In Hessen auf drittem Platz Bei Männern und auf dem Land - wo die AfD gut abschneidet

Hätten nur Hessen bei der Bundestagswahl abgestimmt, wäre die AfD noch hinter der SPD auf Platz drei gelandet. Trotzdem ist sie auch hier stark: Wo wurde sie gewählt und von wem?

Apllaudierende Bundespolitiker der Afd bei ihrer Wahlparty
Jubel bei der AfD: zweitstärkste Kraft im Bund, drittstärkste in Hessen. Bild © picture-alliance/dpa

Die AfD hat in Hessen bei der Bundestagswahl 17,8 Prozent geholt, weniger als im Bundesdurchschnitt (20,8 Prozent), aber 9 Prozent mehr als bei der Wahl 2021.

Auf dem Land, Mann, Arbeiter

Besonders in Ostdeutschland schnitt die in Teilen rechtsextreme AfD stark ab und auch in Hessen liegen die AfD-Hochburgen eher im Osten. Der durchschnittliche AfD-Wähler in Hessen dürfte eher im ländlichen Raum leben, Arbeiter sein - und männlich.

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hessenschau extra um 20.15 Uhr

Das hr-fernsehen sendet am Montag um 20.15 Uhr ein hessenschau extra zur Bundestagswahl: "Frauen und Direktmandate - die Wahl und ihre Verlierer". Zu Gast in der Sendung ist Ministerpräsident Boris Rhein (CDU).

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Ein Ergebnis zum "Jubeln" nannte es der hessische AfD-Spitzenkandidat Jan Nolte, der in seinem eigenen Wahlkreis im nordhessischen Waldeck Dritter wurde - hinter CDU und SPD, aber immerhin mit 21,4 Prozent. Das waren 12 Prozent Zuwachs seit der letzten Bundestagswahl.

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Das Thema Migration habe der AfD Stimmen eingebracht, sagte er am Wahlabend.

AfD in 21 Gemeinden auf Platz eins

Die AfD ist bei den Zweitstimmen in 21 von 421 hessichen Gemeinden stärkste Kraft geworden. Von insgesamt 22 Wahlkreisen ist sie in zehn Wahlkreisen beim Zweitstimmenanteil auf Platz zwei.

Am stärksten schneidet sie dabei im Wahlkreis Main-Kinzig – Wetterau II – Schotten ab, mit 24,8 Prozent. Bei den Landkreisen ist sie bei den Zweitstimmen in Hersfeld-Rotenburg am stärksten mit 24,7 Prozent. Auf Platz eins ist dort die CDU mit 28,9 Prozent.

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Bei den Erststimmen ist die AfD in vier Gemeinden stärkste Kraft in Hessen geworden: Cornberg (Hersfeld-Rotenburg) mit 35,5 Prozent, Steffenberg (Marburg-Biedenkopf) mit 31,1 Prozent, Brachttal (Main-Kinzig) mit 30,9 Prozent und Hirzenhain (Wetterau) mit 29,5 Prozent.

AfD-Hochburg Cornberg in Osthessen

In Hessen gibt es damit auch wieder eine sehr eindeutige AfD-Hochburg: Cornberg in Osthessen. Hier bekam die AfD bei den Zweitstimmen 33,4 Prozent. Cornberg fiel schon bei der Europawahl auf, damals war der Ort die einzige Gemeinde in Hessen, bei der die AfD mit 30,4 Prozent stärkste Kraft wurde. In Cornberg gewinnt die AfD auch mit deutlichem Abstand zur CDU, die mit mehr als 10 Prozent weniger auf Platz zwei landet (23,1 Prozent).

Allerdings ist Cornberg ein kleiner Ort: Die AfD gewann mit 275 Stimmen, insgesamt gingen im Ort 837 Menschen zur Wahl. Der CDU auf Platz zwei gaben 190 Menschen ihre Stimme.

Wer wählt die AfD?

