Bürgerentscheid Bürger in Limburg werden über Tauben-Tötung abstimmen
In Limburg wird es einen Bürgerentscheid geben, ob ein Teil der Stadttauben getötet werden soll. Das ist das Ergebnis einer Sondersitzung im Stadtparlament. Die Hürden für den Bürgerentscheid sind allerdings hoch.
In einer Sondersitzung des Limburger Stadtparlaments hielten die Stadtverordneten am Montagabend einstimmig an ihrem Beschluss aus dem November fest, einen Teil der Tiere töten zu lassen - letztlich machten sie damit den Weg frei für den Bürgerentscheid.
Der Beschluss aus dem November sah vor, dass Stadttauben mit Futter in eine Art Taubenhaus gelockt werden, aus dem sie nicht mehr entkommen können. Stattdessen sollen sie dort von einer Person mit behördlicher Genehmigung per Genickbruch getötet werden. Auf diese Weise will die Stadt die Taubenpopulation in relativ kurzer Zeit spürbar reduzieren.
Tierschützer sammeln Unterschriften für Bürgerbegehren
Tierschützer vom Stadttaubenprojekt hatten eine Unterschriftensammlung gegen die geplante Tötung ins Leben gerufen, bei der ausreichend Stimmen für ein Bürgerbegehren gesammelt wurden: Mehr als 3.300 gültige Unterschriften kamen zusammen, die notwendige Hürde von zehn Prozent der Wahlberechtigten – knapp 2.700 – wurde klar genommen.
Weil rund um den Beschluss im November Stadtverordnete von Tierschützern beleidigt wurden, stand die Sondersitzung am Montag unter Polizeischutz. Es kam erneut zu Protesten, es blieb aber friedlich.
Für die Stadtverordneten gab es am Montagabend zwei Möglichkeiten: den eigenen Beschluss kippen oder daran festhalten. Weil sie daran festgehalten haben, kommt es jetzt zum Bürgerentscheid.
Bei den Initiatoren des Bürgerentscheids rief die Entscheidung der Stadtverordneten gemischte Gefühle hervor. Natürlich wäre ihnen lieber gewesen, wenn der Entschluss gekippt worden wäre, sagt Tanya Müller vom Stadttaubenprojekt. "Wir hoffen aber jetzt, dass wir genug Zuspruch für den Bürgerentschied bekommen."
Hohe Hürde für Bürgerentscheid im Juni
Der soll am 9. Juni zusammen mit der Europa- und Landratswahl stattfinden. Um die Entscheidung der Stadtverordneten zu kippen, müsste sich dann allerdings nicht nur eine Mehrheit gegen die Taubentötung aussprechen. Diese Mehrheit müsste auch mindestens 25 Prozent der Wahlberechtigten in Limburg repräsentieren: Es wären also mindestens 6.681 Stimmen erforderlich. Gelingt dies, wäre das Taubentöten für mindestens drei Jahre vom Tisch.
Andere Städte setzen auf andere Methoden
Anfang des vergangenen Jahres waren laut Stadt bei einer Taubenzählung 272 Tiere in Limburg gezählt worden. Hochgerechnet geht man von 700 bis 1.000 Tauben im Stadtgebiet aus.
Andere Städte wie Gießen, Kassel oder Frankfurt kennen das Problem auch, setzen auf eine andere Methode zur Eindämmung der Population: das sogenannte Augsburger Modell. Dabei werden die Tiere in betreuten Taubenschlägen versorgt und gegebenenfalls auch gesundgepflegt.
Gleichzeitig werden ihre Eier dort aber mit Attrappen aus Gips oder Kunststoff getauscht. Die Idee: Die Taube brütet, es schlüpft aber kein Nachwuchs. Das Problem ist allerdings, dass es in den jeweiligen Städten meist viel zu wenige Taubenhäuser gibt.
Auf Eieraustausch setzt man auch in Wiesbaden. Gleichzeitig soll dort aber noch in diesem Jahr ein Pilotprojekt starten, bei dem die männlichen Vögel sterilisiert werden. Das wurde auch schon in Düsseldorf oder in Bern ausprobiert, wo erste Zählungen drauf hinweisen, dass dies tatsächlich hilft, den Taubenbestand zu reduzieren.
Redaktion: Benjamin Müller, Julian Moering, Andreas Bauer
Sendung: hr-iNFO, 19.02.2024, 22.00 Uhr
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