Was über den Leichenfund in Lauterbach bislang bekannt ist

Der Leichenfund in Lauterbach vor zwei Wochen beschäftigt die Behörden. Wie hr-Recherchen zeigen, gab es rund um das tatverdächtige Vermieterpaar immer wieder Konflikte. Was Behörden, Nachbarn und ehemalige Mieter sagen.

Das Bild zeigt einen SEK-Einsatz auf einem Hof mit Fachwerkhaus. Im Vordergrund ist ein rot-weißes Polizeiabsperrband zu sehen.
Eine Absperrband der Polizei wurde vor dem Wohnhaus, in dem die Leiche gefunden wurde, in Lauterbach-Wernges angebracht. Bild © Fuldamedia
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Nach dem Fund der sterblichen Überreste einer Frau in Lauterbach (Vogelsberg) vor zwei Wochen haben die Ermittler von ihren Erkenntnissen bislang wenig genannt. Was über den Aufsehen erregenden Kriminalfall bislang bekannt ist – Fragen und Antworten:

Wann und wie wurde der Leichenfund in Lauterbach bekannt?

Am 3. Juli gab es einen Einsatz eines Spezialeinsatzkommandos (SEK) der Polizei auf einem Anwesen in Lauterbach-Wernges. Auch Spürhunde und die Feuerwehr waren vor Ort. Bei den Durchsuchungen wurden die sterblichen Überreste einer Frau gefunden. Sie war Mieterin in dem Wohnhaus auf dem Hof.  

Wieso war die Feuerwehr bei der Durchsuchung in Wernges im Einsatz?

Bei den Durchsuchungen wurden Teile des Grundstücks umgegraben und ein unterirdischer Schacht ausgepumpt. Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger sagte, die Ermittler seien Hinweisen nachgegangen, wonach die Leiche auf dem Grundstück vergraben worden sei. Dies bewahrheitete sich aber nicht. Die Tote wurde stattdessen in einem Raum des Wohngebäudes entdeckt.  

Wer wurde bei dem Einsatz in Lauterbach festgenommen?

Festgenommen wurde der auf dem Anwesen lebende 58 Jahre alte Vermieter und seine 43 Jahre alte Lebensgefährtin. Sie sitzen seither in Untersuchungshaft. Das Paar steht laut Staatsanwaltschaft im Verdacht, die Frau umgebracht zu haben. Der Vorwurf: gemeinschaftlicher Totschlag. Das Motiv und Todesursache sind Gegenstand der Ermittlungen.

Sind die Festgenommenen vorbestraft?

Sie sind zwar nicht vorbestraft, wie die Staatsanwaltschaft sagte. Es gab aber in der Vergangenheit Anzeigen gegen den Vermieter – kleinere Delikte wie Beleidigung und Nötigung. Die Verfahren wurden aus Mangel an Beweisen jeweils eingestellt, wie die Staatsanwaltschaft erklärte.

Was sagen die Festgenommenen zu den Vorwürfen?

Das Paar bestreitet die Tat, wie Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger in Gießen sagte.

Was ist über das Opfer bekannt?

Das Opfer, das am Freitag beerdigt wird, war nach Angaben der Ermittler 55 Jahre alt. Über den genauen Todeszeitpunkt ist nichts bekannt.

Das Opfer sei nach der Trennung von ihrem Partner nach Lauterbach-Wernges gezogen, berichtet eine Angehörige der 55-Jährigen. Sie habe sich bereits zu Weihnachten nicht mehr bei ihrer Familie gemeldet, auch zu Geburtstagen am Jahresanfang hätte sie nicht mehr angerufen. Die Familie sei darüber zwar traurig gewesen – jedoch sei es nicht ungewöhnlich gewesen, dass das Opfer sich über mehrere Monate nicht meldet.

Wie wurde die Polizei auf den Fall aufmerksam?

Laut Polizei und Staatsanwaltschaft waren die Ermittlungen in dem Fall drei Tage zuvor, am 30. Juni, in Gang gekommen. Eine Polizeistreife war zu Streitigkeiten zwischen dem Vermieterpaar und einem ehemaligen Mieter nach Wernges gerufen worden. Dabei soll es um Differenzen wegen Mietzahlungen gegangen sein.

