Angriff auf streikende Lkw-Fahrer Der polnische Detektiv und seine Miliz

Ein selbsternannter Detektiv aus Polen schickte offenbar seine Privat-Miliz nach Hessen, um streikende Lkw-Fahrer unter Druck zu setzen. Der Mann hinter der "Rutkowski Patrol" ist prominent, prollig - und zwielichtig.

Krzysztof Rutkowski mit Sonnebrille, im Hintergrund ein Mitglied seiner Patrouille
Krzysztof Rutkowski trägt gerne Sonnenbrille und posiert vor einem Uniformierten seiner "Rutkowski Patrol". Bild © Imago Images
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Krzysztof Rutkowski führt ein illustres Leben, das zeigen zumindest seine Accounts bei Facebook und Instagram mit insgesamt fast 200.000 Followern: Sonnenbrille, Goldketten, Mercedes, BMW, schöne Frauen und ein martialisches, panzerartiges Fahrzeug. Rutkowski geizt nicht damit, zu zeigen was er hat.

Sein Beruf: Er ist ein aus Fernsehen und bei Youtube bekannter Privatdetektiv in Polen. Und er "ermittelt" gerne im Ausland - am Freitag war seine Truppe in Hessen.

Schlägertrupps auf Mission in Hessen

Einer seiner aktuellen Auftraggeber war offenbar jener Spediteur, der sich an dem Streik seiner Lkw-Fahrer derart störte, dass er die "Detektei Rutkowski" engagierte. Am Karfreitag rückte das schwarze Fahrzeug, vor dem Rutkowski sonst gerne für Soziale Medien posiert, auf einer Raststätte der A5 ein. Ein schwarz gekleideter Schlägertrupp versuchte, die Fahrer einzuschüchtern. Die Polizei musste dazwischen gehen.

Privat-Detektiv Rutkowski auf Facebook mit dem schwarzen Fahrzeug  mit dem er offenbar auch seine Männer nach Deutschland schickte.
Privat-Detektiv Rutkowski auf Facebook vor dem schwarzen Fahrzeug, mit dem er offenbar auch seine Miliz nach Hessen schickte. Bild © Screenshot Facebook/ hr

Am Samstag sind die 18 festgenommenen Rutkowski-Sicherheitsleute und der Spediteur wieder frei gelassen worden. Laut Polizei tauchten sie danach nicht mehr auf dem Rastplatz auf, auf dem die Lkw-Fahrer immer noch für die Zahlung ihrer Löhne streiken.

Wie in Agentenfilmen

Wie es nun bei den Ermittlungen weitergeht und welche Folgen die Selbstjustiz einer polnischen Truppe auf deutschem Boden hat, war am Ostersamstag noch unklar. Die zuständige Staatsanwaltschaft Darmstadt teilte dem hr am Samstag mit, die Ermittlungen dauerten an, zu polnischen Behörden bestünde aktuell kein Kontakt.

Rutkowskis Miliz nennt sich "Rutkowski Patrol". Auf den ersten Blick könnte es sich um eine Einheit des SEK handeln: Schwarze Westen, Sturmhauben, ein metallener Stern um den Hals als "Ausweis", der aussieht als hätte sich Rutkowski von amerikanischen FBI-Agentenfilmen inspirieren lassen.

Ein Mitglied von "Rutkowski Patrol" posiert mit Phantasie-Emblem
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Dazu passt, dass die Aktionen der "Patrol" häufiger gleich auch gefilmt werden: Am Karfeitag auf der Raststätte war "Telewizja Patriot 24" vor Ort, die noch am gleichen Tag Videos online stellten, die den martialischen Einsatz zeigen.

Ein verurteilter Detektiv

Der Vorfall in Hessen reiht sich in Rutkowskis sonstige Machenschaften ein. Sein Kerngeschäft scheinen Entführungen oder Rückführungen - je nach Sichtweise - von polnischen Staatsbürgern und gestohlenen Autos zu sein. Rutkowski lässt sich auch nicht dadurch aufhalten, dass er schon mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geriet und verurteilt wurde, unter anderem wegen rechtswidriger Detektivtätigkeit.

Im Jahr 2012 berichtete die Berliner Tageszeitung BZ von einem Vorfall: Schwarz gekleidete Männer mit "Rutkowski Patrol"-Abzeichen sollen auf einer Straße in Berlin versucht haben, eine gebürtige Polin mit deutschem Pass gegen ihren Willen in eine Limousine zu zerren. Der mutmaßliche Entführer soll Privatdetektiv Rutkowski gewesen sein, laut BZ offenbar beauftragt vom Vater der jungen Frau.

"Meisterdetektiv" im Einsatz

Auf dem schwarzen Gefährt, das die "Rutkowski Patrol" zur Einschüchterung von Lkw-Fahrern nach Hessen steuerte, prangt auch eine Telefonnummer unter der die "Detektei Rutkowski" erreichbar ist. Die Nummer wählte offenbar auch ein Bus-Unternehmer in der Stadt Reichenau (polnisch Bogotynia), dessen Busse von Unbekannten angesteckt wurden. Die sächsische Zeitung berichtete, dass der "Meisterdetektiv" Rutkowski alarmiert worden sei, der nun "in alle Richtungen ermitteln lässt".

In Norwegen soll die "Rutkowski Patrol" ein 9-jähriges Mädchen aus einer Notunterkunft nach Polen entführt haben. In Tschechien soll er einen polnischen Mann, der einer Straftat verdächtigt wurde, eigenständig "verhaftet" und nach Polen gebracht haben, berichtete die Onlineseite von Radio Prague International im Jahr 2002.

Porträt von Rutkowski
Gut im Geschäft: Privatdetektiv und Promi Rutkowski. Bild © Imago Images

EU-Parlament, Luxusautos und Bling Bling

Zu diesem Zeitpunkt war Rutkowski nicht nur selbsternannter Ermittler, sondern auch Abgeordneter des Parlaments Sejm in Polen, laut Radio Prague half ihm sein Diplomatenpass unbehelligt die Grenze zu überqueren. Zwischenzeitlich war Rutkowski auch von 2003 bis 2004 Abgeordneter im Europäischen Parlament.

Laut der offiziellen Internetseite des EU-Parlaments hatte Rutkowski am vergangenen Donnerstag Geburtstag und ist 63 Jahre alt geworden. Auf seinem Instagram-Account postete er am Freitag ein Video aus einem polnischen Telekom-Shop.

Rutkowski lobt sich selbst für Aktion

In dem Video lobt er sich selbst für seine Aktion in Deutschland. "Wie ihr seht bin ich in Bestform. Meine Leute sind momentan auf dem Rückweg nach einer erfolgreichen Aktion in Deutschland", erzählt er in die Kamera.

Und er kündigt an, dass es weiter geht: "Natürlich streiken die Lastfahrer auch weiterhin, aber ich denke, dass weitere Maßnahmen von uns dazu führen werden, dass die Aktion beendet wird."

Das im katholischen Polen wichtige Osterfest verbrachte Rutkowski offenbar im Kreise seiner Autos und seiner Frau: Am Karsamstag postete er ein Video auf Instagram von sich vor reihenweise Luxuswagen mit ständig klingelndem Handy. Auf dem Weg bewarb der Detektiv mit Privatmiliz den Youtube-Account seiner Ehefrau Maja.

Quelle: hessenschau.de/Susanne Mayer