Wegen Hygienemängeln Gesundheitsamt schließt Rehaklinik in Nordhessen
Dreckige Böden und Urin an den Möbeln: Wegen massiver Hygienemängel hat das Gesundheitsamt eine private Rehaklinik in Bad Sooden-Allendorf geschlossen. Die Klinik hatte trotz Auflagen nicht ausreichend nachgebessert.
Das Gesundheitsamt Eschwege hat am Donnerstag die private Balzerborn-Rehaklinik in Bad Sooden-Allendorf (Werra-Meißner) geschlossen. Das hat eine Sprecherin des Kreises auf hr-Anfrage bestätigt. Die Schließung erfolge aus hygienischen Gründen.
Über die Missstände in der Klinik hatte zuerst die HNA berichtet. Demnach hatte sich eine Patientin im März beim Gesundheitsamt beschwert, unter anderem über Ungeziefer im Bad und im Bett, fleckige Handtücher und ungeputzte Böden.
Auch die Kontrolleure seien bei der anschließenden Begehung auf eklatante Mängel gestoßen, sowohl in den Zimmern als auch in den öffentlichen Bereichen. Einrichtungsgegenstände seien unter anderem mit Urin und Fäkalien verschmutzt gewesen.
Patient: Frische Handtücher gegen Bezahlung
Ein Patient bestätigte die Hygienemängel am Donnerstag gegenüber dem hr. Frische Handtücher habe es einmal wöchentlich gegeben. "Wenn man das häufiger wollte, hat es drei Euro extra gekostet", berichtet der Mann, der anonym bleiben möchte.
Die Bettwäsche sei in drei Wochen nur einmal gewechselt worden. Gewischt wurde in den Zimmern und im Bad demnach nur einmal in der Woche. "Aber nie alles auf einmal - es war nie komplett sauber."
Zu wenig Reinigungspersonal
Das Gesundheitsamt erließ nach der ersten Kontrolle Auflagen für die Klinik. So sollte sie laut HNA unter anderem Putzkräfte einstellen oder eine Fremdfirma beauftragen, da ein "erheblicher Mangel an Reinigungspersonal" bestünde. Zusätzlich sollten weitere, unangekündigte Kontrollen erfolgen.
Bei diesen hat sich offenbar gezeigt, dass die Situation sich nicht gebessert hat. "Die Schließung ist eine Folge aus den Ergebnissen der durchgeführten Nachbegehungen", ließ der Kreis am Donnerstag wissen. Die Ergotherapie sowie die Physiotherapie für ambulante Patientinnen und Patienten sind demnach von der Schließung ausgenommen.
Verfahren eingeleitet
Auch die zuständige Aufsichtsbehörde, das Regierungspräsidium Kassel, hat auf die Hygienemängel reagiert. Man habe ein gewerberechtliches Verfahren eingeleitet, erklärte ein Sprecher am Donnerstag.
"In diesem Verfahren wird geklärt, ob der Klinik gegebenenfalls die Konzession als Privatkrankenanstalt zu entziehen ist." Das Verfahren stehe noch am Anfang, mehr könne man dazu aktuell nicht sagen, so der Sprecher.
Sendung: hr-iNFO, 06.04.2023, 13.30 Uhr
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