Der ehemalige Mieter sagte, dass sich in dem Haus bis Anfang des Jahres noch eine weibliche, geistig beeinträchtigte Person aufgehalten habe, die jedoch plötzlich verschwunden sei. In einer Vernehmung sprach der Mann laut Staatsanwaltschaft von "diversen körperlichen Übergriffen" auf das spätere Todesopfer.

Eine Angehörige bestätigte die geistige Beeinträchtigung – im Alltag sei die 55-Jährige aber kaum eingeschränkt gewesen.

Was erbrachte die Obduktion?

Angaben zum Obduktionsergebnis der Rechtsmedizin in Gießen hat die Staatsanwaltschaft bislang nicht gemacht. Dafür wurden ermittlungstaktische Gründe angeführt.

Wer wohnte alles in dem Haus in Lauterbach-Wernges?

Das Paar - beide Frührentner - vermietete Zimmer an diverse Mieterinnen und Mieter, sie lebten in einer Art Wohngemeinschaft zusammen. Nach Angaben des Vogelsbergkreises herrschte dort eine hohe Fluktuation, Mieter kamen und gingen in kürzeren Abständen. Einige von ihnen bezogen auch Sozialleistungen vom Amt, zum Beispiel Mietzahlungen im Rahmen des Anspruchs auf Bürgergeld, Hilfe zum Lebensunterhalt oder Grundsicherung wegen Erwerbsminderung.

Seit 2015 wohnten dort laut dem Vogelsbergkreis 18 Mieterinnen oder Mieter, die Leistungen erhielten. Mindestens eine Person hatte aufgrund ihrer schwierigen Lebenssituation auch eine vom Amtsgericht bestellte Betreuung. Einer Betreuerin sei vom Vermieterpaar der Zutritt zum Wohngebäude verwehrt worden, wie Nachbarn dem hr berichteten.  

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Vermieterpaar soll 55-Jährige in Lauterbach getötet haben

Polizeiabsperrband
Bild © hr
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Was sagen ehemalige Mieterinnen und Mieter?

Fünf Mieterinnen und Mieter des Objekts haben sich dem hr gegenüber geäußert, darunter zwei Paare und eine Einzelperson. Alle berichten davon, dass es zunächst ein "Wohnen auf Probe” gegeben habe. Das sei unauffällig verlaufen. Ein Paar berichtete dem hr, dass es nach der Probezeit zu Beschimpfungen und Bedrohungen seitens des Vermieterpaares gekommen sei.

Die Einzelperson, die im Jahr 2021 für mehrere Monate ein Zimmer im Haus gemietet hatte, schilderte körperliche Übergriffe des Vermieterpaares. Die Person musste laut eigener Aussage "die Drecksarbeit" im Haushalt erledigen. Außerdem sei ihr der Zugang zum Internet verwehrt worden. Ihr Zimmer habe die Person nach etwa einem halben Jahr mit Hilfe der Polizei geräumt.

Was sagen die Nachbarn in Wernges zum Fall?

Viele Nachbarn hielten sich nach eigenen Angaben von dem Vermieterpaar fern. Obwohl die Beschuldigte aus Wernges stammt, hätten sie und ihr Partner sich nicht sonderlich am Dorf- und Vereinsleben beteiligt. Am 30. Juni, wenige Tage vor dem SEK-Einsatz, nahm das Paar laut Nachbarn aber am Dorfflohmarkt teil.

Wie geht es nach dem Leichenfund in Lauterbach-Wernges weiter?

Laut Oberstaatsanwalt Thomas Hauburger werden die Ermittlungen noch länger dauern. Die Ermittler gründeten in Alsfeld (Vogelsberg) eine Arbeitsgruppe mit dem Namen "AG Haus", um die Todesumstände des Opfers und die Vorkommnisse im Haus aufzuklären.

Weitere Informationen

Sendung: hr4, 19.07.2024, 07.30 Uhr 

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Quelle: hessenschau.de