Deutliche Mehrheit bei Bürgerentscheid Hünstetter Bürger stimmen für Bau von Windkraftanlagen

In Hünstetten können die geplanten sechs Windkraftanlagen gebaut werden. Bei einem Bürgerentscheid sprachen sich 76 Prozent der Wähler für den Bau aus.

Windrad von unten aus der froschperspektive fotografiert
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Hünstetter entscheiden über Windkraft

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In Hünstetten (Rheingau-Taunus) durften die Bürgerinnen und Bürger am Sonntag nicht nur einen neuen Landrat wählen, sondern auch Ja oder Nein zur Windkraft sagen.

3.739 von ihnen (76,2 Prozent) sprachen sich für den Bau von sechs Windkraftanlagen aus, 1.166 (23,8 Prozent) stimmten dagegen. Insgesamt waren 8.546 Wahlberechtigte zur Abstimmung aufgerufen, die Beteiligung lag bei 57,6 Prozent.

Für einen gültigen Bürgerentscheid war eine Mehrheitsentscheidung - für oder gegen Windräder - von mindestens 25 Prozent der Wahlberechtigten und damit 2.137 Stimmen nötig.

Wäre dieses Quorum nicht erreicht worden, hätte die Gemeindevertretung die Angelegenheit nochmals beraten und dann selbst entscheiden müssen.

Bürgerinitiative warb für Windkraft

Die Gemeindevertretung hatte im September beschlossen, die Entscheidung pro oder kontra Windkraft vor der eigenen Haustür in die Hände der Hünstetter zu legen, obwohl die Gemeinde die Entscheidung auch selbst hätte fällen können.

Die Bürgerinititive "Nachhaltiges Hünstetten - ja zur Windkraft" hatte vor der Abstimmung kräftig getrommelt und versucht, möglichst viele Menschen zu informieren und zu überzeugen.

"Die Klimaziele in Hessen können nur so erreicht werden", sagte die Mitbegründerin der Initiative, Christina Redeker vor dem Bürgerentscheid gegenüber dem hr.

Es sei ökologisch und ökonomisch schlauer, den Strom vor Ort selbst zu produzieren. "Die Gemeinde würde enorm profitieren."

Kaum Gegenwind

Gegenwind bekamen die geplanten Windkraftanlagen sehr wenig. Die Fraktionen des Gemeinderats - Hünstetter Liste, CDU, SPD und Grüne - befürwortete den Bau. Nur der FDP-Vertreter war dagegen, wenn auch nicht grundsätzlich, wie er schriftlich erklärte.

Die AfD plakatierte Totenköpfe gegen Windräder in der Region. Sie ist aber kein Mitglied des Gemeinderats. Eine offene Gegenbewegung seitens der Bürger gab es nicht.

Christina Redeker von Bürgerinitiative "Nachhaltiges Hünstetten – Ja zur Windkraft" steht im verschneiten Wald bei Hünstetten
Christina Redeker von Bürgerinitiative "Nachhaltiges Hünstetten – Ja zur Windkraft" steht im verschneiten Wald bei Hünstetten Bild © Daniel Engstler

Drei Flächen ausgewiesen, eine bereits abgelehnt

Bürgermeister Jan Kraus (Hünstetter Liste) hat eine klare Vision für Hünstetten. "Ich sehe eine Zukunft, in der Windräder aus dem Wald herausragen, eine sprudelnde Gemeindekasse und Bürger, die direkt profitieren."

Drei Flächen stehen für die Windkraftanlagen zur Auswahl, eine davon hat der Bürgermeister bereits ausgeschlossen. "Das ist ein intakter Buchenwald zwischen Wallrabenstein und Wallbach, da wollen wir nichts reinstellen."

Viele Bäume sind vorgeschädigt

Die Bäume in den anderen zwei Gebieten, südlich von Strinz-Trinitatis und zwischen Wallbach und Görsroth, sind nach Angaben der Bürgerinitiative und des Bürgermeisters krank oder mussten schon gerodet werden.

"Der Wald ist dort wegen Trockenheit und Borkenkäferbefalls in einem traurigen Zustand", sagte Christina Redeker von der Bürgerinitiative. "Das ist ganz grundsätzlich ein Wirtschaftswald und viele Bäume, die jetzt noch stehen, sind auch nicht mehr zu retten", so Bürgermeister Kraus.

Mehr als sechs Anlagen seien jedoch von der Politik nicht gewollt und könnten nicht waldschonend aufgestellt werden. Grundsätzlich brauche man dringend Alternativen zu fossilen Brennstoffen, um CO2 einzusparen.

Lukratives Geschäft für Gemeinde und Bürger

Für die Hünstetter Bürger sollen sich die geplanten Windkraftanlagen mehrfach lohnen: Mindestens eine Million Euro pro Jahr Pacht und Gewerbesteuer würden durch sie in die Gemeindekasse gespült - eher mehr, so die Rechnung der Gemeinde. So könnten etwa Kita-Gebühren sinken oder andere Bereiche des Gemeindelebens besser finanziell versorgt werden.

An den erwarteten Gewinnen sollen die Bürger auch direkt beteiligt werden. "Da ist ein Bürgerbeteiligunsmodell etwa als Energiegenossenschaft mit Gewinnausschüttung denkbar", so Kraus. Welche Firma die Anlagen bauen soll, soll nun entschieden werden.

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Sendung: hr-fernsehen, hessenschau, 11.03.2023, 19.30 Uhr

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Quelle: Katrin Kimpel, hessenschau.de