Die Tendenz auf der Hessenkarte zeigt, dass die AfD in den Städten eher schwach, im ländlicheren Bereich eher stark ist. Keine neue Erkenntnis, das zeigte sich bereits bei vergangenen Wahlen.

Auffällig ist, dass bei der Bundestagswahl Menschen, die finanziell eher schlechter gestellt sind, sehr oft AfD gewählt haben - rund 39 Prozent. Bei Arbeitern und Arbeiterinnen liegt die Partei bei 38 Prozent.

Grafik mit den Anteilen an bestimmten Berufsgruppen unter den AfD-Wählern bei der Bundestagswahl
Bild © infratest dimap

Frauen und Männer wählen unterschiedlich

Wenn nur Frauen in Deutschland wählen dürften, würde die AfD schlechter abschneiden, bundesweit allerdings immer noch bei 18 Prozent liegen - gleichauf mit der SPD. Bei den Männern schneidet die AfD mit rund 24 Prozent besser ab, generell wählten Männer konservativer als Frauen bei dieser Bundestagswahl.

Bei jungen Wählerinnen und Wählern ist die Lücke bei den Geschlechtern noch größer, nur 15 Prozent der Frauen unter 24 würden AfD wählen, dafür 27 Prozent der Männer in der gleichen Altersgruppe. Auffällig ist hier auch, während die rechte AfD bei den jungen Männern stärkste Kraft ist, ist es bei den jungen Frauen genau der gegenteilige Trend: Hier wäre die Linke mit Abstand stärkste Kraft mit 35 Prozent.

Eine Grafik zeigt wie die Wähler und Wählerinnen unter 24 Jahren entschieden haben
Junge Frauen wählen eher links, junge Männer rechts Bild © hessenschau.de

Wer wählte wen bei der Bundestagswahl

In den Städten ist die AfD weniger erfolgreich als im ländlichen Raum: In Darmstadt, Marburg und Frankfurt kam die Partei auf rund 10 Prozent der Zweitstimmen, in Kassel auf 14,2 Prozent, in Gießen auf 13,1. Im Vergleich dazu bekam die AfD in Landgemeinden am meisten Stimmen, hier wählten rund 23 Prozent die AfD.

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In Umfragen vor der Wahl war die wichtigste Sorge der AfD-Wähler, dass es "zu viel Fremde" im Land gebe. Bei Union und SPD-Anhängern war es die Sorge um Trump und Putin, bei den Grünen die Klimawandel-Bedrohung, bei der Linken war es die Sorge, dass die Demokratie in Gefahr sei.

Und bei wem kommt die AfD nicht so gut an?

Bei der Gruppe junger Menschen bis 24 Jahren wäre die Linke stärkste Kraft geworden mit 25 Prozent. Die Links-Begeisterung geht allerdings nicht auf Kosten der AfD: Diese landete in der selben Altersgruppe auf Platz zwei mit 21 Prozent. Bei den jungen Menschen verlor vor allem die Union, sie kam noch auf 13 Prozent und verlor dabei 16 Prozent im Vergleich zu 2021. Auf Platz vier und fünf landeten die SPD (12 Prozent) und die Grünen (10 Prozent).

Grafik mit den Anteilen von jungen Frauen in den Städten und älteren Männern auf dem Land unter den Wählern der Parteien bei der Bundestagswahl
Bild © infratest dimap

Rentnerinnen und Rentner wählten die AfD unterdurchschnittlich, sie brachten der Partei nur 13 Prozent bundesweit. Und je älter die Menschen waren, desto schwächer schnitt die AfD ab. In der Altersgruppe 70 Jahre und älter schnitt sie am schlechtesten ab und kam noch auf 10 Prozent. Hier war die Union überdurchschnittlich stark mit rund 43 Prozent.

In den Altersgruppen 25 bis 44 schnitt die AfD hingegen am stärksten ab - mit über 24 Prozent. Außerdem auffällig: Es wählen weniger Menschen mit hoher Bildung die AfD: Hier kommt die Partei auf nur 13 Prozent.

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Sendung: hr INFO,

Quelle: hessenschau.de