokratischen Republik Kongo entdeckt.

Wie gefährlich ist die neue Variante hierzulande?

Der WHO geht es zunächst einmal darum, Aufmerksamkeit auf ein Geschehen zu lenken, das in Zentralafrika vor sich geht. Das sagt Marcus Thomé, Chefarzt Infektionsdiagnostik und Klinische Mikrobiologie am Klinikum Kassel. Aber: "Die Welt ist ein Dorf, und was in Zentralafrika passiert, kann rein theoretisch durch Migration, durch Flüchtlingsbewegungen auch morgen in Europa passieren." Von daher sei es wichtig, Aufmerksamkeit zu generieren und sich entsprechend vorzubereiten.

Wie realistisch ist es, dass die neue Mpox-Variante nach Hessen kommt?

"Eine pandemische oder epidemische Ausbreitung, die in Hessen von Bürger zu Bürger vonstatten gehen würde, erachte ich persönlich als eher unwahrscheinlich, weil wir sehr viele präventive Maßnahmen haben, die das verhindern können", sagt Marcus Thomé. Zum Beispiel gelte es jetzt, diejenigen zu schützen, die Kontakt mit Patienten aus den entsprechenden Ländern hätten - etwa in Flüchtlingseinrichtungen oder in medizinischen Laboren. Dies könne durch Masken oder Impfungen geschehen. In der Allgemeinbevölkerung sei allerdings eine Maßnahme wie Maskentragen nicht nötig.

Wie bereitet sich Hessen auf einen Ausbruch vor?

Die Industrieländer sind relativ gut mit Impfstoffen und antiviralen Medikamenten vorsorgt - anders als der globale Süden. "Funktionierende Infektionsschutzmaßnahmen werden in den Gesundheitsämtern tagtäglich angewandt", sagte ein Sprecher des Hessischen Landesamtes für Gesundheit und Pflege (HLfGP). Dazu würden die bestehenden Lieferwege für Impfstoffe erneut überprüft.

Wie gefährlich ist Mpox für den Menschen?

Mpox sind eine Zoonose, das heißt, sie kommen vor allem bei Tieren vor, können aber auf den Menschen übergehen. Ursprünglich waren vor allem Nagetiere an dem Virus erkrankt. Die Übertragung von Mensch zu Mensch findet durch engen Körperkontakt statt.

Nach Angaben des RKI verlaufen Mpox-Infektionen deutlich milder als die seit 1980 als ausgerottet erklärten Menschenpocken. Bei einigen Patienten kann eine Infektion aber zu medizinischen Komplikationen und zum Tod führen. Gefährdet sind vor allem Kinder, Schwangere und immungeschwächte Menschen.

Welche Symptome sind typisch für Affenpocken?

Die Symptome von Affenpocken sind grippeähnlich. Betroffene haben Fieber, Kopf-, Muskel- und Rückenschmerzen sowie geschwollenen Lymphknoten. Außerdem kann großflächiger Hautausschlag dazukommen. Die Inkubationszeit beträgt zwischen sieben und 21 Tagen. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums sind infizierte Menschen "ansteckend, solange sie Symptome haben". Das dauere "in der Regel zwei bis vier Wochen" an.

Wie kann man sich vor einer Ansteckung schützen?

Experte Marcus Thomé rät Risikogruppen zu einer Impfung, diese sei gut wirksam. Seit 2013 ist in der EU ein Impfstoff zugelassen. Seit Juli 2022 wird dieser zum Schutz vor Mpox verwendet. Eine Impfung wird auch von der Ständigen Impfkommission (Stiko) vor allem für Risikogruppen empfohlen, die einem erhöhten Infektionsrisiko ausgesetzt sind. Das sind demnach zum einen Personen mit häufig wechselnden sexuellen Kontakten, aber auch Labormitarbeiter oder Menschen, die engen Kontakt mit infizierten Personen hatten.

Wann gab es die zuletzt Mpox-Fälle in Hessen?

Der erste Mpox-Fall war am 24.5.2022 in Frankfurt nachgewiesen worden, nachdem eine Person mit auffälligen Symptomen in die Uniklinik gekommen war.

Dem RKI waren im selben Jahr insgesamt 217 Fälle aus Hessen gemeldet worden, die meisten davon in der Gebietseinheit Darmstadt (198). In den Gebietseinheiten Gießen und Kassel war es im selben Jahr zu sechs beziehungsweise drei gemeldeten Fällen gekommen. Im Jahr 2023 waren insgesamt sieben Infektionen gemeldet worden.

Wie hat man die Situation 2022 in Hessen unter Kontrolle gehalten?

Den Ausbruch habe man durch eine Kombination von Maßnahmen eindämmen können, so der HLfGP-Sprecher. Ein Pocken-Impfstoff hatte auch gegen Mpox geholfen und konnte schnell bestellt werden. Dazu habe man Infektionsketten durch schnelle Kontaktverfolgung und Quarantänemaßnahmen unterbrechen können und gezielt Aufklärungskampagnen betrieben.

Warum wurden die Affenpocken in Mpox umbenant?

Mpox waren früher unter dem Namen Affenpocken bekannt, weil sie zufällig erstmals bei Affen nachgewiesen wurden. Die WHO will Krankheiten nicht nach Tieren oder Ländern benennen, in denen sie entdeckt werden. Damit will man Diskriminierungen vorbeugen. Deshalb empfiehlt die WHO seit dem 28.11.2022, die englische Bezeichnung "Monkeypox" für Affenpocken in "Mpox" zu ändern.

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