Verkehrspolizei beklagt Personalmangel Leichtes Spiel für Falschparker in Frankfurt
Die Kosten für Anwohnerausweise sind massiv gestiegen, Ortsfremde müssen fürs Parken in den Stadtteilen Tickets ziehen. Soweit die Theorie in Frankfurt. In der Praxis kommen Falschparker meist ungeschoren davon - und das könnte erst mal so bleiben.
Das Auto mit dem italienischen Kennzeichen stehe schon gut und gerne drei Monate unverändert am Rand der Schwarzburgstraße im Frankfurter Nordend, berichtet Anwohner Sebastian Beier. Ein Bewohnerparkausweis liegt nicht aus. Auch andere offensichtliche Sondergenehmigungen kann der unauffällige silberne Kleinwagen nicht vorweisen. "Aber einen Strafzettel hat er eben auch nicht bekommen", sagt Beier.
750 Euro Parkgebühren
Wer sich in diesem dicht besiedelten Bereich der Stadt nicht als Anwohner ausweisen kann, benötigt für das Abstellen eines Fahrzeugs eigentlich ein Parkticket. Zahlreiche Automaten wurden dafür in den vergangenen Jahren aufgestellt. Von Montag bis Freitag zwischen 7 und 22 Uhr kostet das Parken hier 50 Cent pro angefangener Viertelstunde, ein 24-Stunden-Tagesticket beläuft sich auf 12 Euro.
Im Fall des Kleinwagens wären das hochgerechnete Gebühren von rund 750 Euro. Kontrolliert hat das Auto aber offenbar niemand.
Die Fälle unberechtigter Dauerparker oder permanenter Gebührenpreller häuften sich, klagt Beier. Ein völlig demoliertes Fahrzeug ohne Nummernschildern sei zuletzt erst nach Wochen und einem konkreten Hinweis ans Ordnungsamt aus der benachbarten Nordendstraße abgeschleppt worden. Zudem parkten täglich Dutzende Autos von Studenten der angrenzenden Fachhochschule im gesamten Wohngebiet. "Ein Parkticket hat da fast niemand ausliegen", sagt Beier.
Werbung auf Youtube und Straßenbahnen
Das Problem fehlender Kontrollen ist bei der Stadt seit langem bekannt. Es mangelt massiv an Personal. "Es hat sich in den letzten Jahren nicht viel getan", gibt Christoph Semmet, stellvertretender Leiter der Frankfurter Verkehrspolizei, offen zu. Diejenigen, die eingestellt wurden, hätten gerade mal die Abgänge kompensieren können. Von 175 Stellen könnten derzeit nur rund 150 besetzt werden, und Priorität genießten häufig andere Aufgaben als das Aufschreiben von Falschparkern.
Dabei wirbt die Stadt kräftig um Verstärkung. Mit Plakaten auf Fahrzeugen oder Straßenbahnen, einer eigens geschalteten Homepage oder einem Youtube-Imagefilm wird nach künftigen Verkehrspolizisten gefahndet. Wegen der Vakanzen seien zudem die Bewerbungskriterien gesenkt worden, berichtet Semmet. Eine abgeschlossene Ausbildung ist nicht mehr nötig. Im Gegenzug winkt ein monatliches Bruttoeinkommen von rund 3.000 bis 3.500 Euro plus Zulagen.
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Ärger wegen gestiegener Parkausweis-Kosten
Mit einer deutlichen Verbesserung der Personallage rechnet Semmet dennoch nicht. Was gute Nachrichten für Falschparker sind, nervt zusehends die autofahrenden Anwohner in den 42 Frankfurter Bewohnerbereichen.
"Es gibt immer mal wieder Beschwerden", schildert der Bornheimer Ortsvorsteher Hermann Steib (Grüne). Gerade seit sich die Kosten für Parkausweise auf 120 Euro jährlich verfünffacht haben, wünschten sich Anwohner mehr Kontrollen.
"Die Leute sagen: 'Jetzt zahlen wir mehr, und sie nehmen uns die Parkplätze'", berichtet Steib. Aus einer angedrohten Unterschriftensammlung eines Anliegers sei bisher aber nichts geworden. Besonders betroffen von vollgeparkten Wohnvierteln seien jene Bereiche, in denen zwar Bewohnerparken, aber noch keine Pflicht zum Lösen eines Parktickets bestehe.
Die Rechnung dabei ist recht simpel: Auf rund 10 Euro beläuft sich ein normales Knöllchen in Anwohner-Zonen ohne Automaten. Mindestens das Doppelte kostet es, wenn gleichzeitig ein Ticket benötigt und nicht gelöst wird. Die Gefahr erwischt zu werden, scheint aber in beiden Fällen recht überschaubar.
Geänderte Kontroll-Strategie
"Es bleibt schwierig", hadert Verkehrspolizei-Vize Semmet mit der aktuellen Lage. Während man sich früher generell auf Stadtteile mit vielen Verkehrsverstößen konzentriert habe, gebe es seit etwa anderthalb Jahren eine neue Herangehensweise. "Wir wollen keine Bereiche, in denen wir nicht sind", erklärt Semmet. Gepaart mit der Personalnot bringt das im Umkehrschluss mancherorts aber deutlich weniger Kontrollen mit sich.
So wie offenbar im Fall des italienischen Kleinwagens im Nordend. Solche Fahrzeuge könnten der Stadt gemeldet werden, dann beginne die Überprüfung, rät Semmet. Häufig sei diese bereits im Gang, dauere wegen vieler rechtlicher Hürden aber länger: "Im Zweifelsfall kann das Auto dann abgeschleppt werden." Anwohner Sebastian Beier ist gespannt, ob sich in den kommenden Monaten etwas tut.