"Weil ich's im Film so kenne" Zehn Schüsse auf die Wohnungstür: Versuchter Mord in Hanau vor Gericht
Drei Männer sollen im vergangenen Jahr bewaffnet zur Wohnung eines Bekannten in Hanau gefahren sein. Als der 47-Jährige ihnen die Tür vor der Nase zuschlug, eskalierte die Situation: Es fielen Schüsse. Nun stehen die Angeklagten vor Gericht.
Es klingt wie aus einem Film, was sich im März 2023 in einem Mietshaus im Hanauer Stadtteil Wolfgang zugetragen haben soll: Drei Männer im Alter zwischen 22 und 31 Jahren sollen die Wohnung eines Bekannten aufgesucht haben, um diesen dort anzugreifen.
Als der 47-Jährige dem Trio die Tür vor der Nase zuwarf, soll einer der Männer eine Pistole aus dem Hosenbund gezogen und das Magazin leer geschossen haben.
Filmszenarien hatte offenbar auch der Hauptangeklagte Jerome E. bei der Tat im Kopf, wie er am Dienstag zum Prozessauftakt vor dem Hanauer Landgericht schilderte: Er habe mit den Schüssen die Tür öffnen wollen, "weil ich's halt im Film so kenne", sagte der 31-Jährige. Er habe den Bewohner der Wohnung mit seinen Schüssen nicht verletzen und schon gar nicht töten wollen, beteuerte er.
Männer geben geplanten Angriff zu
Anders sieht das die Anklage: Sie wirft E. versuchten Mord vor. Der Vorwurf gegen seine zwei Begleiter lautet versuchte Körperverletzung. Die Männer sollen demnach mit einem Teleskopschlagstock sowie einer Pistole bewaffnet zur Wohnung des Opfers gegangen sein und an dessen Tür im dritten Stock geklopft haben. Soweit bestätigen alle drei Angeklagten die Vorwürfe am Dienstag vor Gericht.
Der Anklage zufolge wurden dann auch Todesdrohungen gegen den Bewohner ausgestoßen. Dazu äußerten sich die drei Männer vor Gericht bislang nicht.
Fotos belegen Schüsse auf Tür
Zu den Geschehnissen vor der Tür des 47-Jährigen erklärten die zwei Mitangeklagten vor Gericht, sie hätten versucht, die Tür einzutreten, nachdem sie ihnen vor der Nase zugeschlagen worden war. Als die Tritte nicht halfen, habe der Hauptangeklagte E. die Pistole gezogen. Bis zu diesem Zeitpunkt hätten sie von der Waffe nichts gewusst.
Fotos, die im Prozess gezeigt wurden, bestätigen, dass E. zehn Mal auf oder neben das Schloss zielte. Ein Projektil durchschlug den Ermittlern zufolge die Tür und blieb an einem Tischbein in der Küche im Boden stecken, der 47-Jährige blieb unverletzt.
Angeklagter wollte mit Pistole "Angst machen"
Die Staatsanwaltschaft geht beim Motiv von Rache aus. Hintergrund der Tat sollen familiäre Streitigkeiten gewesen sein. Auch dazu äußerte sich der Hauptangeklagte am ersten Prozesstag: Er sagte aus, der 47-Jährige sei einen Tag vor der Tat gegenüber seiner Mutter handgreiflich geworden.
Seinem Anwalt zufolge hatten die Mutter von Jerome E. und das Opfer eine "Hop-on-Hop-off-Beziehung", in der der Mann immer wieder gewalttätig geworden sei. Er habe "ihr das Leben zur Hölle gemacht", erklärte Jerome E. vor Gericht. Er habe dem Mann aus Hanau deshalb "ein Stoppschild" zeigen wollen: "Die Pistole war dazu da, ihm Angst zu machen."
Einen Waffenschein besitzt Jerome E., der sich im Prozess als Bauunternehmer vorstellte, nicht. Die Pistole und die Munition will er von einem Schrotthändler bekommen haben.
Festnahme durch SEK
Jerome E. und einer der beiden anderen Männer wurden kurz nach der Tat von einem Spezialeinsatzkommando in Bad Soden-Salmünster (Main-Kinzig) festgenommen, nach dem dritten wurde zunächst noch gefahndet.
Im Verfahren stehen voraussichtlich noch drei weitere Prozesstage an. Ein Urteil wird zeitnah erwartet.