Bewerbung für Modellprojekt Wiesbaden will Cannabis in Apotheken verkaufen
Cannabis-Produkte in der Apotheke kaufen: Das könnte in Wiesbaden Wirklichkeit werden. Die Landeshauptstadt hat sich jetzt offiziell für ein solches Modellprojekt beworben. Wer jetzt schon vom Gras-Tourismus in Wiesbaden träumt, dürfte aber enttäuscht werden.
Wiesbaden will in einem Modellprojekt den Cannabis-Verkauf in Apotheken testen. Eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnete Gesundheitsdezernentin Milena Löbcke (Linke) am Donnerstag in Wiesbaden, wie die Stadt mittteilte.
"Der Aufbau einer zweiten Säule neben dem privaten Anbau und den Anbauvereinigungen ist essentiell, um den Schwarzmarkt zu marginalisieren und die Zielstellungen eines erfolgreichen Kinder-, Jugend- und Gesundheitsschutzes zu erreichen", betonte Löbcke.
Bundesweites Modellprojekt in Planung
Demnach will die Stadt mit dem Verein "Cannabis Forschung Deutschland" kooperieren. Dieser werde zeitnah ein bundesweites Modellprojekt unter wissenschaftlicher Begleitung des Zentrums für Interdisziplinäre Suchtforschung Hamburg auf der Bundesebene beantragen.
Dabei soll getestet werden, was besser klappt: der Verkauf über Apotheken oder über Geschäfte. Denn genau das hat die Bundesregierung geplant. Der Forschungsantrag soll im Oktober beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft eingereicht werden.
An dem Projekt wollen insgesamt bis zu 25 Städte teilnehmen - neben Wiesbaden auch weitere Städte aus der Rhein-Main-Region und aus dem ganzen Bundesgebiet. Dabei gibt es verschiedene Varianten. Wiesbaden würde den Verkauf über die Apotheken testen.
Wiesbaden baut "Koordinierungsstelle Cannabis" auf
Laut Mitteilung der Stadt Wiesbaden sind mehrere größere Apotheken bereits interessiert, bei dem Modellprojekt mitzumachen.
Zur Begleitung des Projektes werde im Gesundheitsamt derzeit eine "Koordinierungsstelle Cannabis" geschaffen.
Nicht jeder dürfte Cannabis in der Apotheke shoppen
Start für das Projekt könnte kommendes Jahr sein. Wer dann in Wiesbaden in der Apotheke Cannabis kaufen möchte, muss allerdings einige Bedingungen erfüllen. Thomas Völker, Referent für Gesundheit im Dezernat IV in Wiesbaden, sagte auf Anfrage des hr: "Die Abgabe muss genau kontrolliert werden. Nicht jeder kann dann in der Apotheke etwas kaufen."
Die Käufer müssen volljährig sein und sich zuvor bei einer zuständigen Stelle registrieren. Und das Cannabis darf in den Wiesbadener Apotheken nur an Wiesbadenerinnen und Wiesbadener herausgegeben werden. "Jemand aus dem Rheingau-Taunus kann hier zum Beispiel nichts bekommen", so Völker.
Die Hürden zeigen sich in der Praxis
Dass der seit April legale Konsum von Cannabis in der Praxis oft mehr Hürden mit sich bringt als vermutet, zeigt sich unter anderem auch bei den nun erlaubten Cannabis-Clubs. Ehe es mit dem Anpflanzen richtig losgehen kann, müssen die Anbauvereine so viele Voraussetzungen erfüllen und Lizenzen und Genehmigungen ergattern, dass die erste Ernte noch lange auf sich warten lassen wird.