Streit über Einwohner-Zahlen 39 Kommunen legen Einspruch gegen Zensus ein
In Dutzenden hessischen Kommunen regt sich Widerstand gegen die kürzlich veröffentlichten Bevölkerungszahlen. Denn die Korrekturen nach dem Zensus 2022 könnten finanzielle Folgen für Städte wie Gießen und Fulda haben. In Hanau steht außerdem der Großstadt-Status auf dem Spiel.
In Hessen haben 39 der 421 Kommunen Widerspruch gegen die amtliche Feststellung ihrer Bevölkerungszahlen eingelegt. Das teilt das Statistische Landesamt am Dienstag mit. Die Zahlen wurden im vergangenen November auf Basis des Zensus 2022 verschickt.
Im Anschluss wehrten sich Gießen und Hanau gegen die aus ihrer Sicht zu niedrig angebene Bevölkerungszahl. Im Dezember wurde bekannt, dass auch Fulda Einspruch eingelegt hat. Derzeit werden die Einsprüche geprüft, eine Entscheidung wird laut den Statistikern voraussichtlich bis Ende März erwartet.
Finanzielle Folgen für Kommunen
Schon im Juni 2024 hatte das Landesamt mitgeteilt, dass die hessische Bevölkerung weniger stark gewachsen sei als zuvor angenommen. Zum Stichtag 15. Mai 2022 lebten in Hessen demnach etwa 6,21 Millionen Menschen – statt wie zuvor geschätzt rund 6,37 Millionen - eine Korrektur von 2,6 Prozent nach unten.
Auch in zahlreichen Kommunen wurden die amtlichen Einwohnerzahlen gesenkt. Dagegen wehren sich nun viele Kommunen. Denn das neue Zensus-Ergebnis kann für die Kommunen zu finanziellen Einbußen führen. Betroffen ist neben den bereits genannten Städten auch Marburg.
In Hanau geht es außerdem um den Status als Großstadt. Ab 100.000 Einwohnern wäre die Stadt eine solche und würde neben mehr Geld aus dem kommunalen Finanzausgleich auch mehr EU-Fördermittel bekommen. Laut Zensus leben in der Stadt jedoch nur knapp 94.000 Menschen, was die Stadt für deutlich zu wenig hält.
Fluchtbewegungen, Meldedefizite und Corona-Effekte als Gründe
Die Abweichungen bei den Zahlen der Volkszählung 2011 und 2022 sind laut den Statistikern unter anderem durch Fluchtbewegungen und Meldedefizite bedingt. Viele ausländische Einwohner meldeten sich bei einer Rückkehr in ihre Heimat nicht ab.
Nun teilte das Landesamt außerdem mit: "Darüber hinaus können auch die mit der Corona-Pandemie verbundenen Beschränkungen das Meldeverhalten beziehungsweise die Meldemöglichkeiten von Wanderungen beeinflusst haben."