Zocken im Unterricht Wie eine Schule in Nordhessen den Landwirtschaftssimulator zum Lernen einsetzt

Eine Berufsschule in Schwalmstadt-Treysa hat eine App namens "Lernacker" entwickelt, mit der Schüler die Arbeit in der Landwirtschaft lernen sollen. Dabei macht sie sich eine beliebte Traktor-Simulationssoftware zunutze. Jetzt hat die App einen Preis gewonnen.

Nahaufnahme von einem Screen mit virtueller Darstellung, auf welchem eine landwirtschaftliche Großmaschine auf dem Feld von oben zu sehen ist. Am Bildrand verschwommen und angeschnitten ein Kopf mit Kopfhörer und ein Lenkrad.
Schüler üben mit dem Computerspiel "Landwirtschaftssimulator". Bild © hr

Treckerfahren im Unterricht: "Mission Kartoffel" - so heißt die aktuelle Lerneinheit an der Friedrich-Trost-Schule im Schwalmstädter Ortsteil Treysa (Schwalm-Eder). Jonas Weber sitzt am Gaming-Rechner und zieht mit Traktor und Kartoffelroder - einer Erntemaschine für Kartoffeln - seine Bahnen.

Über den Bildschirm des 22-Jährigen flackert das Spiel "Landwirtschaftssimulator". Gemeinsam mit anderen Schülern "ackert" er hier digital für seine Ausbildung in der Landwirtschaft. Vor sich hat er ein großes Lenkrad, das mit dem Rechner gekoppelt ist.

Das Zocken am PC gehört zum Unterricht dazu. Schüler wie Jonas lernen dadurch die Arbeit in der Landwirtschaft und können einzelne Schritte vertiefen.

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Auszeichnung für Landwirtschaftssimulator "Lernacker“

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Lerninhalte in kleinen Portionen 

Das Spiel ist Teil des Unterrichts mit der App "Lernacker", die in einem Projekt an der Schule von Jugendlichen und Lehrern der Landwirtschaftsklasse gemeinsam entwickelt wurde. An der Berufsschule werden Jugendliche mit Förderbedarf unterrichtet. Die App vermittelt ihnen Theorie und Praxis rund um das Thema Landwirtschaft.

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Den Kartoffelroder haben die Schüler bereits vorher im Unterricht kennengelernt. Im Landwirtschaftssimulator sollen sie hinterher das Gleiche nochmal machen. So werden sie virtuell aufs Berufsleben vorbereitet. Lehrerin Kim Bauer ist sich sicher: so bleibt das Gelernte besser im Kopf.

Weber ist richtig stolz auf die App. "Wir haben da echt was Krasses gemacht, sagt der 22-Jährige. Auch wenn es für ihn eine Umstellung war, dass sie jetzt "während der Schulzeit zocken dürfen".

Nahaufnahme: links ein Screen mit virtueller Darstellung, rechts ein junger Mann mit Kopfhöher, der auf den Bildschirm blickt und ein Lenkrad - zwischen dem Screen und ihm - in den Händen hält.
Wenn Lernen Spaß macht: Die Schüer werden aufs Berufsleben vorbereitet. Bild © hr

Praxis auf dem Bio-Hof – vertiefen in der App 

Die App "Lernacker" ist das pädagogische Handbuch zum Landwirtschaftssimulator und deckt alle Lernfelder digital ab. So verbindet sie den praktischen Bereich mit den Inhalten aus dem normalen Berufsschulunterricht. 

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Beliebte Simulatoren

Das Spielen macht nicht nur den Schülern Spaß: Simulations-Software ist auch bei Gaming-Fans sehr beliebt. Damit das Erlebnis möglichst authentisch ist, gibt es oft spezielle Joysticks und Bedien-Hebel. Einen davon hat ein Hesse entwickelt: Mit der Seitenkonsole inklusive aufklappbarer Armlehne sollen sich die Spieler vor dem Computer wie in einem echten Traktor fühlen.

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Die einzelnen Missionen sind Lerneinheiten zu bestimmten Themen. Neben dem Schwerpunkt "Kartoffel" geht es auch um Felder wie "Weizen" oder "Rind". Darin werden virtuell beispielsweise pH-Werte bestimmt, ein Dünge-Plan entworfen oder Getreide geerntet. 

Für die praktische Ausbildung ist das Hofgut Richerode in Jesberg (Schwalm-Eder) angeschlossen. Der landwirtschaftliche Bio-Betrieb hält unter anderem Kühe, Schweine und Hühner und bewirtschaftet eigene Ackerflächen. 

Den Kartoffolroder aus der Simulation und aus der App gibt es hier in groß - und weil die Schüler ihn in Theorie und Spiel gut kennengelernt haben, haben sie vor Ort mehr Zeit für die Praxis. 

Nahaufnahme von einem Tablet, auf welchem eine landwirtschaftliche Großmaschine von oben mit Erklärtexten zu sehen ist. Oberdrüber steht "Kartoffel-Vollernte-Maschine". Ein Finger zeigt auf die Darstellung. Angeschnitten und unscharf zwei Köpfe am Rand des Bildes.
Die App "Lernacker" ist gleich dreifach ausgezeichnet worden. Bild © hr

App überzeugt gleich dreifach 

Die App ist jetzt gleich dreifach ausgezeichnet worden: Sowohl die Experten- als auch die Publikumsjury vergab für die Eigenentwicklung der Schule eine Auszeichnung. Dazu gab es den "Gold-Award".  

Der "Universal Design Award" wird für Produkte verliehen, die sich durch ihre breite, einfache und intuitive Nutzbarkeit auszeichnen und damit Zugang, Selbstbestimmung und Teilhabe schaffen. 

In der Begründung heißt es, das Konzept des "Lernackers" trage dazu bei, "junge Menschen mit Behinderung noch umfangreicher zu fördern und ihnen berufliche Chancen zu bieten."

Redaktion: Stefanie Küster

Quelle: hessenschau.de, mit Informationen von Ekkehard Drewes (hr)