"Zorro bitte schlafen lassen!" Was jetzt den Gartenschläfer in Gefahr bringt

Werden die Tage länger und steigen die Temperaturen, werden oft auch die Nistkästen von Vögeln gereinigt. Doch Vorsicht: Für einen putzigen Gesellen kann das fatale Folgen haben. Der seltene Gartenschläfer hält dort womöglich noch Winterschlaf.

Ein Gartenschläfer, eine Art Maus, sitzt auf einem Stück Holz vor grünem Hintergrund.
Hier schaut er wach, doch die meisten Gartenschläfer sind noch im Winterschlaf Bild © picture-alliance/Jiří Bohdal

Kennen Sie den Gartenschläfer? Gemeint ist nicht etwa jemand, der nach einer langen Zechtour zu später Stunde vor verschlossener Haustüre steht. Der Gartenschläfer ist ein bis zu 14 Zentimeter großer Nager aus der Familie der Bilche.

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Langer Winterschlaf bis in den April

Tatsächlich ist das Wildtier des Jahres 2023 weniger bekannt als seine Verwandten, Siebenschläfer oder Haselmaus. Wie der Name es vermuten lässt, schläft der Gartenschläfer gerne und viel. Tagsüber sowieso, den Winter über ganztägig und das von Oktober bis April. Und hier liegt das Problem.

Denn oft wird er dabei durch gut gemeinten Frühjahrsputz gestört. Im März machten sich viele Naturschutzgruppen und Gartenbesitzer daran, Vogelnistkästen zu reinigen, heißt es vom Naturschutzverband BUND Hessen. Doch häufig schliefen darin noch Gartenschläfer.

Zu viele Feinde, zu wenig Nahrung

Für die Nager kann die Störung tödliche Folgen haben. Zum einen, weil für die noch trägen Tiere ein erhöhtes Risiko besteht, Fressfeinden zum Opfer zu fallen. "Zum anderen finden Sie jetzt auch noch wenig Nahrung wie Insekten oder Schnecken", erklärt BUND-Sprecherin Lynn Sophie Anders.

"Zorro bitte schlafen lassen!" ist daher ein Appell überschrieben, den der BUND Hessen jetzt veröffentlicht hat. Der von dem fechtenden Maskenträger aus Mantel- und Degenfilmen abgeleitete Spitzname bezieht sich dabei auf die markante Gesichtszeichnung des Tieres.

Kästen vollgestopft mit Moos

Ein deutlicher Hinweis auf einen Gartenschläfer im Nistkasten sei Moos und anderes Pflanzenmaterial. "Die Kästen sind dann vollgestopft von oben bis unten", sagt Anders. Vögel machen das dagegen nicht.

Halb mit Moos bedeckter Gartenschläfer in Nistkasten
Der Gartenschläfer überwintert am liebsten unter einer Moosdecke. Bild © BUND/Julia Beltz

Deshalb gilt: "Wenn man große Moosnester in Nisthilfen findet, bitten wir, den Kasten nicht auszuräumen, sondern einfach wieder zu schließen", so der BUND.  "Dort verbringt mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Gartenschläfer die kalte Jahreszeit."

Gute Kletterer

Fällt ein schlafender Gartenschläfer versehentlich beim Öffnen heraus, sollte er vorsichtig zurückgesetzt werden. Auch hoch an Bäumen hängende Kästen erreichen die Nager gut. "Gartenschläfer sind super im Klettern", sagt Anders.

2018 hatte der BUND zusammen mit der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung mit Sitz in Frankfurt das Projekt "Spurensuche Gartenschläfer" ins Leben gerufen. Hintergrund war, dass die Zahl der nur in Europa vorkommenden Tiere in den letzten Jahren stark zurückgegangen war.

An Rhein, Main und im Ried verbreitet

Das Mitmachprojekt sollte die Gründe für das Verschwinden der Tiere erforschen und Schutzmaßnahmen entwickeln. 2024 wurde es beendet. Die Erkenntnisse wurden in einem Handbuch veröffentlicht. Zudem wurde ein Meldeportal mit interaktiver Karte erstellt, die die aktuelle Verbreitung des Gartenschläfers zeigt.

Dort wird deutlich, dass der Gartenschläfer vor allem entlang von Rhein und Main verbreitet ist. Der BUND nennt Wiesbaden gar als inoffizielle Gartenschläfer-Hauptstadt. Zudem ist er im südhessischen Ried rund um Groß-Gerau noch relativ häufig zu finden. Einige wenige Nachweise gibt es auch im Raum Bensheim/Viernheim an der Bergstraße.

Zusätzliche Nistplätze reduzieren Konkurrenz

Damit sich die Gartenschläfer-Populationen wieder erholen, ist es also wichtig, die Tiere in ihrem Winterschlaf nicht zu stören und ihnen gute Lebensbedingungen zu bieten. Bei häufigem Auftreten von Bilchen sollte man zusätzliche Nistplätze schaffen, um den Konkurrenzdruck zu reduzieren.

Neben Nistkästen könnten auch wilde Ecken, Hecken und naturbelassene Bäume natürliche Überwinterungsplätze bieten, so der BUND. Damit helfe man dem Gartenschläfer und gleichzeitig Insekten, Igeln und anderen wildlebenden Tierarten.

Redaktion: Uwe Gerritz

Sendung: hr4,

Quelle: hessenschau.de