Zwei Angriffe auf Menschen "Killer-Waschbären" mischen Kassel auf
Waschbären gehören zum Stadtbild Kassels seit Jahren dazu, allerdings werden die possierlichen Allesfresser zunehmend zu einem Problem. Das Forstamt glaubt aber weiter an das Gute im Tier.
Falls Sie auf der Suche nach Informationen zu Waschbären sein sollten, werfen Sie doch einmal einen Blick auf die Webseite der Stadt Kassel. Die selbsternannte "Waschbär-Hauptstadt Europas" präsentiert dort in elf Fragen und Antworten alles Wissenswerte zu Kassels tierischen Mitbewohnern und gibt zudem Tipps, um eine Verwechslung mit anderen Wildtieren auszuschließen. Nicht, dass wie in anderen Städten plötzlich ein vermeintlicher Löwe gejagt wird.
So heißt es dort: Waschbären hätten meist eine pummelige und buckelige Gestalt, könnten sich nur eher langsam fortbewegen und seien zudem miserable Springer. Klingt possierlich und eher nach einem netten Onkel als nach einer furchteinflößenden Bestie, oder?
Zwei Waschbär-Attacken innerhalb von zwei Tagen
Blickt man auf gleich zwei Vorfälle in Kassel in den vergangenen Tagen, muss der gute Ruf der etwa katzengroßen Tiere jedoch noch einmal überdacht werden. So wurde laut einem Bericht der HNA am Samstagabend zunächst eine Frau in ihrem Garten von einem Waschbären angefallen und verletzt. Die Seniorin habe gerade ein Buch gelesen, als der animalische Angreifer aus dem Gebüsch gesprungen kam und sich hinterlistig an ihrem linken Bein festbiss, berichtete das Waschbären-Opfer: "Wegen des Killer-Waschbären gehe ich nicht mehr in den Garten."
Am Montag entkam dann ein Student in der Karlsaue nur knapp einer Waschbären-Attacke. Der 25-Jährige, der nach dem Badminton-Training durch den Park nach Hause radelte, kam zwar ohne Kratzer oder Bisswunden davon. Seine Unversehrtheit verdankte er letztlich aber nur einem beherzten Tritt in die Pedale.
"Er hat geknurrt, kam wild auf mich zugelaufen und ist mir dann ins Fahrrad gesprungen", sagte der 25-Jährige dem hr: "Ich habe Gas gegeben und bin geflüchtet. Er ist dann an den Speichen abgeprallt." Wer weiß, was passiert wäre, wenn der Waschbär schneller rennen und höher hüpfen könnte.
Forstamtsleiterin verteidigt die Waschbären
Nach jahrelanger friedlicher Koexistenz von Menschen und Waschbären, die bereits seit knapp 90 Jahren in Nordhessen beheimatet sind, scheinen sich die Fronten also zunehmend zu verhärten. Waren bisher umgekippte Mülltonnen, umgegrabene Gärten oder illegal bewohnte Dachböden die größten Waschbären-Ärgernisse, verhalten sich die Tiere nun offenbar zunehmend aggressiv und angriffslustig. Hat Kassel also ein waschechtes Problem mit Problem-Waschbären?
Claudia Gutsche-Stohldreier, die Leiterin des Wolfhagener Forstamts, meint: nein. Es sei zwar richtig, dass Waschbären schon ordentlich zubeißen und Menschen verletzen könnten. Bei den beiden Vorkommnissen in dieser Woche handele es sich aber um bedauerliche Einzelfälle.
"Waschbären greifen Menschen nur an, wenn sie sich bedroht fühlen. Niedere Beweggründe sind mir nicht bekannt", betonte Gutsche-Stohldreier, die deshalb erst einmal auf Notwehr plädiert. "Das Aggressionspotenzial von Waschbären ist eigentlich nicht sehr groß."
Bei Angriff: laut schreien!
Und sollte es doch einmal zu einem - wie auch immer begründeten - Disput mit einem Waschbär kommen, rät Gutsche-Stohldreier dazu, die körperliche Überlegenheit des Menschen und die in der Regel eher ängstliche Natur des Waschbären auszunutzen. "Wenn man sich hinstellt und sie anschreit, gehe ich davon aus, dass sie weglaufen", sagte die Expertin. So schnell oder langsam sie eben können.
Sendung: hr4, 30.08.2023, 13 Uhr
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