Weitere Rekordfahrt geplant Bobbycar-Weltrekordler steigt um aufs E-Mobil
Mit über 120 Stundenkilometern auf einem Schubsauto für Kinder? Ein Student aus der Wetterau hält mehrere Bestmarken und will mit seiner neuesten Entwicklung sogar die E-Mobilität voranbringen - zu sehen auf der Erfinder-Messe in Fulda.
Bei der Erfinder-Messe in Fulda lässt Elektrotechnik-Student Marcel Paul erstmals die Katze aus dem Sack. An der Hochschule stellt der 30-Jährige aus Gedern (Wetterau) beim Forschertreff "Invent2Innovate" am Freitag und Samstag sein ungewöhnliches Fahrzeug vor, mit dem er bald durchstarten möchte.
Paul will im Spätsommer einen Geschwindigkeitsweltrekord mit einem elektrisch angetriebenen Bobbycar aufstellen. Eine zu überbietende Bestmarke gibt es in dieser absurd wirkenden Disziplin noch nicht. "Aber ich will direkt eine Benchmark ansteuern, die nicht so leicht zu knacken ist", sagt Paul.
Tempo 120 angepeilt
Paul will auf dem Hightech-Bobbycar Marke Eigenbau mehr als 120 Stundenkilometer schnell sein. Zeigen will er das auf der Start- und Zielgeraden auf der Rennstrecke Hockenheimring in Baden-Württemberg. Die Planungen laufen.
Paul hat einen wissenschaftlichen und spielerischen Antrieb für das Projekt, das auf seinem Hobby basiert: Bobbycar fahren. Die Kunststoff-Mini-Autos werden zwar gewöhnlich von Kindern genutzt, die sich darauf in Schrittgeschwindigkeit mit den Füßen durch die Gegend schieben.
Aber Paul hat auch als Erwachsener nie aufgehört, Bobbycars faszinierend zu finden, wie er bei Facebook dokumentiert. Er fährt seit vielen Jahren Rennen damit. Im vorigen Sommer stellte er zwei Weltrekorde auf.
Weltrekorde offiziell beurkundet
Im Vogelsberg raste er eine abgesperrte Landstraße hinab. Mit einem klassischen Bobbycar erreichte er 106,01 Stundenkilometer - ohne Motorantrieb. Und mit einem eigens für den Rennsport umgebauten Bobbycar sogar 132,72 Stundenkilometer, wie das Rekord-Institut für Deutschland (RID) festhielt.
Auf der Suche nach dem nächsten Adrenalin-Kick wurde der Rekord-Jäger schnell fündig: Es soll eine Bestmarke mit einem Bobbycar mit E-Motor werden. Die ersten Testfahrten hat er bereits unternommen. "Wir sind mit dem Projekt auf der Zielgeraden und müssen nur noch an der Feinabstimmung feilen", sagte er dem hr.
Umgesetzt hat er seine Konzeption mit Hilfe seines Arbeitgebers NTG, bei dem er in Gelnhausen einen Teil seines dualen Studiums absolviert. Als Fahrgestell hat Paul ein handelsübliches Bobbycar aus der Porsche-Edition gewählt. "Und dann ging der Spaß los: Wie bekommen wir da Motor, Steuerung und alles rein?"
"Das ist Hightech"
Nach langem Tüfteln hat es geklappt: Er verbaute eine zwölf Kilogramm schwere Lithium-Ionen-Batterie, die normalerweise für Rennboote genutzt wird. Eine Besonderheit sind auch die Reifen, die er neben das Chassis gesetzt hat. "Schlauchlos, auf selbst gedrehten Alufelgen - das ist Hightech", erklärt Paul stichwortartig.
Das Normalo-Bobbycar wiegt etwa 4,5 Kilogramm, seine umgebaute Version nun 30 Kilogramm. Und obwohl er auch noch seine auf 1,86 Metern Körpergröße verteilten 84 Kilogramm mitbringt, habe sein E-Bobbycar eine beachtliche Beschleunigung, die ihn glücklich und zuversichtlich mache, erzählt er: "In rund zehn Sekunden auf Tempo 100. Da bekomme ich das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht."
Bei aller Begeisterung für die Bastelei: Paul hat das Fahrzeug - mit seinem Kommilitonen David Reimund - zu Studienzwecken mit wissenschaftlichem Anspruch kreiert. "Wir wollen zeigen, wie leistungsstark und vielfältig einsetzbar E-Motoren sind", sagt der Student.
Auf der Straße fahren darf er damit nicht. "Es ist auch nichts für Kinder. Es ist ein Spaß- und Studienprojekt - vielleicht lässt sich davon aber etwas im Fun- und Rennsport anwenden, etwa auf Kart-Bahnen", sagt Paul. Dann hätte sein Fahrzeug über das Studienprojekt und den Weltrekordversuch hinaus noch einen Nutzen.